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Wie kann Artenschutz in der Landwirtschaft gelingen? Bauern und Naturschützern diskutieren kontrovers

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Kontroverse Diskussionen in Wartaweil: (v.l.) Margret Hütt, Alois Kramer, Norbert Grenzebach, Georg Zankl, Roland Günter, Johann Drexl, Axel Schreiner (BN), Dr. Stefan Gabler, Dr. Helene Falk, Dr. Michael Schwertl, Johannes Enzler, Dominik Fehringer und Constanze Gentz. © Andrea Jaksch

Landwirte und Naturschützer redeten in Wartaweil über den Artenschutz - und über die Folgen des Volksbegehrens. Es war eine sehr kontroverse Diskussion.

Wartaweil – Lange bevor sich so viele Menschen mit ihrer Unterschrift für Artenvielfalt aussprachen, hatte der Bund Naturschutz im Naturschutz- und Jugendzentrum Wartaweil zu einem Landwirtschaftstag geladen. Unter dem Arbeitstitel „Artenvielfalt in der Landwirtschaft – Wie kann es gelingen?“ kamen ein Biologe, ein Bio-Landwirt und ein Wildlebensraumberater zu Wort, aber auch konventionell arbeitende Landwirte wie Starnbergs Kreisobmann Georg Zankl.

Die Landwirte fühlten sich wir schon beim Volksbegehren als Sündenböcke hingestellt. „Wir Landwirte waren schon immer umweltbewusst“, wehrte sich Zankl gegen anderslautende Stimmen. Er forderte dazu auf, Gesetze neu zu überdenken. Vor allem seitens der EU, von der der Kreisobmann mehr Förderung der Regionalität forderte. Der den Landwirten nachfolgende Multivisionsvortrag von Roland Günter führte den rund 100 Zuschauern die Notwendigkeit vor Augen, besser heute als morgen zu reagieren. Anhand von Lebewesen, die an einer Margerite leben, zeichnete der Biologe eindrücklich die Auswirkungen des Artensterbens nach. „In 100 Jahren sind alle Insekten weg“, fasste Dr. Falk den Vortrag zusammen. Wie Wiesen ihre Blüte zurückgewinnen können, beschrieb Bio-Landwirt Norbert Grenzebach. Auf seinem Hof werden die Milchkühe noch auf die Weide getrieben, wo sich gemeinsam mit Bienen, Schmetterlingen und Co. an einem Blütenmeer sattessen. Als er vor 35 Jahren den Hof übernahm, habe es auf 52 Hektar Grünland keine Blühflächen mehr gegeben, sagte der Hochstadter. Also säte er in einigen Bereichen Blühsamen aus. „Erst hat sich gar nix gerührt“, erinnerte sich Grenzebach. Plötzlich „ist es doch explodiert“. Geduld sei gefragt. „Was die Milchkühe fressen und scheißen ist die Düngung.“

Einen gemeinsamen Nenner finden Naturschützer und Landwirte nicht 

Finanzielle Unterstützung für die biologisch arbeitenden Bauern gebe es genug, sagte Dominik Fehringer. So viel, dass der Wildlebensraumberater im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in seiner ihm vorgegebenen Redezeit in geradezu schwindelerregendem Tempo durch die Fördermöglichkeiten aus dem Topf vom so genannten KULAP jagte. 600 Euro pro Hektar für Blühwiesen, 8 Euro für jeden gepflanzten Obstbaum sowie geförderte Hecken als Rückzugsraum für Lebewesen.

Alles schön und gut, fand eine Zuhörerin. Sie wunderte sich, dass sich die Verpflichtungszeitraum auf fünf Jahre beschränkt. Eine Begründung bekam sie nicht. Der Boden werde in dieser Zeit aber wertvoller. Und natürlich gäbe es für neue Flächen Fördergelder. Grenzebach und Fehringer zeigten das Wie auf, Günter das Warum.

Einen gemeinsamen Nenner konnten Naturschützer und Landwirte auch in Wartaweil nicht finden. Nichtsdestotrotz waren sowohl Kreisobmann Zankl als auch BN-Geschäftsführerin Dr. Helene Falk am Ende guter Hoffnung, dass eine praktikable Lösung im Sinne aller gefunden werden könne.

Michèle Kirner

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