Doppelter Blick hinter die Kulissen

Jede für sich ist schon ein Ausbund an Kraft und Ausstrahlung. In Starnberg trafen Katerina Jacob un ihre Mutter Ellen Schwiers bei einer Lesung zusammen.
Starnberg - Welch ein Duo: Über Jahrzehnte haben Katerina Jacob und Ellen Schwiers die Bühnen Deutschlands beherrscht. Mit Humor, Esprit und Showtalent sowie einer Menge Anekdoten ihres Ensembles füllten sie jetzt auch den Abend in der Starnberger Bücherjolle.
Jacob hat die amüsanten Schauspieler-Episoden in ihrem neuen Buch „Alles nur Theater“ (mvg-Verlag) zusammengefasst und nutzte sozusagen den Heimvorteil am Starnberger See, um neue Fans zu gewinnen. Was ihr vermutlich auch leicht gelingen wird: Mit den Geschichten ihrer teilweisen Auswanderung landete sie unter dem Titel „Oh (weia) Kanada“ schon 2015 einen Bestseller.
„Das Ensemble“, gegründet Anfang der 1980er Jahre, gab 2014 seine letzte Vorstellung. Eigentlich. Denn wer jetzt die charmante Grande Dame Ellen Schwiers mit ihren kurzen Ergänzungen und dazu die quirlig-dominante Tochter, ein Energiebündel par excellence, erlebte, der genoss nochmal Showtime. Im Mittelpunkt standen allerdings nicht die Klassiker der Literatur, sondern Jacob und die Freuden und Leiden einer scheinbar ewigen jungen Schauspielerdynastie.
Lange Monate nonstop auf Tournee, Hotels, die man sich früher noch „schönsaufen“ musste, die Marotten des Teams, technische Pannen und menschliche Aussetzer – was wie Horrorszenario klingt, ist anscheinend ein Jungbrunnen: Jacob (59) und Schwiers (86) waren eineinhalb Stunden lang nicht zu bremsen, blickten mit sichtlichem Vergnügen auf alle Pannen und Missgeschicke zurück.
Die besten Geschichten sind ja ohnehin die, die das Leben selber schreibt, zumindest wenn man sie mit so viel Humor nimmt wie Jacobs. Pointiert vorgetragen war es an sich der ganz normale Wahnsinn des Reisens und der damit verbundenen Begegnungen mit vielen Menschen, die manche Theateraufführungen mit staubtrockenem Humor und absurden Szenen zur Komödie machten.
Der Blick hinter die Kulissen wurde doppelt gewährt: Zum ersten durch die vielen vertrackten Situationen und die spontanen Notlösungen, zum zweiten auch durch das bestimmende Verhalten der Tochter der Mutter gegenüber. Da flogen früher sicher manchmal die Fetzen. Vor allem deswegen, weil das „Das Ensemble“ ein Familienunternehmen war.
Tonnenschwere Kostüme, völlige Text-Hänger, verschlossene Bühneneingänge, verlorene Requisiten, manche Kollateralschäden und manch beherztes Eingreifen des Publikums trug Jacob in moderner, auf Witz getrimmter Sprache vor. Man merkt ihr die Kabaretterfahrung an und auch das Vergnügen, im Mittelpunkt zu stehen und die Zuhörer um den Finger zu wickeln. Noch stärker spürbar bei den Auszügen aus dem Kanada-Buch. Die Starnberger ließen sich willig begeistern und feierten „ihre“ Schauspielerinnen vom Ostufer.
Freia Oliv