Massenansturm auf unsere Eis-Seen
Was für ein Wochenende! Dickes Eis auf Pilsensee und Wörthsee, zugefrorene Buchten an Ammer- und Starnberger See, dazu Sonne satt. Allein auf dem Wörthsee tummelten sich am Wochenende 15 000 Menschen. Das Nachsehen hatten die Rettungskräfte. Für sie gab es teilweise kein Durchkommen.













Landkreis – Das hat es seit Jahren nicht mehr gegeben – so ein Eis und so ein Wetter. Bei der Wasserwacht in Wörthsee rätseln die Rettungskräfte am Sonntagnachmittag im Abendlicht, wann es das letzte Mal so grandios war. Vor fünf Jahren? Vor acht? Egal, an diesem Wochenende trägt das Eis zuverlässig die Massen, die den Autokennzeichen nach aus München, Fürstenfeldbruck, Dachau, Landsberg und Augsburg angereist sind, um dieses Naturphänomen zu genießen.
In Scharen gleiten tausende Menschen über den Wörthsee, mit Schlitten, Fahrrädern, Eishockey spielend, Pirouetten übend, mit Hunden oder auch zu Fuß. Zuverlässig bewacht von den Mitgliedern der Wasserwachten am Pilsensee und am Wörthsee, unterstützt von BRK und Feuerwehr. Alle sind erleichtert am Sonntagnachmittag. Niemand ist eingebrochen, bis zu 25 Zentimeter dick ist das Eis an manchen Stellen. Zu tun hatten die Rettungsteams trotzdem, vor allem am Samstag auf dem Wörthsee: Knochenbrüche, Kopfplatzwunden, kaputte Knie und Gehirnerschütterungen. Von acht Einsätzen berichtet der Vorsitzende der Kreiswasserwacht, Andreas Fischer: „Die meisten davon am Wörthsee.“
„Wir sind eigentlich unentwegt unterwegs gewesen“, berichtet Wörthsees Wachleiter Witiko Unger. Am Sonntag war es erstaunlicherweise sehr viel ruhiger. Werden die Rettungskräfte alarmiert, schickt die Feuerwehr Steinebach ihren Rettungsgleiter los. Der sammelt die Kräfte der Wasserwacht auf und fährt sie zur Unfallstelle.
„Wir arbeiten hervorragend zusammen“, sagt Christoph Aumiller, Vorstand der Wasserwacht-Ortsgruppe. Der Gleiter schafft die Strecke von der Wasserwacht in Steinebach bis nach Oberndorf in etwa sechs Minuten. Und auch der Parkwahnsinn dieses Wochenendes beeindruckt ihn nicht: „Eine verletzte Person an der Rossschwemme konnte nicht vom Krankenwagen aufgenommen werden – der kam nicht durch“, berichtet Jule Heuchert von der Wasserwacht Wörthsee. So musste die Verletzte mit dem Rettungsgleiter nach Steinebach gebracht und dort in den Sanka geladen werden.
Der Verkehr rund um den Wörthsee war also fast das größere Problem an diesem Wochenende. Robert Thoma, Bootsführer bei der Feuerwehr Steinebach, findet die Situation „noch schlimmer als im Sommer“. Tatsächlich standen die Fahrzeuge weit über das Ortsende hinaus am Fahrbahnrand, die Maistraße ist dicht. Am S-Bahnhof hingegen war noch viel Platz.
Zugeparkt war auch die Seestraße rund um das Strandbad am Pilsensee. „Etwa 2500 Menschen“, schätzt Maxi Jost von der Wasserwacht Pilsensee auf und an dem Eis. Auch dort hielt das Eis: Ludwig Zitzelsberger, Leiter der Schnelleinsatzgruppe, spricht von sechs Erstversorgungen. Wie die Wörthseer waren auch die Wasserwachtler am Pilsensee jeden Tag von morgens bis zum Sonnenuntergang mit sieben bis zehn Leuten im Dienst. „Wir sind selbst überrascht, wie wenig passiert ist angesichts der Menge an Leuten“, sagt Zitelsberger.
Einen richtig guten Tag erlebte die Gastronomie. Max Hippius, Wirt im Augustiner, strahlte Sonntagabend von einem Ohr zum anderen. Der Wirtsraum und der Garten waren voller Gäste. Am Il Kiosko gab es lange Schlangen, am Pilsensee versorgten die Wirtinnen ihre Gäste im Strandbad mit Kuchen und Getränken, am Weßlinger See herrschte rund um den Kiosk Belagerungszustand.
Mit Sorge sehen die Wasserwachtler nun jedoch der neuen Woche entgegen. Heute Abend soll es regnen. Und es friert nachts nicht mehr. „Dann wird es sehr gefährlich“, mahnt Aumiller und appelliert an die Vernunft der Menschen.