1. Startseite
  2. Lokales
  3. Starnberg

Und täglich grüßt die Höhenkontrolle

Erstellt:

Kommentare

null
Die Tunneleinfahrt bei Etterschlag in Richtung Lindau. Das Foto entstand vor der Freigabe. © Dr. Christian Hocke

Über Monate hinweg strapazierte die Sanierung der Tunnel Etterschlag und Eching die Nerven der Autofahrer. Nun ist die Baustelle endlich fertig, da geht neuer Stress los. Mehrmals pro Woche löst die Höhenkontrolle aus (wir berichteten). Das sorgt jedes Mal für Stau. Wir haben Experten zum Thema befragt.

Etterschlag – Bauoberrat Dr. Christian Hocke (48) ist bei der Autobahndirektion Südbayern, Dienststelle in Kempten, zuständig für Brücken und Ingenieurbau. Er war für die Realisierung der technischen und baulichen Maßnahmen als Projektleiter verantwortlich. Dass die Höhenkontrollen bei den Tunneln Eching und Etterschlag seit Inbetriebnahme vor Weihnachten mehrmals die Woche auslösen, hat er schon gehört. Die Häufung bringt er keinesfalls mit einem Defekt der Anlage in Zusammenhang. „Wenn die Höhenkontrolle kaputt ist, löst sie gar nicht aus“, sagt er. Die Tunnel Etterschlag und Eching sind erst seit ihrer Sanierung, die 40 Millionen Euro gekostet hat, mit Höhenkotrollen ausgerüstet. „Richtlinienkonform“, wie Hocke es bezeichnet. Involviert ist auch Josef Seebacher, Pressesprecher der Autobahndirektion Südbayern. Er hat fast täglich mit Autofahrern zu tun, die ihn völlig entnervt anrufen.

Wie funktioniert die Höhenkontrolle? Vier Sensoren nehmen etwa 500 Meter vor der Tunnelabfahrt bei durchfahrenden Lkw Maß, und zwar jeweils zwei in 4,38 und 4,33 Meter Höhe, in einem Abstand von einem Meter. Die erlaubte Höhe bei Lkw beträgt vier Meter. Für höhere Ladung muss eine Sondergenehmigung her. „Alle vier Sensoren müssen melden: hier ist etwas“, erklärt Hocke. In diesem Fall schalten die Ampeln an der Tunneleinfahrt auf Rot.

Was passiert, wenn die Kontrolle ausgelöst wurde? „In unserem Rechenzentrum in Freimann wird der Alarm registriert. Ein Mitarbeiter verständigt die Polizei“, erklärt Seebacher. Die Beamten vermessen den Lkw und entscheiden, ob umgeladen werden muss. „Die haben oft eine Menge Spielraum“, weiß Seebacher. Eventuell wird Luft aus den Reifen gelassen. Hilft alles nichts, muss die Autobahnmeisterei Inning die Mittelplanken entfernen – der Lkw wendet. „In dem Moment müssen alle Fahrbahnen gesperrt werden“, erklärt Hocke. Bisher allerdings konnten die Lkw durch den Tunnel geleitet werden.

Was geschieht, wenn ein Lkw-Fahrer die rote Ampel ignoriert? Tatsächlich, manche fahren einfach weiter „weil sich heute niemand an Regeln hält“, schimpft Seebacher. Das Risiko ist groß: Er will sich gar nicht vorstellen, was geschieht, wenn ein Lkw im Tunnel einen Scheinwerfer abreißt und Menschen zu Schaden kommen. Bisher ist dieser Fall nicht eingtreten.

Welche Konsequenzen hat der Spediteur zu tragen? Im Bußgeldkatalog müssen Lkw-Fahrer, die mit zu hoher Ladung unterwegs sind und Höhenkontrollen auf Autobahnen auslösen, zwischen 160 und 240 Euro zahlen. Sind sie auch noch durch Rot durchgedonnert, kommt ein Punkt dazu. „Viel zu niedrig“, findet Seebacher die Strafen. Wenn ein Spediteur jedem im Stau stehenden Autofahrer fünf Euro zahlen müsse, sähe das mit der Sorgfalt bei der Lkw-Beladung sicher anders aus.

Wie lange dauert es, bis die Tunnelampel wieder auf Grün geht? Immer viel zu lang, klar. In jedem Fall muss erst die Polizei kommen. „Aber wenn gerade woanders ein Einsatz ist, kann das schon mal dauern“, sagt Seebacher. Doch nur die Polizei kann den Tunnel wieder freigeben.

Wie reagiert die Autobahndirektion? „Wir werden uns mit der Polizei zusammensetzen und schauen, in wie weit wir die Spediteure informieren können“, kündigt Seebacher an. Ein Spediteurhabe schon sehr zerknirscht angerufen und gefragt, wie hoch denn nun genau sein Lkw sein könne. Zu prüfen sei, ob es sich immer um die gleichen schwarzen Schafe handele, die bei der Tunneldurchfahrt immer hoch pokern würden.

Auch interessant

Kommentare