Sicher zur Schule: Schulung zum Schülerlotsen

Seit 70 Jahren gibt es in Deutschland Schulweglotsen. Mittlerweile wird das Ehrenamt überwiegend von Erwachsenen ausgeübt. Für deren Ausbildung sind Polizisten der Inspektion Gauting zuständig, die regelmäßig Seminare an Schulen veranstalten.
Landkreis – Neun interessierte Eltern sitzen in kleinen Gruppen an den Tischen des Klassenzimmers 2.01 in der Grundschule Pöcking und lauschen dem Vortrag von Polizeiobermeister Julian Kolein. Der Beamte der Inspektion in Gauting besucht zusammen mit seiner Kollegin Polizeiobermeisterin Franziska Summer regelmäßig Grund- und weiterführenden Schulen im gesamten Landkreis, gibt Seminare zum Thema Sicherheit auf dem Schulweg und bildet sowohl Schülerlotsen als auch Schulweghelfer aus. „Als Streifenpolizist sieht man immer wieder, dass Kinder Situationen im Straßenverkehr nicht als Gefahr sehen und Geschwindigkeiten noch nicht richtig einschätzen können“, sagt Kolein zu seinen Zuhörern. „Deshalb sind Schulweghelfer so wichtig.“
Die Gemeinde Pöcking ist vor Kurzem auf die Polizeiinspektion Gauting zugekommen mit der Bitte Interessierte zu Schulweghelfern auszubilden. „Wir haben einige neue Eltern dazugewinnen können“, sagt Claudia Mörtl, Organisatorin und Elternbeiratsmitglied. Insgesamt gibt es in der Gemeinde rund 20 Ehrenamtliche, die einmal pro Woche für neun Euro die Stunde in der Früh an den kritischen Straßenübergängen im Ort stehen und für Sicherheit auf dem Schulweg sorgen. „Wir haben vier Stationen. Einmal an der Post, an der Parkstraße, am Minsiterhügel und an der Kreuzung Feichtetstraße/Feldafinder Straße.“ Über eine Whatsapp-Gruppe organisieren sich die Schulwegbegleiter, wer wann und wo den Kindern hilft. „Meistens ist von 7.35 bis 7.50 Uhr jemand vor Ort.“ Mittags, wenn der Unterricht vorbei ist, müssen die Kinder der Grundschule Pöcking selbst auf den Verkehr achten. „Das schaffen wir personell leider nicht“, bedauert Mörtl. Denn laut Kolein ist eine Unterstützung zurück nach Hause genauso wichtig. „Schulweghelfer sollten auf dem Hin- und Rückweg vor Ort sein“, sagt der Polizist.
Schulweghelfer sollen unterstützen und Vorbild sein
Doch welche Aufgaben muss ein Schulweghelfer erfüllen? „Er soll unterstützen, den Verkehr beobachten, Lücken erkennen, die Kinder ein Stück weit zur Selbstständigkeit motivieren und Vorbild sein“, sagt Kolein und schreibt die einzelnen Punkte an die Tafel. Wichtig ist: Schulweghelfer dürfen nicht in den aktiven Verkehr eingreifen. „Das ist einzig und allein Aufgabe der Polizei.“ Deshalb sei es so wichtig, ein Gefühl für das Geschehen zu entwickeln und den richtigen Moment abzupassen, die Kindern über die Straße zu schicken.
Schlechte Erfahrungen mit Rasern oder unverständnisvollen Autofahrern hat Mörtl in sieben Jahren als Schulweghelferin nicht gemacht. „Das Hauptproblem sind die Eltern, die ihre Kinder zur Schule fahren. Die verursachen einen Großteil des Verkehrs, der eigentlich gar nicht sein müsste.“ Denn für Schüler aus den Ortsteilen gibt es extra einen Bus. „Während der Ökotrophy bei der die Kinder nicht mit dem Auto zur Schule gebracht wurden, haben wir eine deutliche Entspannung der Verkehrssituation gesehen“, so Mörtl.
Jeder Schulweghelfer bekommt neben einer Warnweste eine Kelle. „Das macht schon einen Unterschied. Autofahrer nehmen die Ehrenamtlichen ernster“, sagt Kolein. „Wichtig ist jedoch: Die Kelle ist keine Waffe. Sie wird nicht hinter einem Auto hergeworfen oder auf die Motorhaube geschmissen – das haben wir alles schon erlebt. Dann gibt es Probleme mit der Versicherung.“ Nach der Schulung sind die Schulweghelfer nämlich über die Gemeinde versichert. „In brenzligen Situationen sollte man Ruhe bewahren, die Kinder und sich selbst in Sicherheit bringen und sich das Kennzeichen merken.“