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Mit Skalpell in Togo unterwegs

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Ehrenamtlicher Einsatz in Afrika: Ärzte aus dem Landkreis Starnberg versorgten 14 Menschen in Togos Hauptstadt Lomé mit künstlichen Hüften. © Klinikum

Ärzte aus Seefeld und Starnberg versorgten vor Kurzem 14 Menschen in Togo mit einem künstlichen Hüftgelenk. Der Einsatz war eine Herausforderung und für die Ärzte unvergesslich.

Seefeld/Lomé – Die Transplantation künstlicher Hüften ist in Europa fast schon ein Routineeingriff. In Afrika jedoch sind Operationen dieser Art eher selten und auch nicht erschwinglich. Ein Operationsteam aus Seefeld und Starnberg war nun in Togo unterwegs und versorgte ehrenamtlich in der Hauptstadt Lomé 14 Menschen mit einem künstlichen Hüftgelenk. Ein Segen für die Patienten – und ein Abenteuer für die Ärzte.

„Es war eine grandiose Aktion in Togo, insbesondere, da wir als perfektes Team im OP und außerhalb aufgetreten sind“, schwärmt Dr. Klaus Bachfischer, Facharzt für Orthopädie am Klinikum Seefeld. Zusammen mit seinen dortigen Kollegen, der Anästhesistin Dr. Sabine Bachmann und Abdelhak Razki (Leiter des OP) sowie Dr. Michael Gistl (Orthopädiepraxis Gilching) und Volker Klamm (Firma Corin) verbrachte er zehn Tage in Lomé an der Clinique Internationale des Präsidenten von Aimes-Afrique, Dr. Michel Kodom. „Neben der medizinischen Tätigkeit hatten wir einen Empfang in der Deutschen Botschaft, den Gegenbesuch des Botschafters Christoph Sander samt Presse und Fernsehen in der Klinik und vieles mehr.“

Sabine Bachmann ist beeindruckt von der Reise

„Es war für uns alle ein unvergessliches Erlebnis“, zeigt sich Sabine Bachmann immer noch beeindruckt von der Reise. An deren Ende konnte das Team „Togo-Hüfte“ in 14 glückliche Augenpaare blicken. „Am letzten Tag haben sich alle unsere Patienten vor der Klinik versammelt und ihre Dankbarkeit mit einem Lied zum Ausdruck gebracht“, schildert Abdelhak Razki gerührt.

Bedingt durch genetische, aber auch durch angeborene und durch unzureichend behandelte Unfälle stirbt bei vielen Schwarzafrikanern der Hüftkopf ab, sodass sie nicht mehr vernünftig gehen können, erläutert Bachfischer. Vor allem junge Menschen seien davon betroffen. „Die kurzfristige Nachhaltigkeit der Aktion ist unsere Hilfe durch die Operationen, die langfristige, dass die Ärzte vor Ort lernen, derartige Eingriffe zu operieren, denn die Ursachen wird es weiterhin geben“, so Bachfischer. Es gelte, die Ärzte anzulernen, dann in den Hintergrund zu treten und nur noch bei Bedarf einzuschreiten. „Das fördert die Eigenständigkeit“, so Sabine Bachmann.

Die Patienten haben vorher oft große Angst

Als äußert hilfreich erwies sich der Umstand, dass Abdelhak Razki als gebürtiger Marokkaner dem afrikanischen Kulturkreis entstammt und perfekt französisch spricht. „Dadurch haben wir schnell Zugang zur Bevölkerung gefunden“, erzählt der Seefelder OP-Leiter. Denn natürlich haben die Patienten vorher oft sehr große Angst. „Aber hinterher waren alle glücklich“, so Bachmann.

Acht Stunden stand das Team täglich im OP. „Wir mussten mit dem auskommen, was wir hatten“, erzählt Bachfischer. Material wie Spritzen, Fäden oder Verbände, hatte das Team als Spende der Starnberger Kliniken mitgebracht. Die Klinik-Holding spendierte die Hälfte der Einsatzzeit als Sonderurlaub. Die Reisekosten übernahmen die Mitglieder des Teams selbst. Die Operationen, teils auf höchstem Schwierigkeitsniveau, führten die Ärzte ehrenamtlich durch – die Patienten im Alter zwischen 21 und 40 Jahren wurden kostenlos behandelt. „Wir wollen aber auch, dass die Hilfe nachhaltig ist“, betont Bachfischer. „Wenn es möglich ist, werden wir den Einsatz im nächsten Jahr wiederholen.“  

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