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BN sieht Mehlschwalbenkolonie in Gefahr

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Die Mehlschwalben gelten in Deutschland als gefährdete Vogelart.
Die Mehlschwalben gelten in Deutschland als gefährdete Vogelart. © Gambarini/dpa, bn

Erneut beschwert sich die Kreisgruppe Starnberg des Bund Naturschutz (BN) über die Untere Naturschutzbehörde (UNB) im Starnberger Landratsamt. Und erneut geht es um einen Verstoß gegen das Naturschutzgesetz. Diesmal kritisiert BN-Vorsitzender Günter Schorn den Umgang mit der alteingesessenen Mehlschwalbenkolonie in Hechendorf.

Hechendorf - Vergangene Woche erst hatte Schorn die UNB aus dem gleichen Grund bei der Regierung von Oberbayern angezeigt. In dem Fall war es um die Kiebitzkolonie im Aubachtal gegangen, die mutmaßlich beim Brüten gestört worden sei, so Schorn (wir berichteten). Auch die Mehlschwalben seien „massiv im Brutgeschäft“ gestört worden, so Schorn in einer Presseerklärung. „In der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands steht die Art in der Kategorie 3 als gefährdet.“ Seit knapp 100 Jahren würden Mehlschwalben an einem alten, ehemals landwirtschaftlich genutzten Gebäude in Hechendorf brüten. Vergangenes Jahr hätten sich dort 42 Nester befunden. „Nachdem die Wand des großen Gebäudes unterhalb der Nester neu gestrichen war, wurde als Schutz vor dem Kot der Vögel ein durchlaufendes sogenanntes Kotbrett angebracht“, so Schorn. Dieses sei jedoch „völlig unfachmännisch“ so knapp angebracht worden, dass die Schwalben ihre Nester nicht mehr richtig anfliegen können.

Experten würden empfehlen, ein waagerechtes Brett mindestens 50 Zentimeter unterhalb der Nester so anzubringen, dass Kot die Fassade nicht verschmutze. „Dies ist hier sträflich falsch gemacht worden“, sagt Schorn. Als Mitte März 2022 die Arbeiten fürs Kotbrett begannen hätten, habe der BN die UNB angerufen und per Mail über die unsachgemäße Anbringung des Bretts informiert. „Außer einer Beschleunigung des Gerüstabbaus wollte die UNB jedoch nichts weiter tun.“ Offensichtlich sei auch keine Ortsbegehung erfolgt, „sonst wäre das falsch angebrachte Brett festgestellt worden“.

Gegenüber der Beschwerdeführerin, der Tierärztin Dr. Andrea Kelly, habe es am 29. März sogar Beschwichtigungsversuche von der UNB gegeben gegeben: „Möglicherweise schaffen die Schwalben es doch, mit dem Brett zurechtzukommen. Daher werden wir derzeit nicht mehr weiter auf eine Beseitigung drängen beziehungsweise diese anordnen“, habe es geheißen.

„Ein deutliches Einschreiten der Fachbehörde wäre besser gewesen“, findet Schorn. Das Brett bedeute nichts weniger als eine Vergrämungsmaßnahme für die bis zu 42 dort brütenden Mehlschwalbenpaare. „Wir fordern, den ausgesperrten Schwalben ihr vom Gesetz geschütztes Brutgeschäft wieder zu ermöglichen und dazu eine Versetzung des Kotbretts mindestens 50 Zentimeter unterhalb der Nester anzuordnen.“ Aus Sicht des Artenschutzes wäre der zu befürchtende Verlust einer gesamten Schwalben-Generation aus 42 Nestern ein „weiterer katastrophaler Schaden im Landkreis“.

Im April vergangenen Jahres hatte die Tierärztin Kelly im Rahmen eines Projekts in Hechendorf sogenannte „Mehlschwalben-Startersets“ angeboten, weil die Vögel immer schwerer Lehm für ihren Nestbau finden. Im Zuge dessen waren auch zwei Lehm-pfützen in katzensicherer Höhe im Garten des alten Rathauses installiert worden (wir berichteten).  

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