Bürger mit vielen Wünschen: 596 Anregungen zur Ortsentwicklung in Seefeld

596 Beiträge gibt es zur Ortsentwicklung in Seefeld. Die gilt es aufzuarbeiten. Die Gemeinde kündigt eine große Veranstaltung zur Bürgerinformation an.
Seefeld – 596 Wünsche, Anregungen und Vorschläge aus Reihen der Bürgerschaft, eine mehr als 65 Seiten dicke Präsentation, dazu ein anderthalbstündiger Vortrag des Experten: Der Ortsentwicklungsprozess in Seefeld ist schon jetzt ein Mammutwerk. Stadtplaner Oliver Prells vom Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München stellte in einer Sondersitzung des Gemeinderats am Dienstagabend die Ergebnisse der ersten Projektphase vor. Dabei handelt es sich um die Bestandsanalyse, um all das also, was den Seefeldern an ihrem Ort und den Ortsteilen gefällt und missfällt, was sie gerne verändert oder verbessert hätten.
Die Liste ist ellenlang. Und sie reicht von so komplexen Themen wie der Schaffung bezahlbaren Wohnraums oder einem nicht vorhandenen Ortszentrum in Hechendorf bis zu Kleinigkeiten wie fehlenden Gassi-Stationen oder überproportional vielen Thujahecken im Gemeindegebiet. Breiten Raum nimmt das Thema Mobilität und Verkehr ein. Darin unterscheide sich Seefeld nicht von anderen Gemeinden, sagte Prells. „Und in fast allen Gemeinden ist es so, dass die Stärken bei diesem Punkt eher gering sind.“
Schwächen haben die Seefelder im Dutzend ausgemacht
Schwächen haben die Seefelder dagegen gleich im Dutzend ausgemacht: Die Busverbindung zur S-Bahn sei nicht optimal. Die Verbindungen nach Unering und Meiling seien ohnehin schlecht, die Barrierefreiheit an Haltestellen und Bahnhof fehle, ebenso mangele es am S-Bahnhalt an Toiletten und Einkaufsmöglichkeiten. Zudem fahre der Bus am Bahnhof den Schülern oft vor der Nase weg.
Auch was den Individualverkehr anbelangt, haben die Bürger eine Menge zu kritisieren. So wird die Hauptstraße in Seefeld als Rennstrecke wahrgenommen, auch die Hauptstraße in Hechendorf sei gefährlich. Generell lauerten viele Gefahrenstellen auf Fußgänger und Radfahrer. Radwege fehlten oft oder seien lückenhaft, etwa an der Seestraße und in Meiling – gleiches gelte für Gehwege, zum Beispiel beim Seezugang, an Münchner und Drößlinger Straße sowie an der Grundbergunterführung. Auch Verbindungswege für Fußgänger und Wanderer zwischen den Ortsteilen fehlten.
Gleich zu Beginn seiner Ausführungen hatte Prells betont, dass die Zusammenstellung keine Wertung enthalte. „Es ist eine unvoreingenommene Sammlung von Aspekten ohne Rücksicht auf Repräsentanz und ohne Gewichtung“, betonte er. Was die Gemeinde also als wichtig erachtet, wo sie ansetzen, in welchen Zeiträumen was angegangen oder erledigt sein soll – auf diese Fragen gibt es noch keine Antworten.
Nächster Schritt ist eine Bürgerinformation am 9. Januar
Nächster Schritt ist eine Bürgerinformation am 9. Januar. Bis dahin wird die komplette Lise der Bürgerbeiträge ins Internet gestellt. Ob noch vor der Kommunalwahl am 15. März Beschlüsse gefasst werden, ist offen. „Es ist die Frage, welches Fass wir vor der Wahl noch aufmachen wollen“, sagte Josef Wastian (FWG). Stadtplaner Prells konnte sich vorstellen, einen Verkehrsplaner zu kontaktieren, um sich zum Beispiel über eine Verkehrszählung Gedanken zu machen. Auch Dr. Brigitte Altenberger (SPD) fände es gut, weiterzumachen. „Es wäre schade, wenn wir die Zeit nicht nutzen“, sagte sie und schlug vor, sich fünf Punkte herauszusuchen und näher zu betrachten. Etwas zurückhaltender äußerte sich Johanna Senft (BVS). „Wir sollten weiterarbeiten, aber keinen Rundumschlag machen.“
Vizebürgermeister Josef Schneider zog am Dienstag ein positives Zwischenfazit: „So schlecht lebt es sich in Seefeld nicht“, sagte er nach Prells Vortrag. Für den gab es von Gemeinderäten und Zuschauern übrigens Beifall.
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