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Ein Sandkasten für Wildbienen

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Mitverantwortlich für das Projekt sind (v.l.) Constanze Gentz, Hans-Walter Grubert (beide BN), Ines Bethge, Maximilian Bleimaier (beide AWA), Ursula Gampe (Schutzgemeinschaft Aubachtal), Anke Simon (BN), Bürgermeister Klaus Kögel, Ildiko Gaal-Baier, Ortwin Gentz und Berit Grubert (alle BN).
Mitverantwortlich für das Projekt sind (v.l.) Constanze Gentz, Hans-Walter Grubert (beide BN), Ines Bethge, Maximilian Bleimaier (beide AWA), Ursula Gampe (Schutzgemeinschaft Aubachtal), Anke Simon (BN), Bürgermeister Klaus Kögel, Ildiko Gaal-Baier, Ortwin Gentz und Berit Grubert (alle BN). © Photographer: Andrea Jaksch

Es ist das größte seiner Art weit und breit, am Donnerstag wurde es offiziell eingeweiht: das so genannte Sandarium am Lehrpfad des Aubachs in Seefeld. Das neue Paradies für Erdbienen und Hummeln ist ein Gemeinschaftsprojekt.

Seefeld – Manche Begegnungen sind von besonderer Tragweite. Dass Ines Bethge von der AWA Ammersee vor einiger Zeit eine Schulung der Umweltpädagogin und Bienenexpertin Anke Simon besuchte, war einer der Bausteine für ein Projekt, das über die Grenzen des Landkreises hinaus seinesgleichen sucht.

Die am Lehrpfad des Aubachs aufgeschüttete Fläche, umrahmt von großen Felsblöcken und alten dicken Baumstämmen, mag unspektakulär ausschauen. Aber wenn die Wildbienen sie annehmen, dann stärkt dies ein unverzichtbares Ökosystem. Denn ohne diese Tiere kommt der Mensch nicht weit. Trotzdem macht er es den Bienen schwer. Denn durch die zunehmende Versiegelung von Flächen finden gerade Wildbienen immer weniger Brutgelegenheiten.

75 Prozent aller heimischen und nestbauenden Wildbienenarten nisten im Erdboden. Viele der Arten sind heute stark bedroht und besonders angewiesen darauf, dass der Mensch sich etwas einfallen lässt. Wie zum Beispiel diesen großen Sandkasten in Seefeld. „Wir geben der Natur etwas zurück“, erklärte AWA-Vorstand Maximilian Bleimaier am Donnerstagnachmittag beim kleinen Einweihungstermin. Er hatte ein offenes Ohr für Ines Bethge und für den Bund Naturschutz (BN), als dieser mit der Idee eines Sandariums ums Eck kam.

Den Anstoß hatte die BN-Ortsgruppe Seefeld gegeben. „Die Idee war, den Aushub vom Bau der Wasserleitung an der Inninger Straße für das Sandarium zu nutzen“, erklärte Bethge. „Dann machen wir das gleich gescheit“, waren sich Anke Simon und alle Beteiligten einig, zu denen neben der Schutzgemeinschaft Aubachtal auch die Gemeinde mit Bürgermeister Klaus Kögel zählt. Dieser legte gemeinsam mit seiner Frau Gundi im Frühjahr selbst Hand an. Fast 20 Helfer bereiteten die Fläche nahe des Insektenhotels am Lehrpfad vor, dann karrte die Baufirma auf Kosten der AWA 15 Tonnen Wasserbausteine, 13 Tonnen Sand und elf Tonnen Kies von der Baustelle herbei.

Das Ergebnis scheint perfekt. Die Hoffnung ist, dass Wildbienen und Hummeln im kommenden Frühjahr den Sandkasten für sich entdecken und nutzen. Betreten werden darf er nicht, daher gibt es nicht nur ein großes Schild mit Informationen, das die Schutzgemeinschaft Aubachtal gespendet hat, sondern auch einen kleinen Hinweis, auf dem Spaziergänger und Hundebesitzer um Rücksicht gebeten werden.

Denn die wenige Millimeter breiten und bis zu einem halben Meter tiefen Gänge, die die Insekten in den lockeren Boden buddeln, sind höchst empfindlich. Die Gänge werden von den Bienen mit einem Drüsensekret imprägniert. Dann legen sie dort ihre Eier auf einem Futterbrei aus Pollen und Nektar ab. Die Entwicklung vom Ei über die Larve zur Vorpuppe dauert nur einige Wochen. Anschließend verbleiben sie als Ruhelarve ein ganzes Jahr im Nest. Danach fliegen zuerst die Männchen aus, paaren sich mit den Weibchen und der Zyklus beginnt von vorn.

Die kleinen, für Menschen völlig ungefährlichen Wildbienen und -hummeln sind als Bestäuber der Wild- und Kulturpflanzen unverzichtbar für den Menschen. Schließlich werden weltweit Lebensmittel im Wert von 153 Milliarden Euro erzeugt, die auf Insekten als Bestäuber angewiesen sind. Wildbienen fliegen schon bei sehr viel niedrigeren Temperaturen aus als Honigbienen und sind daher nicht durch sie ersetzbar.

Bleimaier und Bethge sind von dem Projekt überzeugt. „Wir setzen uns für Artenvielfalt ein, weil ein gesundes Ökosystem auch für das Grundwasser wichtig ist.“ Das Geld für die Aktion stammt aus AWA-Einnahmen aus eigenen Fotovoltaikanlagen. Constanze Gentz von der BN-Ortsgruppe freute sich: „Wir haben einen neuen Trittstein für die Natur im Aubachtal legen können, dank des vorbildlichen Einsatzes der AWA Ammersee. Wir würden uns wünschen, dass sich noch mehr Unternehmen so für die Natur engagieren.“

Das Sandarium soll nun nicht nur von Bienen genutzt werden, sondern auch als wichtiger neuer Bestandteil des Lehrpfades dienen. Ildiko Gaal-Baier, eine der treibenden Kräfte bei der Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten, hat schon viele Pläne. „Wir werden das Sandarium auf jeden Fall intensiv einbinden.“

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