„Es gibt intern keine Konkurrenz“

Einen Tag nach Bekanntwerden eines möglichen Grundstückskaufs für einen Klinikneubau in Herrsching traf sich am Donnerstagabend der Freundeskreis und Förderverein Krankenhaus Seefeld zur Hauptversammlung. Betrauert wurde der nun wahrscheinlicher gewordene Wegzug der Klinik jedoch nicht – im Gegenteil.
Seefeld – „Maximale Geschwindigkeit“: Dieses Tempo gibt Klinikchef Dr. Thomas Weiler für die Planungen für eine neue Klinik im westlichen Landkreis vor. Er wolle „irgendwann im Laufe des Jahres 2022 ein Ergebnis haben und danach hoffentlich nur noch eingleisig fahren“, sagte Weiler am Donnerstagabend in der Hauptversammlung von Freundeskreis und Förderverein Krankenhaus Seefeld. Nur rund 36 Stunden lagen zwischen dem Bekanntwerden der Grundstückspläne des Landkreises an der Seefelder Straße in Herrsching und der Versammlung im Saal Peter und Paul in Oberalting – ein Regisseur hätte diese Dynamik kaum besser planen können.
Dabei wurde deutlich: Es scheint bislang keinerlei Eifersüchteleien zwischen den Gemeinden gegeben, was die Standortfrage betrifft. „Wir haben intern keine Konkurrenz, der beste Standort soll die zukünftige Klinik bekommen“, betonte Herrschings Bürgermeister Christian Schiller, der im Verlauf des Abends den Vereinsvorsitz an seinen Seefelder Amtskollegen Klaus Kögel abgab. „Wir brauchen einen Schulterschluss und Zusammenhalt“, sagte wiederum Kögel. Die Gemeinderäte beider Orte trügen große Verantwortung.
Ärztlicher Direktor: Die Mitarbeiter freuen sich
Die vielleicht deutlichste Aussage in dem Zusammenhang kam vom Ärztlichen Direktor der Seefelder Klinik, Dr. Markus Wagner. „Wir Mitarbeiter beider Kliniken freuen uns auf die Zukunft“, sagte er mit Blick auf ein neues 190-Betten-Haus. Das Krankenhaus in Seefeld und die Schindlbeck-Klinik in Herrsching seien „zwei Perlen“ mit Spezialisten auf teils universitärem Niveau, einer „Weltklasse-Pflege“ und mit hoher Patientenzufriedenheit, schwärmte Wagner. Eine sinnvolle Zukunft könne es aber nur an einem gemeinsamen Standort geben – aus wirtschaftlichen Überlegungen, aber auch aus medizinischen Notwendigkeiten heraus, was der Chefarzt der Chirurgie mit diesem Beispiel veranschaulichte: „Was macht man, wenn ein Hüftpatient einen Herzinfarkt erleidet?“
Auftrag an Architekt, Gutachter beginnen
Kritikern, die es vor allem beim Standort Hechendorf gibt, gab er zu bedenken: „Eine Klinik ist kein Flughafen. Das muss man den Kritikern klar machen.“ Klinikchef Weiler erklärte, dass der Standort an der Lindenallee bis auf Weiteres eine der drei möglichen Alternativen für eine neue Klinik im westlichen Landkreis ist. Es seien alle Maßnahmen für den erforderlichen Bebauungsplan in die Wege geleitet, sagte Weiler und nannte ein Bodengutachten sowie Flora- und Faunakartierungen als Beispiel. Diese würden im Februar starten.
Am bestehenden Standort der Schindlbeck-Klinik an der Seestraße in Herrsching werde derweil geprüft, ob sich das mit dem Gesundheitsministerium abgestimmte Raum- und Funktionsprogramm dort umsetzen lasse. Nächste Woche werde die Klinik-Holding ein Architekturbüro beauftragen, die Leistungen für die Projektsteuerung seien ausgeschrieben. „Dann liegt es in den Händen der Fachplaner.“
Sollte sich das 190-Betten-Haus an der Seestraße realisieren lassen (was Weiler eher skeptisch sieht), „werden wir mit der Gemeinde reden, um das Baurecht zu erhören“. Sollte es nicht möglich sein, „werden wir das Ministerium mit diesem Ergebnis konfrontieren“. Dann gehe es um den neuen Standort: Hechendorf oder – nach einem erfolgreichen Grundstücksabschluss – die Seefelder Straße in Herrsching. Erschließung und Anbindung an der Seefelder Straße seien „sehr gut“, die Fläche sei „ausreichend groß“, erklärte Weiler. „Ich bin ganz froh, dass wir zwei Alternativen haben. Ich schlafe seit zwei Wochen wieder etwas ruhiger.“
Seefeld übernimmt 2022 Klinikbetrieb
Dass beide Kliniken offiziell bereits zum Jahreswechsel unter dem Arbeitstitel Dr. Schindlbeck-Klinik Seefeld Herrsching GmbH fusionieren, ist bekannt. Weiler sprach am Donnerstag von einer „Betriebsaufspaltung“. Für den kompletten Klinikbetrieb inklusive Mitarbeiter sei dann das Klinikum Seefeld zuständig – „es ist künftig ein Krankenhaus mit zwei Standorten, bis es die Zusammenführung an einem Standort gibt“.
Wie diese Klinik einmal heißen wird, ist derzeit noch offen. „Wir diskutieren noch über den Namen“, sagte Weiler. Es ist eine Diskussion mit Emotionen, die auch unter den Mitarbeitern beider Häuser geführt wird. Denen sprach auch Weiler am Donnerstag seinen großen Dank aus, ebenso den Bürgern, „die in ihre Kliniken gehen“, und der Staatsregierung. Nur die vom Personal erbrachten Leistungen hätten überhaupt dazu geführt, dass das Ministerium den Förderbescheid für eine neue Klinik erstellt habe, sagte der Klinikchef.