Entspannen auf dem Geronto-Dachgarten

Die Idee hat Charme und überzeugte letztlich auch die Mitglieder des Seefelder Bauausschusses: Ulf Walliczek, Geschäftsführer der Seniorenstift Pilsensee mbH, will auf seinem derzeit in Bau befindlichen Projekt an der Anton-Ettmayr-Straße einen so genannten Geronto-Dachgarten bauen.
Seefeld – Es ist das erste Projekt dieser Art im Landkreis. Walliczek nimmt dafür eine Menge Geld in die Hand – und öffnet die Grünflächen rund um das Haus.
Seit einem Jahr gibt’s die Großbaustelle in Seefelds Mitte gegenüber der Grundschule. Walliczek baut dort ein Wohnheim mit Tagespflege. Und weil er, Mitgesellschafter Dr. Manfred Epp und Architekt Rasso von Rebay von früh bis spät an der bestmöglichen Umsetzung des Millionenprojekts tüfteln, ist die Sache mit dem Dachgarten die dritte Tektur und fünfte Änderung. Im Bauausschuss kassierte Walliczek dafür Kritik, aber auch viel Lob und letztlich eine Bewilligung.
Die Idee mit dem Dachgarten hat Walliczek gemeinsam mit Patrizia Kalchschmidt von der Seefelder Nachbarschaftshilfe entwickelt. „Wir wollen uns öffnen“, sagt der 50-Jährige. Und weil erst im Januar ein Förderprogramm für Projekte wie diese aufgelegt worden sei, müsse man nun halt wieder ein paar Dinge ändern. Der Aufzug muss umgebaut, ein Teil des schon fertigen Dachs erneuert und erhöht werden.
Mindestens 300 000 Euro kostet das Projekt, rund 60 Prozent werden möglicherweise gefördert. Ob das klappt, weiß Walliczek noch gar nicht genau. Aber er zögert nicht, denn für ihn ist dieser Dachgarten eine einmalige Chance. In einem Teilbereich können die Nutzer entspannen, Walliczek sieht es schon vor sich: eine Hollywoodschaukel und einen Strandkorb, wenige Meter weiter legen die Senioren ihr eigenes Blumenbeet an, es gibt Regale mit Werkzeug und Materialien. Insgesamt stehen den Bewohnern auf dem Dach 330 Quadratmeter zur Verfügung. Sie sollen das Areal in Zusammenarbeit mit Pflegepersonal aus der Nachbarschaftshilfe nutzen können. Der Vorteil: Menschen mit Demenz können nicht weglaufen. Glaswände sichern die offenen Stellen, doch zumeist ist die Fläche ohnehin von Dachflächen umgeben.
Dafür öffnet Walliczek die Grünflächen rund um das Haus, dort, wo ursprünglich ein Demenzgarten geplant war. Er denkt an ein offenes Areal, das nur durch Begrünung beispielsweise von dem wenige Meter weiter geplanten Maro-Generationenwohnprojekt getrennt ist. Und die vorbeiführende Straße würde er am liebsten verkehrsberuhigen. Mit den Nachbarn hat Walliczek bereits gesprochen, sie seien in die Planung involviert.
„Ich denke immer: Wie möchte ich gepflegt werden?“, erklärt der 51-Jährige. Auch seine Mutter (81) sei ein Maßstab. „Es geht darum, eine Wohnform zu entwickeln, in der wir uns so viel Selbstständigkeit wie möglich bewahren.“ Die unterschiedlichen Vertrauenspersonen arbeiteten miteinander, „die Menschen gehen raus und treffen einander“.
Wenn das Wohnprojekt fertig ist – Walliczek rechnet mit Bezug im Frühjahr 2021 – stehen Senioren 26 Pflegeappartements und 17 WG-Demenzplätze zur Verfügung. Weitere 17 Menschen können in der Tagespflege versorgt werden. Die Kosten werden noch kalkuliert, „aber es soll bezahlbar sein“. Den Geronto-Dachgarten plant Isabelle Woysch aus Eching. Walliczek hat keinen Zweifel: „Das ist ein Pilotprojekt, vielleicht sogar deutschlandweit.“