Neue Wasserleitung nur mit Vollsperrung?

Die AWA Ammersee wollte schon im April in Hechendorf mit der Verlegung eines neuen Trinkwasserkanals beginnen (wir berichteten). Von der Baustelle ist bisher nichts zu sehen – weil die Baufirma entgegen der Ausschreibung eine Vollsperrung der Staatsstraße fordert.
Hechendorf – Die AWA-Ammersee plant, entlang der Seefelder Straße (Staatsstraße 20 70) von der Schlosskreuzung nach Hechendorf eine Trinkwasserleitung zu verlegen. Eine Schwachstellenanalyse hatte ergeben, dass für den Seefelder Ortsteil dringend nachgebessert werden muss, weil es nur eine Einspeisung gibt (wir berichteten). „Sollte es ein Problem bei der Zuleitung geben, wäre Hechendorf ohne Wasser“, sagt AWA-Vorstand Hermann Doblinger. Im April sollte die Baustelle eingerichtet werden. Doch gebaggert wird nicht, sondern diskutiert. Und zwar darüber, ob eine Vollsperrung nötig ist, oder das Ganze auch mit halbseitiger Ampelschaltung geht.
Wie Doblinger bestätigte, bezieht sich die Firma auf eine neue Arbeitsstellenrichtlinie. Danach müsste für die Verlegung des Kanals die Staatsstraße komplett gesperrt werden. „Davon war in der Ausschreibung jedoch nicht die Rede“, erklärt Doblinger. Die betreffenden Stellen hätten dies auch geprüft. „Die Arbeiten können während einer halbseitigen Sperrung durchgeführt werden“, so die Aussage aller Beteiligten. Die beauftragte Firma jedoch wolle dies nicht auf sich beruhen lassen. Stefan Diebl, Sprecher des Landratsamts in Starnberg, bestätigte die Diskussion. „Vor wenigen Wochen gab es eine mündliche Anfrage.“ Im Vorfeld jedoch sei es nie um eine Vollsperrung gegangen. „Die Fachbüros und auch die Polizei haben bestätigt, dass es ohne gehen muss.“
Die AWA sitzt zwischen den Stühlen. Denn grundsätzlich käme auch Doblinger eine Vollsperrung entgegen. „Die bei halbseitiger Sperrung veranschlagte Bauzeit von sechs Monaten würde sich um ein Viertel oder ein Drittel verkürzen“, sagt er. „Das wäre den Autofahrern vermutlich lieber als eine Ampelschaltung.“ Auch die Kosten würden reduziert. Aber: Im Vorfeld und bei der Ausschreibung sei es nie um eine Sperrung gegangen. Wie die Sache jetzt ausgehe, „das haben wir nicht in der Hand“. Er hofft, dass sich die Beteiligten zeitnah einigen und es im Juni losgehen kann – mit oder ohne Vollsperrung.
Grundsätzlich steckt der Wurm in dem Projekt. Die Planungen dauern laut Doblinger mittlerweile an die zwei Jahre. Zuletzt, im Februar, hatte das Vorhaben bei den Naturschützern in Hechendorf für einen Aufschrei gesorgt. Sie sind nach wie vor unglücklich mit der Fläche beim Pumpenhäusl an der Seefelder Straße, welche die Gemeinde der AWA für den Aushub bereitgestellt hat. Zum Teil als Biotop kartiert, entwickle sie sich gerade zu einer artenreichen Wiese, die Verdichtung würde unwiederbringlich schaden, kontaminierte Stoffe könnten direkt in den Aubach gespült werden, so die Argumentation der Kritiker. Mit der AWA einigte man sich schließlich auf eine enge Zusammenarbeit.
Lieber wäre den Naturschützern gewesen, wenn der Aushub auf einer Fläche am Oberfeld gelagert würde. Dort, im Kreuzungsbereich am Ortsausgang Hechendorfs, hatte die Gemeinde eine Lagerfläche für den Aushub des Einheimischenprojekts am nahe gelegenen Höhenrücken eingerichtet. Diese Fläche ist vom AWA-Projekt jedoch zu weit entfernt, nämlich mehr als 300 Meter Luftlinie.
Derzeit befinden sich dort große Kieshaufen – Material, mit dem die Fläche einst befestigt wurde. Die Gemeinde will damit nach und nach die Baustellen beispielsweise am Jahnweg (Kanalarbeiten) verfüllen. In Teilbereichen hat der Bauhof bereits angesät. „Dort wird nichts mehr gelagert und gemacht. Die Fläche wird renaturiert“, bestätigte Imke Friedrich vom Seefelder Bauamt.