Konkrete Pläne gegen den Schleichverkehr

Starnberg – Zweite Anwohnerversammlung für das Wohngebiet zwischen Hanfelder Straße und Bahnlinie: Am Montagabend haben Stadt und Planer ihre Vorschläge gegen den Durchgangsverkehr konkretisiert. Nun können die Bürger abstimmen.
Jetzt liegen die Vorschläge auf dem Tisch, mit denen die Stadtverwaltung die Anwohner in dem Quartier entlasten will: Es ist ein Potpourri aus Tempo 30, „Anlieger frei“-Regelung, zwei bis drei Einbahnstraßen und zwei bis drei Sperren. All das soll – die Zustimmung von Polizei, Landratsamt, Staatlichem Bauamt und Stadtrat vorausgesetzt – in einem einjährigen Versuch erprobt werden.
Ist das die Lösung für das Wohngebiet, das so stark vom Durchgangsverkehr belastet ist? Kann dieses Konzept das Viertel nachhaltig entlasten? Die Meinung der Anwohner war erwartungsgemäß uneinheitlich.
Insgesamt 2150 Anwohner und Eigentümer hatte die Stadt zu der Versammlung am Montagabend eingeladen, rund 200 (und damit etwas weniger als bei der ersten Versammlung Anfang November) waren in die Turnhalle am Hirschanger gekommen. „Endlich werden die Probleme einmal angegangen“, sagte beispielsweise ein dreifacher Familienvater und sprach sich für den einjährigen Versuch aus. „Wir doktern nur an Symptomen herum“, sagte dagegen Eva Niklas, die in der Blumensiedlung wohnt. „Ohne Tunnel oder Umfahrung werden wir das Verkehrsproblem nicht lösen.“
Unstrittig waren bei allen Bürgern zwei „etwas weichere Maßnahmen“, wie es Bürgermeisterin Eva John ausdrückte: die flächendeckende Einführung von Tempo 30 und das Aufstellen von Schildern „Durchfahrt verboten – Anlieger frei“ an allen Zufahrten ins Quartier. Bislang stehen diese Schilder nur an der Bozener Straße und der Heinrich-Wieland-Straße.
Vor allem die Anlieger-frei-Regelung ist zwar schwer zu kontrollieren, hat nach Aussagen von Jörn Janssen vom Planungsbüro SHP aber positive Effekte: „Jeder zweite Autofahrer fährt aufgrund seines Gewissens nicht in mehr in solche Straßen“, sagte er aus seiner Erfahrung.
Schwieriger ist da die Haltung zu den Einbahnstraßen und Sperrungen. Um den Fluss des Durchgangsverkehrs zu unterbrechen, schlagen die Ingenieure von SHP vor, die Himbselstraße in Richtung Osten und die Otto-Gaßner-Straße (bis zum Parkplatz Mittelschule) in Richtung Westen zu Einbahnstraßen zu machen. Auf Höhe des Parkplatzes soll für den entgegenkommenden Verkehr aus Richtung Hanfelder Schluss sein – Durchfahrt verboten!
Eine Sperre ist darüber hinaus am Riedener Weg (auf Höhe Ludwig-Thoma-Weg) geplant. Ob die Straße Am Kreuth in der Mitte gesperrt oder als Einbahnstraße in Richtung Norden ausgewiesen wird, ist noch offen. Fest steht für die SHP-Planer aber, dass auch dort etwas getan werden muss – wenn man an den Schulen weiter südlich etwas ändert. „Ansonsten verlagert sich der Durchgangsverkehr nach Norden“, sagte SHP-Ingenieurin Sabrina Stieger. „Wenn man den Durchgangsverkehr ausschließen möchte, muss man konsequent sein“, betonte Bürgermeisterin John. Und was sagten die Anwohner?
„Das hat alles keinen Sinn“, sagte ein Anlieger aus der Max-Emanuel-Straße. „Der Verkehr ist ja da. Jede Sperre führt also dazu, dass der Verkehr auf andere Straßen verlagert wird.“ Vor allem vor der Sperre im Bereich Mittelschule/Amtsgericht warnte ein anderer Anwohner aus der Max-Emanuel-Straße: „Das wäre der absolute Wahnsinn.“
Auch der frühere CSU-Stadtrat Rudi Nirschl prophezeite eine Verlagerung des Verkehrs. „Da gebe ich Brief und Siegel drauf.“
„Danke, dass dieses Viertel endlich in Angriff genommen wird“, sagte dagegen der ehemalige BLS-Stadtrat Andreas Lintl.
Adalbert Stürzer, Eigentümer von Gut Rieden, warnte vor einer Sperre des Riedener Wegs und erinnerte an ein ähnliches Experiment vor etlichen Jahren. „Das war damals eine Katastrophe. Da ist Starnberg gestanden.“ Schon nach einigen Wochen sei der Riedener Weg seinerzeit wieder in beide Richtungen freigegeben worden.
Nun sind alle Anwohner nach ihrer Meinung gefragt – „zur Erarbeitung eines Maßnahmenpakets gehören immer die Betroffenen“, wie Bürgermeisterin John sagte. Am Montagabend wurde ein einseitiger Stimmzettel ausgeteilt, der auch auf der Internetseite der Stadt (starnberg.de) abrufbar ist. Bis 17. Februar können die Bürger ihre Meinung kundtun und selbst eine Antwort auf die Frage geben: Entlastet dieses Konzept das Wohngebiet?