Bienen-Volksbegehren: Landkreis Starnberg mit den höchsten Zustimmungswerten in ganz Bayern

Das Volksbegehren Artenvielfalt hat nirgendwo im Freistaat so hohe Zustimmungswerte erhalten wie im Landkreis Starnberg. 26 615 Menschen haben unterschrieben – das sind 27,72 Prozent aller Stimmberechtigten.
Landkreis - 18,4 Prozent der Wahlberechtigten in Bayern haben für das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ unterschrieben. Im Landkreis Starnberg sprachen sich 27,7 Prozent für eine Verbesserung des Artenschutzes aus. Das ist nicht nur überdurchschnittlich - sondern die höchste Zustimmungsrate im ganzen Freistaat. Dahinter folgen die Landkreise München und Fürstenfeldbruck.
Absoluter Spitzenreiter im Landkreis Starnberg ist die Gemeinde Weßling mit 36,35 Prozent, ganz dicht gefolgt von Wörthsee mit 36,31 Prozent. „Wir hätten nie erwartet, dass wir so viel Zuspruch bekommen“, sagt Kerstin Täubner-Benicke, die den lokalen Aktionskreis koordinierte. Warum ausgerechnet im Landkreis Starnberg so viele Menschen unterschrieben haben? „Wohlhabende Menschen haben vielleicht mehr Zeit, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen“, sagt sie mit einem Augenzwinkern. Allerdings zeigten auch die guten Wahlergebnisse der Grünen in den vergangenen Jahren das starke Interesse der Landkreis-Bewohner an ökologischen Themen.
Landrat Karl Roth ist stolz
Landrat Karl Roth zeigte sich stolz, dass sein Kreis die Spitzenposition einnimmt. Das zeige, wie sensibilisiert die Bevölkerung für Themen wie den Artenschutz sei, sagte der CSU-Politiker auf Anfrage. Die Gemeinden mit mehr als 30 Prozent seien auch die, die „immer an vorderster Front stehen“. Man dürfe nicht mit dem Finger auf die Bauern zeigen, warnte Roth, jeder sei gefordert, etwas für den Artenschutz und die Bienen zu tun. Er selbst mähe nicht mit Robotern seinen Garten, sondern von Hand und lässt viel lange stehen. „Bei mir fühlt sich alles wohl“, ist er überzeugt. Der Landkreis werde weiter kontinuierlich prüfen, wo er selbst in Sachen Artenschutz tätig werden könne.
Von einem „großartigen Ergebnis“ spricht Landtagsmitglied und Kreisrätin Anne Franke (Grüne). „An diesem Signal kommt niemand mehr vorbei.“ Die Aktionsgruppe ihres Heimatorts Gauting schrieb: „Wir freuen uns sehr, dass sich unser Einsatz so gelohnt hat.“
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Innerhalb des starken Landkreises hat die Gemeinde Weßling mit einer Quote von 36,4 Prozent am besten abgeschnitten. „Wir haben sehr viele naturinteressierte Einwohner“, sagt Bürgermeister Michael Muther. Er selbst gehörte jedoch nicht zu den Unterzeichnern. Zwar ist auch ihm der Artenschutz wichtig, er hat selbst sechs Bienenvölker – ihm lägen aber auch die Landwirte am Herzen. Deswegen hofft Muther nun, dass die Staatsregierung im Dialog mit allen „ein gutes Gesetz“ hinbekommt. „Die konventionelle Landwirtschaft darf nicht zum Feindbild werden“, mahnt er. Es sei schon viel geholfen, wenn nicht jeder Landwirt jede Wiese drei- bis viermal im Jahr mähe. Mit freiwilligen Lösungen und Anreizen sei womöglich mehr zu schaffen als mit Verboten.
„Wir können nicht noch weitere 20 Jahre zuschauen“
Das sieht Irmgard Franken anders. Die Vorsitzende des Bund Naturschutz in Starnberg kann sich zwar auch einen Kompromiss vorstellen, von reiner Freiwilligkeit hält sie aber gar nichts. „Das haben wir 40 Jahre lang versucht – ohne positive Ergebnisse für den Artenschutz. Wir können nicht weitere 20 Jahre zuschauen.“ Jeder könne selbst seinen Teil beitragen: Blumen auf den Balkonen, wilde Hecken, weniger Rasenflächen in den Gärten seien erste Schritte. „Wir brauen eine neue Gartenkultur“, sagt sie und fordert die Bürger auf: „Lasst uns blühende Landschaften schaffen.“ Für das unterdurchschnittliche Ergebnis des Volksbegehrens in Starnberg hat Franken keine richtige Erklärung. „Vielleicht ist Starnberg doch zu sehr Schlafstadt“, mutmaßt sie.
Michael Friedinger, Kreisvorsitzender des Bunds Deutscher Milchbauern, hatte mit sich gerungen – und dann nicht unterschrieben. „Die Probleme waren mir zu stark auf die Bauern abgewälzt.“ An einen Tisch kommen Bund Naturschutz und Bauernverband schon beim Landwirtschaftstag am Samstag im Naturschutzzentrum Wartaweil am Ammersee. Georg Zankl, Kreisobmann des Bauernverbands, könnte sich vorstellen, dass Bauern Blühflächen, zum Beispiel an Ackerrändern, zur Verfügung stellen. „Und die Leute, die das Volksbegehren unterschrieben haben, könnten dort gegen Bezahlung Patenschaften übernehmen.“
Alle Ergebnisse des Volksbegehrens aus dem Landkreis Starnberg
Andechs: 2502 Stimmberechtigte, 581 Einträge, 23,22 %
Berg: 5829 Stimmberechtigte, 1349 Einträge, 23,14 %
Feldafing: 3150 Stimmberechtigte, 938 Einträge, 29,78 %
Gauting: 14 198 Stimmberechtigte, 4253 Einträge, 29,96 %
Gilching: 13 126 Stimmberechtigte, 3330 Einträge, 25,37 %
Herrsching: 7558 Stimmberechtigte, 2158 Einträge, 28,55 %
Inning: 3331 Stimmberechtigte, 1064 Einträge, 31,94 %
Krailling: 5399 Stimmberechtigte, 1628 Einträge, 30,15 %
Pöcking: 4117 Stimmberechtigte, 1173 Einträge, 28,49 %
Seefeld: 5288 Stimmberechtigte, 1533 Einträge, 28,99 %
Starnberg: 16 610 Stimmberechtigte, 3645 Einträge, 21,94 %
Tutzing: 7208 Stimmberechtigte, 2162 Einträge, 29,99 %
Weßling: 3961 Stimmberechtigte, 1440 Einträge, 36,35 %
Wörthsee: 3748 Stimmberechtigte, 1361 Einträge, 36,31 %
Dießen: 8127 Stimmberechtigte, 2355 Einträge, 28,98 %
Quelle: Landratsämter STA und LL
ps, ike, gma
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