Baufällige Starnberger Musikschule: Jetzt hat sie die Chance auf einen Konzertsaal im Dach

Die baufällige Starnberger Musikschule könnte einen neuen Konzertsaal im Dach bekommen. Aber nur, wenn sich der Stadtrat für die erste von vier möglichen Varianten entscheidet. Auch ein Neubau an anderer Stelle und die Zusammenlegung mit der VHS kommen in Frage.
Starnberg – Gleich zu Beginn der Bauausschusssitzung am Donnerstagabend kündigte Starnbergs Bürgermeister Patrick Janik Neuigkeiten zur Musikschule an. Die gebe es allerdings erst hinterher in der nicht öffentlichen Sitzung. In der öffentlichen gab er allerdings einen Hinweis: Janik sprach später von „Angeboten, die mehrer Gespräche und Verhandlungen bedürfen“.
Gesprächsstoff bietet die Musikschule an der Mühlbergstraße reichlich: Das im Jahr 1903 als Spital errichtete und später als Altenheim genutzte Haus muss vor allem was Brandschutz und Fluchtwege anbelangt dringend saniert werden. Im Sommer hatte sich zudem herausgestellt, dass dort seit 1988 ohne Nutzungsgenehmigung unterrichtet wird. Nach der zwischenzeitlichen Schließung besserte man mit Türen, Abdichtungen und Rauchmeldern kurzfristig nach, um zum Schulstart wieder öffnen zu können. Schließlich ist die Musikschule mit 1100 Schülern und 38 Lehrkräften eine Institution.
Das soll sie auch bleiben: Eine Sanierung mit Konzertsaal-Ausbau, aber auch ein Neubau an anderer Stelle und eine Zusammenlegung mit der Volkshochschule (VHS) kommen in Frage. Stadtbaumeister Stephan Weinl präsentierte den Ausschuss-Mitgliedern vier mögliche Optionen. Eine Entscheidung fiel noch nicht. Der Ausschuss votierte aber einstimmig dafür, dass sich die Gemeinden Pöcking und Berg an den Investitionen beteiligen sollen.
Variante 1: Sanierung mit Erweiterung
Die Pläne des Architektenbüros Sunder-Plassmann für eine Sanierung samt Erweiterung um 545 Quadratmeter liegen schon in der Schublade. Im sogenannten Tonnendach könnten weitere Räume und ein Konzertsaal entstehen. Geplant sind ein neuer Lift und Eingangsbereich. Dazu kommt unter anderem der barrierefreie Umbau der WCs. Schon 2018 bekam die Stadt 900 000 Euro an Fördergeldern von der Regierung von Oberbayern für diese Variante in Aussicht gestellt. Baubeginn könnte 2022 sein, Fertigstellung 2023. Stadtbaumeister Weinl legte den Ausschussmitgliedern das auf 5,3 Millionen Euro kalkulierte Projekt ans Herz. Der Standort sei innenstadtnah, gut an öffentliche Verkehrsmittel angebunden und von historischem Charakter, die Haustechnik zwar sehr veraltet, die Bausubstanz aber gut. Marc Fiedler (FDP), der nach dem Seebad „das nächste Millionengrab“ prophezeite, entgegnete Weinl: „Das Gebäude hat einen wesentlich geringeren technischen Anspruch. Am Mauerwerk sieht man gut, was auf einen zukommt. Die Kostenschätzung ist verlässlich und tiefgehend.“ Variante 1 kristallisierte sich – zumindest in öffentlicher Runde – als Favorit heraus.
Variante 2: Sanierung ohne Erweiterung
Man könnte den Dachstuhl auch nur statisch ertüchtigen und keine Räume darin schaffen. Damit man die derzeit zur Sicherheit gesperrten Räume (sieben Stück mit insgesamt 184 Quadratmetern) wieder nutzen kann, müsste man 4,45 Millionen Euro investieren – „die nicht gefördert würden“, betonte Weinl.
Variante 3: Neubau an anderer Stelle
Das Szenario: Ein Investor baut – eventuell an der Ludwigstraße – eine neue Musikschule, die Stadt wird Mieter. Der Nachteil: Die Einrichtung müsste zwischen sechs und acht Jahren in einem Provisorium unterkommen. Das muss man erstens finden und zweitens Geld reinstecken. Auf 20 Jahre rechnet die Stadt bei dieser Variante mit Kosten von 11 Millionen Euro. Dieser Weg ist teurer und länger als die Varianten 1 und 2, betonte der Stadtbaumeister. Bürgermeister Janik merkte noch an, dass die alte Musikschule dann anderweitig zur Verfügung stehen würde.
Variante 4: Neubau mit VHS
Seit 1993 ist die VHS in der ehemaligen Villa Bayerlein am Bahnhof untergebracht. Auch dieses Gebäude ist zu klein und sanierungsbedürftig. Deshalb gibt es die Idee, die VHS mit der Musikschule in einem Neubau zusammenzulegen. Für die 4000 Quadratmeter Nutzfläche müsse man auf 20 Jahre mit 16 Millionen Euro rechnen. Dazu kommt: Die Synergieeffekte halten sich in Grenzen. Zwar könne man Besprechungs- und Kopierräume, Stuhllager, Cafeteria und Wartebereiche gemeinsam nutzen, die Unterrichtsräume dagegen eher selten. Die Zeiten überschneiden sich.

Musikschulleiterin Cornelia Lee-Winser die der Bauausschusssitzung beiwohnte, fand Weinls Vortrag gut und die anschließende Diskussion konstruktiv. Ihr ist es wichtig, das Angebot um inklusive Inhalte zu erweitern – etwa Kurse, in denen Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam unterrichtet werden. Die sieben Räume, die derzeit fehlen, zurückzubekommen, sei „das absolute Minimum“. Für Lee-Winser scheint die erste Variante „die vernünftigste zu sein“, sagte sie am Freitag im Gespräch mit dem Starnberger Merkur.
Ob die Sanierung samt Dachausbau zum Tragen kommt, ist alles andere als klar. Bürgermeister Janik sieht weiter alle Varianten im Rennen. Die nichtöffentlichen Verhandlungen dürften dabei eine Rolle spielen.
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