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Corona-Krisenstäbe im Landratsamt: FüGK, KomFü und ÖEL für die Sicherheit

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Von: Peter Schiebel

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Blick in die „Örtliche Einsatzleitung“, die ÖEL (v.l.): Karin Wölfl (Landratsamt), Georg Rötzer (BRK), die Kreisbrandinspektoren Helmut Schweickart und Dieter Hofer sowie Philipp Hennen vom THW. Links hinten: Landrat Karl Roth. © Stefan Schuhbauer-von Jena

Das Landratsamt hat gestern Nachmittag Einblicke in die tägliche Arbeit der Corona-Krisenstäbe gewährt. Großes Thema für die Verantwortlichen des Katastrophenschutzes bleibt nach wie vor die Versorgung mit Material.

Starnberg – Tag 31 des Corona-Katastrophenfalls in Bayern. Routiniert bewältigen die Frauen und Männer im ersten Stock des Starnberger Landratsamtes ihren Dienst. Aber was ist schon Routine in einer beispiellosen Krise? „Wir haben eine Lage, in der alles anders ist als gewohnt“, sagt Kreisbrandinspektor Helmut Schweickart. Er gehört der ÖEL an, der „Örtlichen Einsatzleitung“. Sie ist so etwas wie das Herzstück der Krisenstäbe im Landkreis, bestückt mit äußerst erfahrenen Mitarbeitern von Rettungsorganisationen.

Zehn Computerarbeitsplätze, Landkarten, dazu Materiallisten, Zahlen, Übersichten über die Einsatzkräfte, Telefonnummern ... Im kleinen Sitzungssaal des Landratsamtes ist die ÖEL täglich von 8 bis 18 Uhr besetzt. Dort werden Entscheidungen getroffen, Ablaufpläne erstellt, Szenarien entwickelt. Von dort aus wird auch das vorhandene und eingehende Material verteilt. Und dort gelten strenge Regeln: Mundschutz ist Pflicht, ebenso Hände desinfizieren, Abstand halten und Temperatur messen. „Ein Corona-Fall hier kann alles lahmlegen“, sagt Schweickart.

Schutzanzüge aus Taiwan

„Das Wichtigste ist derzeit die Beschaffung“, erklärt Landrat Karl Roth und listet den aktuellen Bestand des Landkreises auf: 3904 Liter Desinfektionsmittel, 270 Liter Flächendesinfektionsmittel, 106 400 Stück Handschuhe, 89 000 Stück einfacher Mundschutz, 17 200 FFP2-Masken, 9000 Pflegekittel, 110 Schutzanzüge, 160 Schutzbrillen. „Das reicht grob geschätzt eine Woche“, sagt Georg Rötzer, der als Bereichsleiter Einsatzdienste des BRK-Kreisverbandes Mitglied der ÖEL ist. Bei der Beschaffung wartet der Landkreis nicht bloß auf Zuteilungen, sondern wird auch selbst aktiv. 50 000 auf eigene Rechnung beschaffte FFP2-Masken sind gestern Nachmittag angekommen. Der Partnerlandkreis Hualien in Taiwan will Schutzanzüge liefern. Material, das mehr benötigt wird als die 150 Matratzen für Hilfskrankenhäuser, die der Freistaat gestern geliefert hat.

Das Material lagert in einem Hangar auf dem Sonderflughafen Oberpfaffenhofen. Wer was davon bekommt, entscheidet die ÖEL. Erste Priorität haben die Krankenhäuser, dann kommen die Alten-, Pflege- und Senioreinrichtungen, danach die 279 Facharztpraxen, schließlich die ambulanten Pflegedienste, zählt Karl Roth auf. „Eine gewisse Reserve behalten wir, um im Notfall schnell reagieren zu können.“ Etwa wenn es in einem Altenheim zu Infektionen kommen würde. „Wir hatten schon zwei Heime, wo ein bisschen was war. Aber das haben wir mit den Hausärzten hingekriegt“, sagt Roth, ohne Einzelheiten zu nennen.

Führungsgruppe tagt im ehemaligen Stuhllager

Alle Informationen, jede Bedarfsanforderung, alle Kontakte mit Ärzten, Regierung von Oberbayern oder anderen Behörden gehen einige Meter entfernt ein, im ehemaligen Stuhllager neben dem großen Sitzungssaal. Dort ist die KomFü eingerichtet, die „Kommunikationsgruppe der FüGK“. 24 Stunden täglich ist sie besetzt, sieben Tage die Woche, und sie steht in direktem Kontakt zur ÖEL. FüGK steht im Übrigen für „Führungsgruppe Katastrophenschutz“. Das wiederum ist die große Runde, die sich montags bis freitags um 16 Uhr im großen Sitzungssaal unter dem Vorsitz des Landrats trifft und die Lage bespricht. Ihr gehören auch Klinikchef Dr. Thomas Weiler, Versorgungsarzt Dr. Bernhard Junge-Hülsing und Gesundheitsamtsleiter Dr. Lorenz Schröfl an. Neben den Rettungsorganisationen ist auch die Bundeswehr in dieser Runde vertreten.

„Wir könnten von heute auf morgen sofort 350 Betten aufbauen“

Neben dem Tagesgeschäft hat die ÖEL längst Planungen für den Fall entwickelt, dass die Zahl der Corona-Patienten im Landkreis drastisch steigen würde. Das Starnberger Hotel Vier Jahreszeiten, das Siemens-Schulungszentrum in Feldafing sowie das Haus der bayerischen Landwirtschaft und die Finanzhochschule in Herrsching hätten die Bereitschaft signalisiert, im Bedarfsfall Patienten ohne Corona-Infektion aufzunehmen, sagt BRK-Mann Rötzer. „Wir könnten von heute auf morgen sofort 350 Betten aufbauen“, sagt er. „Wir gehen zwar nicht davon aus, dass es passieren wird, aber wir sind gewappnet.“ Hinzu kommt die Rehaklinik Höhenried, die nach Angaben von Landrat Roth dafür an erster Stelle steht.

„Die Grundplanung ist das A und O“, betont Kreisbrandinspektor Schweickart. Deswegen stehen die Dienstpläne der ÖEL auch bereits bis zu den Sommerferien fest. Die Pläne bis Jahresende kommen vermutlich demnächst.

Alles aktuellen Entwicklungen finden Sie in unserem Corona-Ticker für den Landkreis Starnberg.

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