Coronavirus im Landkreis Starnberg: Wahlhelfer springen ab

Aus Angst vor dem Coronavirus springen mancherorts Wahlhelfer ab. Die Gemeinden konnten die Posten bisher aber größtenteils nachbesetzen. Die Briefwahlquoten sind hoch – einzelne Rathäuser mussten sogar Unterlagen nachordern.
Landkreis – 15 von 86 Wahlhelfern in Pöcking haben ihren Einsatz bei der Kommunalwahl am kommenden Sonntag bereits abgesagt. „Einige fürchten sich wegen des Coronavirus, weil sie Vorerkrankungen haben“, sagt Wahlleiter Günther Drexler. Die meisten Posten habe man aber nachbesetzen können. „Ich habe mit einem Puffer geplant. Es ist zur Not verkraftbar, wenn ein oder zwei Wahlhelfer ausfallen“, so Drexler. Ansonsten ist im gesamten Landkreis nur eine Handvoll Wahlhelfer abgesprungen. Unter den Andechser Wahlhelfern war etwa eine Schülerin des Gymnasiums Tutzing. Da die Schule, wie berichtet, wegen eines Coronafalls geschlossen ist, sagte sie der Gemeinde zur Sicherheit ab. Eine Mutter, deren Sohn eine der geschlossenen Schulen besucht, tat es ihr gleich. Doch die Corona-Panik treibt auch kuriose Blüten: In Berg hatte sich einer mit Mundschutz und Handschuhen angekündigt. Wahlleiter Erik Fiedler: „Wir haben gesagt, er soll lieber zu Hause bleiben, um keine Panik zu verbreiten.“
Die Stadt Starnberg verzeichnet, wie die Gemeinden Seefeld, Wörthsee, Gilching, Weßling, Dießen, Inning und Herrsching, noch keine Ausfälle – könnte sie laut Rathaussprecherin Lena Choi aber auffangen. Sorgen macht sich hingegen Weßlings Wahlleiter Sebastian Görlitz, der schon im Vorfeld Schwierigkeiten hatte, seine 90 Wahlhelfer zusammen zu bekommen.
Mehr als 40 Prozent der wahlberechtigten Pöckinger haben bisher Briefwahl beantragt. Die tatsächliche Briefwahlquote könnte, je nach Wahlbeteiligung am Sonntag, aber höher sein. Dass es so viele werden würden, hatte die Gemeinde nicht einkalkuliert. „Wir mussten Couverts beim Verlag nachordern“, berichtet Wahlleiter Drexler. So erging es auch Andechs und Dießen; Seefeld hat vorsorglich Briefumschläge nachbestellt, falls sich doch noch einige spontan für die Briefwahl entscheiden.
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Briefwähler: 40-Prozent-Marke geknackt
Die 40-Prozent-Marke bei der Briefwahl geknackt wurde in Dießen und in Andechs; dort haben heuer 43 Prozent der Wahlberechtigten Briefwahl beantragt. Zum Vergleich: 2014 hatten sich dort nur 28 Prozent per Briefwahl beteiligt. In den übrigen Kommunen liegt die Briefwahlquote – Stand Dienstag – bei etwa einem Drittel. Einen Zuwachs von 1000 zusätzlichen Briefwahlanträgen binnen einer Woche verzeichnete Herrsching.
Großer Wert gelegt wird in den Wahllokalen auf Hygiene. Ein Empfehlungsschreiben des Innenministeriums hatte bei den Gemeinden laut Landratsamtssprecherin Barbara Beck für Verunsicherung gesorgt. Am Dienstag erreichte den Landkreis eine konkretisierte Fassung. Absender: das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Danach sollen in den Wahllokalen Verhaltensregeln aushängen und Desinfektionsspender bereitstehen. Ob das in Andechs so sein wird, ist noch unklar. Desinfektionsmittel sind bestellt, aber noch nicht eingetroffen. Außerdem ist es erlaubt, eigene Kugelschreiber mitzubringen (blau oder schwarz). Herrsching stellt bei Bedarf sogar noch originalverpackte zur Verfügung. Nach der Wahl werden die Räumlichkeiten zusätzlich gereinigt.
Einweghandschuhe und Desinfektionsmittel im Wahllokal empfiehlt das LGL laut Barbara Beck nicht. Bereitgestellt werden diese Utensilien in mehreren Kommunen aber trotzdem. „Es steht unseren Wahlhelfern frei, sie zu benutzen“, sagt Gilchings Wahlleiter Stefan Amon. In Wörthsee gibt es sie sogar für die Wähler.
So kommen Sie noch an Briefwahl-Unterlagen
Für den Briefwahlunterlagen-Versand per Post wird es vier Tage vor der Wahl eng. Wer sich kurzfristig doch noch für die Briefwahl entscheidet und auf Nummer sicher gehen will, kann die Unterlagen im jeweiligen Rathaus abholen – bis Freitag, 15 Uhr, in Ausnahmefällen sogar bis Sonntag, 15 Uhr. Es ist auch möglich, sich die Stimmzettel per Vollmacht auf der Wahlbenachrichtigung von einem Verwandten oder Bekannten abholen zu lassen.
Die reguläre Antragsfrist für Wahlscheine endet am Freitag um 15 Uhr. Sollte ein beantragter Wahlschein bis dahin nicht zugegangen sein, können sich betroffene Wahlberechtigte am Samstag bis 12 Uhr einen neuen Wahlschein erteilen lassen – „persönlich gegen Abgabe einer eidesstattlichen Erklärung“, wie Charlotte Rieboldt, Sprecherin der Gemeinde Gauting, mitteilte. Dort zum Beispiel kamen einige Briefwahlunterlagen, die bereits im Februar beantragt wurden, nicht bei den Wählern an. Für solche Fälle sind sämtliche Rathäuser im Landkreis am Samstag besetzt oder richten einen Bereitschaftsdienst ein. Wegen Wahlvorbereitungen sind einige Verwaltungsmitarbeiter ohnehin vor Ort.
In bestimmten Fällen, etwa bei nachgewiesener plötzlicher Erkrankung oder eine Coronavirus-bedingten Quarantäne-Pflicht, können Wahlscheine noch nach Freitag, 15 Uhr, bis Sonntag, 15 Uhr, in den Rathäusern beantragt werden. Feldafings Wahlleiter Peter Englaender betont aber: „Nur die Angst vor Corona zählt nicht.“ Es gelte für den Bevollmächtigten, zum Beispiel eine Krankschreibung zu liefern. Aus Dießen, Weßling und Wörthsee erfuhr der Starnberger Merkur, man wolle keine übermäßige Strenge walten lassen.
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