Erste Freiflächen-PV-Anlage auf Starnberger Flur geplant

Der erste Solarpark auf Starnberger Flur könnte südöstlich von Hadorf entstehen. Drei andere Freiflächen-Fotovoltaikanlagen hat der Bauausschuss wegen ihrer Lage abgelehnt. Hinter den Entscheidungen steckt ein detaillierter Kriterienkatalog, der auch bei künftigen Projekten zum Einsatz kommen soll.
Starnberg – Mehr als zehn Jahre ist es her, dass in Starnberg konkret über einen Solarpark gesprochen wurde. Eine Kiesgrube bei Hanfeld stand damals zur Debatte, daraus wurde aber nichts. Mittlerweile gibt es Freiflächen-Fotovoltaikanlagen etwa bei Geisenbrunn, Seefeld, Traubing, Weßling und Hochstadt – und weitere Pläne in mehreren Gemeinden. Seit Dienstagabend ist klar, dass es auch auf Starnberger Flur konkreter wird. Der Bauausschuss erteilte einer landwirtschaftlichen Fläche südöstlich von Hadorf seinen Segen. Derselbe Antragsteller würde gerne auch südlich von Hadorf Solarmodule aufstellen, ein anderer westlich und südöstlich von Perchting – diese drei Vorhaben lehnte der Bauausschuss allerdings ab. Die Flächen liegen laut Stadtbaumeister Stephan Weinl „sehr exponiert“ und „mitten im Feld“, und von ihnen könne eine Blendwirkung ausgehen, sagte er.
Das favorisierte Areal grenzt an die Starnberger Straße und an die Westumfahrung. Der Bauwerber hat einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan und die Ausweisung eines Sondergebiets beantragt. Der etwa sieben Hektar große Solarpark könnte seinen Angaben nach etwa 2400 Drei- bis Vier-Personen-Haushalte mit Strom versorgen und Energie auch in großem Maße speichern.
Solarpark könnte etwa 2400 Haushalte versorgen
Mehrere verbindliche Angaben muss der Antragsteller laut Beschluss noch machen. Er muss sich etwa schriftlich „zur Durchführung der Maßnahme verpflichten“. Und die Stadt will einen Nachweis, ob das Grundstück tatsächlich zur Verfügung steht. Denn sie will sicher sein, dass es auch wirklich was wird mit dem Solarpark – also dass niemand etwas ankündigt und dann doch wieder einen Rückzieher macht. Stadträte kriegen von der Verwaltung nun immer einen detaillierten Bewertungsbogen in die Hand gedrückt, wenn es um Freiflächen-Fotovoltaik geht – eine Matrix für Solarparks, die Fragen stellt wie: Ist die Fläche ohnehin landwirtschaftlich vorbelastet oder brachliegend? Beeinträchtigt das Projekt den Naturschutz? Ist es wirtschaftlich sinnvoll und technisch machbar? Liegt eine Zusage des Netzbetreibers vor? Ist ein Modell mit Bürgerbeteiligung möglich? Mit welchen Gewerbesteuereinnahmen darf die Stadt rechnen? Ist das Grundstück anfahrbar? Und wird die Anlage auch wieder abgebaut, wenn sie ihre Lebensdauer überschritten hat?
Weiterer Solarpark in Starnberg? Potenzieller Bauherr hat angefragt
Bis der Hadorfer Solarpark die nächsten bürokratischen und planerischen Hürden nimmt, dürfte es noch lange dauern – schon angesichts des überlasteten Bauamts. Immerhin schaffte es das Projekt am Dienstag nach einem Antrag von Dr. Franz Sengl (Grüne) in die Kategorie „Priorität 1“ – allerdings ist das auch schon 27 anderen Projekten gelungen. Platz 28 ist jetzt eben auch besetzt.
Gegen das Vorhaben stimmte von zwölf Bauausschussmitgliedern nur Vizebürgermeisterin Angelika Kammerl (CSU). „Wir haben jede Menge freie Dächer. Ackerflächen zustellen ist unverantwortlich“, sagte sie. Bürgermeister Patrick Janik betonte daraufhin: Es sei effizienter, Sonnenenergie im großen Stil im Solarpark zu gewinnen als auf vielen, verhältnismäßig kleinen Dächern., zumal man sich teils jahrelang mit Eigentümern abstimmen müsse. Sengl stellte klar: „Es werden keine Flächen versiegelt. Die Anlagen werden aufgeständert, da können Schafe darunter weiden.“ Und: „Der Klimawandel findet statt, auch wenn man nicht daran glaubt. Wir sollten alle Anstrengungen zur Energiewende unternehmen.“ Christiane Falk (SPD) bat noch darum, bei solchen Projekten den Schutz vor Vandalismus zu bedenken.
Ein weiteres Solarpark-Vorhaben kündigt sich übrigens bereits an. Im Rathaus habe sich ein potenzieller Bauherr telefonisch gemeldet, berichtete Patrick Janik.