Hilfe für die Ärmsten der Armen

Die Tafeln im Landkreis sind wegen der Corona-Krise geschlossen. Das trifft die Kunden der Lebensmittelausgaben besonders hart. Viele Tafeln haben daher ein Notprogramm für besonders Bedürftige gestartet.
Landkreis – Das gesellschaftliche Leben im Landkreis ist auf ein Minimum heruntergefahren. Besonders hart trifft das die Tafeln. Denn einerseits kümmern sie sich um die Ärmsten der Armen, andererseits verteilen an den Lebensmittelausgaben meist ältere ehrenamtliche Helfer die Spenden an die Bedürftigen. Was in der aktuellen Situation zur Folge haben könnte, dass Risikogruppe auf Risikogruppe trifft. Hinzu kommt, dass bei den Lebensmittelausgaben wegen der „Hamsterkäufe“ derzeit geringere Mengen als sonst ankommen.
Manche Helfer lassen es sich dennoch nicht nehmen, auch in diesen schweren Zeiten für ihre Kunden da zu sein. So hat etwa die Gautinger Tafel offiziell geschlossen. Über einen Notfallplan werden jedoch 22 Ältere und Kunden mit Vorerkrankungen weiterhin mit Lebensmitteln versorgt. „Wir haben ein Mini-Team“, sagt Vorsitzende Monika Fliedner. Das Team besteht aus genau zwei Personen. Fliedner packt die Tüten mit Lebensmitteln, ein junger Familienvater aus Syrien fährt die Waren zu den Kunden und stellt sie vor die Tür. „Alles kontaktlos“, sagt Fliedner. Um das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten, bekommt sie die Frischwaren geliefert.
Zwar hätten sich bei ihr schon mehrere Personen gemeldet, die helfen wollten. Doch Fliedner musste ihnen mitteilen, dass sie wegen des Ansteckungsrisikos niemand neuen mit einbinden könne.
Corona-Krise: Starnberger Tafel packt Kisten für Härtefälle
Ähnlich sieht es bei der Starnberger Tafel aus. Auch bei deren Vorsitzender Erika Ardelt haben sich viele potenzielle Helfer gemeldet. Die musste Ardelt auf später vertrösten, denn eng an eng Kisten packen, „das können wir zurzeit nicht machen“. Die geschlossene Starnberger Tafel kümmert sich in der Corona-Krise mit einem vierköpfigen Team ausschließlich um die absoluten Härtefälle; Alte und Mütter mit Kindern, die auf weniger als den Hartz-IV- Regelsatz kommen. Sie sind ganz besonders auf die kostenfreie Zuwendung angewiesen. Gleich zu Beginn der Tafel-Zwangspause hat der Verein diese Kunden kontaktiert. Für sie packen die ehrenamtlichen Helfer Kisten, die die Fahrer den Bedürftigen direkt vor die Haustür liefern. Und sie kaufen für sie Lebensmittel zu, „was wir jetzt ja auch dürfen“, so Ardelt. Finanziert wird das aus Spenden. Ardelts Sorgen gelten jedoch der Zukunft. Sie befürchtet, dass die Tafeln durch die Corona-Krise absehbar mehr Zulauf bekommen werden.
Gleiches Problem, verschiedene Lösungen
In Herrsching wird die Tafel momentan über die Herrschinger Insel organisiert und ist mit in die von der Gemeinde initiierte Aktion „Bürger helfen Bürger“ eingebunden. Die Tafel in Gilching geht einen anderen Weg. „Wir geben Gutscheine aus“, sagt Tafel-Organisatorin Gudrun Müller. Ihre Mitstreiter bringen die Gutscheine direkt zu den Bedürftigen.
Während die Lebensmittelausgabe der Nachbarschaftshilfe Feldafing bis auf Weiteres stillliegt, geht es bei der Tutzinger Tafel „Tischlein deck dich“ weiter, allerdings auch in reduzierter Form. Organisierten die Ehrenamtler die Lebensmittelausgabe vor einer Woche noch so, dass 35 Tafel-Kunden sich fertig gepackte Lebensmitteltüten mit dem nötigen Abstand draußen an der Kirche St. Joseph abholen konnten, werden die Tüten 25 Kunden am heutigen Freitag vor die Tür gestellt. Organisatorin Caroline Krug hat deren Kontaktdaten bei der letzten Ausgabe vor Ort notiert.
Was die 60-Jährige besonders gefreut hat: Zwei Klosterschwestern haben sich bei ihr gemeldet, um die eingeschränkte Tafel zu unterstützen. Zusammen mit Krug und zwei Helfern packen sie im alten Pfarrsaal die Lebensmitteltüten. Krug: „Ich hoffe, dass wir fünf gesund bleiben und das so weiter machen können.“
Die meisten Teams arbeiten in festen Gruppen und nehmen, um sich und andere zu schützen, zur Zeit niemanden auf. Über Spenden freuen sich aber alle Tafeln im Landkreis.
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