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Schwimmkurse laufen wieder an: Aber Kinder müssen eineinhalb Jahre warten

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Die schwimmen wieder: Der Anfängerkurs der Wasserwacht, der im vergangenen Jahr coronabedingt abgebrochen werden musste, beginnt nun von neuem im Seebad Starnberg.
Die schwimmen wieder: Der Anfängerkurs der Wasserwacht, der im vergangenen Jahr coronabedingt abgebrochen werden musste, beginnt nun von neuem im Seebad Starnberg. © Wasserwacht Starnberg

Die Schwimmkurse laufen wieder an, aber die Warterei ist noch nicht vorbei. Bei der Wasserwacht Starnberg stehen mehr als 500 Kinder auf der Liste. Einige von ihnen kommen wohl erst in eineinhalb Jahren dran.

Landkreis – Nach eineinhalb Jahren paddeln sie wieder mit ihren Schwimmgürteln durchs Becken. Die Mädchen und Buben, die ihren fünfwöchigen Anfängerkurs im Seebad Starnberg März vorigen Jahres pandemiebedingt abbrechen mussten, beginnen diesen jetzt erneut. Der Kurs der BRK-Wasserwacht Starnberg findet zweimal die Woche mit zwölf Kindern und vier Trainern statt. Wenn alles glatt läuft, werden sie schon bald das Seepferdchen-Abzeichen auf ihren Badehosen und Schwimmanzügen tragen. Und dann werden sie von den nächsten sehnsüchtig wartenden Fünf- bis Achtjähriger abgelöst. Von ihnen gibt viele. Mehr als 500 Kinder stehen auf der Warteliste des Anfängerkurses.

Der Hauptgrund für den massiven Rückstau ist allgemein bekannt: Durch die Corona-Pandemie fielen eineinhalb Jahre lang die Kurse aus. Julia Volks, ehrenamtliche Schwimmtrainerin der Wasserwacht, erzählt: „Alle, die damals auf einen Platz im Kurs gewartet haben, warten immer noch.“ Seit ein paar Wochen sind die Hallenbäder wieder geöffnet und die Schwimmkurse laufen an. Trotzdem geht die Warterei für Eltern und Kinder weiter. „Derzeit muss mit einer Wartezeit von eineinhalb Jahren gerechnet werden“, sagt Oliver Jauch, Pressesprecher der Wasserwacht Starnberg. Als weitere Gründe für die lange Liste nennt er auch den Mangel an Trainern und Hallenbädern in der Region. Schon vor der Pandemie hätten die Kinder ein halbes Jahr warten müssen.

Auch nach dem Kurs, heißt es: Üben, üben, üben

Diese Faktenlage erschreckt besonders, wenn man einen Blick in die unmittelbare Zukunft dieser Generation wirft. Aus der Studie der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) von 2017 geht hervor, dass 23 Prozent der Zehnjährigen unsichere Schwimmer (19 Prozent) oder Nichtschwimmer (vier Prozent) sind. Und genau bei den etwas älteren Kindern sieht Jauch eine Gefahr: „Im jungen Alter passen die Eltern meist sehr gut auf ihre Kinder auf. Wenn sie dann aber zu Zwölf- bis 14- Jährigen heranwachsen und den Schwimmkurs nicht nachgeholt haben, kommt es schnell zu sehr viel risikofreudigererem Verhalten, welches oft mit fatalen Folgen endet.“

Auch wenn die erste Gruppe im Seebad Starnberg ihren Schwimmkurs erfolgreich beendet hat, dürfe ihre Ausbildung keinesfalls als abgeschlossen gelten. „Dann heißt es üben, üben, üben. Ein Seepferdchen bestätigt nicht, dass man sicher schwimmen kann, es bestätigt, dass man sich in einem Schwimmbad 25 Meter lang über Wasser halten kann.“ Aus Jauchs Sicht macht die Kinder erst regelmäßiges Üben mit den Eltern zu sicheren Schwimmern. Seine Botschaft: „Bitte scheuen Sie nicht zurück, selbst aktiv zu werden. Denn die Technik Ihrer Kinder kann man später immer noch verbessern.“

Für Vorschulkinder und Erstklässler stellt der Freistaat im Schuljahr 2021/22 einen Gutschein über 50 Euro für einen Kurs zum Erwerb des Seepferdchens aus, wie der Bayerische Landessportverband meldet. So will die Regierung einen Anreiz für Eltern setzen, ihre Kinder in Schwimmkurse zu schicken, und Vereine unterstützen. Für Wasserwacht-Sprecher Jauch setzt die Förderung an der falschen Stelle an. Er plädiert eher für einen Ausbau von Kapazitäten, also für ein größeres Angebot an Bädern, Trainern und Kursen.

Die Stadt Starnberg will ein neues Kursprogramm aufbauen, das mithilfe von externen Honorarkräften breiter aufgestellt sein soll als das bisherige. „Wir stecken noch mitten in der Planung“, sagt Rathaussprecherin Lena Choi. So müssten etwa die Trainer noch geschult und angestellt werden. Die Kurse sollen in diesem Jahr anlaufen und online buchbar sein.

Chiara Kessel

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