1. Startseite
  2. Lokales
  3. Starnberg
  4. Tutzing

Einzelhändler im Kreis Starnberg: „Wir müssen uns an die Situation gewöhnen“

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Katja Brenner, Stephan Müller-Wendlandt, Andrea Gräpel, Tobias Gmach

Kommentare

null
Ideen gegen die Zwangspause: Sepp Mursch (l.) und Thomas Thallmair von Sport Thallmair in Tutzing bieten wie viele Händler einen Lieferdienst an – der ist erlaubt. © Schuhbauer-von Jena

Alle Geschäfte, deren Sortiment nicht lebensnotwendig ist, müssen ab Mittwoch schließen. Wie gehen die Händler damit um? Einige Beispiele.

Landkreis – Thomas Thallmair, Inhaber von Intersport Thallmair in Tutzing, sagt deutlich: „Die Lage ist extrem ernst. Wir wissen nicht, ob wir das überleben.“ Man müsse trotz Umsatzausfall die bestellte Sommerware bezahlen. „Und einen schlechten Winter hatten wir ja auch.“ Thallmair appelliert an Verbraucher, die lokalen Einzelhändler zu unterstützen, wenn sie wieder aufmachen dürfen. Der Laden sei noch kurz vor der Schließung bestens besucht gewesen. Als „schwammig“ bezeichnet er die Vorgaben: „Dass Baumärkte und Hauswarengeschäfte mit Hundeleckerlis offen bleiben dürfen, obwohl sie nicht lebensnotwendig sind, können wir nicht nachvollziehen.“ Intersport Thallmair prüft einen kioskartigen Verkauf am Geschäft und bietet einen Lieferservice in zehn Kilometern Umkreis.

Die Witterung ist für die Bekleidungsbranche eigentlich ideal, die Frühjahr- und Sommerkollektion zu verkaufen, sagt Christoph Klöpfer vom gleichnamigen Herrenausstatter in Starnberg. Die Zwangspause sei nur der vorläufige Höhepunkt einer Entwicklung, die sich schon vorher angebahnt habe, sagt Klöpfer: „Die Umsätze waren auch schon im Februar im Keller. Die Leute sind nicht in Kauflaune, jedenfalls nicht, was Bekleidung angeht.“ Für seine 13 Mitarbeiter einschließlich Teilzeitkräften wird der Starnberger Kurzarbeit beantragen – zunächst einmal bis Ende der Sperrfrist am 30. März. Klöpfer rechnet aber mit einer Verlängerung der Auszeit, zumindest bis Ostern. Suse Nusser hat schon vor ein paar Tagen bei ihrer Hausbank angerufen, um sich zu informieren. Die 56-Jährige betreibt seit 15 Jahren in Starnberg den „Fuchsbau“. Neben Einrichtungsgegenständen, Accessoires und Schmuck bietet sie Damenmode an. Die hat sie im Herbst bestellt, vor Kurzem kam die Lieferung. „Mein Laden ist voll bis zur Decke“, sagt sie. Die Schließung hält sie für vernünftig. Weil sie nicht mehr im Geschäft steht, kann sie keine Lieferungen mehr annehmen. „Ich weiß gar nicht genau, was dann mit den ganzen Paketen geschieht. Die werden sich auch irgendwo stapeln“, vermutet sie.

Nur noch bis 15 Uhr geöffnet

Ab Mittwoch öffnet Schindler-Delikatessen sein Bistro nur noch bis 15 Uhr. „Die Stühle sind mittlerweile so aufgestellt, dass der Abstand eingehalten wird“, sagte Inhaberin Brigitte Irmer. Dabei kann sie verglichen zu anderen Gewerbetreibenden durchatmen, „in erster Linie haben wir Lebensmittel“. Und einen Lieferservice, den gab es ab einen Einkaufswert von 50 Euro schon vor dem Virus. Das Ladengeschäft bleibt geöffnet. An der Kasse steht Desinfektionsmittel für die Kunden, die Hygieneverordnung für die Mitarbeiter wurde verschärft. „Wir werden unseren Lieferservice nun verstärken. Wir müssen uns wohl alle erst mal an die Situation gewöhnen“, sagt sie. Das Abstandhalten sei den Menschen noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen. An die Vernunft der Menschen appelliert auch Sabine Holzner, Prokuristin der Herz-Gruppe mit Standorten in Gilching, Herrsching und Pasing. Schließen musste vorerst nur City-Moden in Gilching. Die kleinen Baumärkte dürfen geöffnet bleiben. Holzner hält dies für sinnvoll, „die Menschen müssen beschäftigt werden“. Natürlich hofft, sie dass es keine weitere Einschränkung gibt. „Wenn die Menschen vernünftig bleiben... Söder hat Recht, wenn er sagt, es wird eine Charakterprüfung für die Gesellschaft.“

Das wegen des Brandes der Stockdorfer Filiale ohnehin gebeutelte Fahrradgeschäft Radhaus Starnberg fallen nun die Umsätze aus beiden Filialen weg. „Dadurch, dass wir in Starnberg eine Werkstatt haben, dürfen wir diese weiter betreiben“, sagt Geschäftsführer Michael Worm. Der Verkauf im Erdgeschoss ist seit Dienstagabend geschlossen, über den Hintereingang kommt man zum Reparaturservice. Worms hofft auf das Geschäft ab April. Anders sieht es rund 200 Meter nördlich im Modegeschäft Byblos aus. Inhaberin Christiane Brock geht nicht davon aus, dass sie am 2. April wieder öffnen kann. Auch sie glaubt, „einen höheren fünfstelligen Betrag“ einzubüßen. „Wir können froh sein, wenn wir kostendeckend arbeiten.“ Von ihren insgesamt 20 Mitarbeitern an drei Standorten möchte sie keinen entlassen. „Wir haben Kurzarbeitergeld beantragt“, sagt Brock. 

Lesen Sie auch:

Alles zum Coronavirus im Landkreis Starnberg im Ticker

Auch interessant

Kommentare