Die Ergebnisse werden mit Spannung erwartet. „Dass hier ein Gänsegeier gefunden wird, hat mich sehr überrascht“, sagt Pit Brützel, Leiter der Arbeitsgemeinschaft Starnberger Ornithologen. In der Datei Ornitho finde sich aus den vergangenen Jahren kein belegter Eintrag für eine Sichtung. Hartwig Görtler, Vorsitzender der Kreisjägerschaft, warnte indessen vor einer Vorverurteilung der Jäger und Landwirte. Der LBV hatte gemutmaßt, dass der Vogel Aas gefressen und an einer Bleivergiftung oder durch Insektizide gestorben sei. „Ich bitte alle, das Ergebnis abzuwarten.“
Erstmeldung von 20. Januar, 18 Uhr: Ein Jäger habe den Greifvogel geborgen und das Veterinäramt informiert. Der Gänsegeier sei umgehend eingefroren worden, liegt im Landratsamt und werde nun im Auftrag des LBV am Landesamt für Lebensmittelsicherheit und Gesundheit (LGL) untersucht. Das hat einen Grund, wie der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer erklärt: „Die häufigste Todesursache bei Geiern sind Vergiftungen durch bleihaltige Jagdmunition oder durch das verbotene Kontaktgift Carbofuran. Wir warten mit Spannung auf das Untersuchungsergebnis.“ Der LBV hat am Ergebnis Interesse, weil er sich um die im Nationalpark Berchtesgaden ausgewilderten Bartgeier „Wally“ und „Bavaria“ sorgt. Sollte sich eine Vergiftung durch mit bleihaltiger Jagdmunition beschossenes Aas erweisen, bestehe auch für die anderen Geier eine tödliche Gefahr. „Wir fordern deshalb, dass sich private Jäger und Kommunen umgehend dem Entschluss der Bayerischen Staatsforsten anschließen, und zukünftig auf die Nutzung von bleihaltiger Jagdmunition verzichten“, erklärte Schäffer.
Der Gänsegeier war weder beringt noch besendert, die Herkunft ist daher unklar. Nächste Brutgebiete des Tieres mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,7 Metern liegen in Norditalien an der Grenze zu Slowenien und in Südfrankreich. „Einflüge von in Österreich übersommernden jungen Gänsegeiern, die vom Balkan stammen, gibt es immer mal wieder“, sagt Schäffer. Der Fund sei dennoch außergewöhnlich. „Wir können uns an so etwas nicht erinnern“, sagte Kreissprecher Stefan Diebl.