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Große Pläne in Villa oberhalb der Tutzinger Bahngleise

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Eine prächtige, dreigeschossige Villa aus dem Jahr 1912: Das Beringerheim steht hoch oben an einem Hang über den Tutzinger Bahngleisen. 
Eine prächtige, dreigeschossige Villa aus dem Jahr 1912: Das Beringerheim steht hoch oben an einem Hang über den Tutzinger Bahngleisen.  © Dagmar Rutt

Oberhalb der Tutzinger Bahngleise entsteht der erste umfassende Inklusionsbetrieb im Landkreis Starnberg. Den Anfang macht ein Hort im Wald. Viele weitere Angebote sind vorgesehen.

Tutzing – Johann Georg Beringer (1829-1919) war sozial sehr engagiert. Der Ingenieur und Erfinder, königlich-bayerischer Telegrafenoberingenieur, Pionier der Telefonie und Bienenexperte, besaß oberhalb des Tutzinger Bahnhofs ein landwirtschaftliches Grundstück, das er dem Bayerischen Verkehrs-Beamtenverein mit der Auflage vermachte, dort ein Erholungsheim für dessen Mitglieder einzurichten. Dieser Aufgabe kam der Verein 1912 nach. Später war in der großen Villa hoch oben auf dem Areal über längere Zeit der Bundesnachrichtendienst (BND) Mieter.

Der Beamtenverein ist mittlerweile wegen Überalterung seiner Mitglieder aufgelöst worden, der BND lange ausgezogen. Im Jahr 2017 hat der Verein das sechs Hektar große Anwesen dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) für gemeinnützige Zwecke überlassen. Diese aus der Arbeitnehmerbewegung entstandene Hilfs- und Wohlfahrtsorganisation hat nun auf dem Gelände große Pläne. Im Gemeinderat hat sie sie vor einiger Zeit vorgestellt (wir berichteten), am Freitag hat sie diese konkretisiert. Gemeinsam mit der Montessori-Schule Biberkor als Kooperationspartner plant der ASB einen so genannten Inklusionsbetrieb, in dem auch Menschen mit Behinderungen wertschätzend behandelt werden sollen.

100 Jahre alt wird der Regionalverband München/Oberbayern des Arbeiter-Samariter-Bundes im März. Monika Mayer (l.) und Jacqueline Groß erläutern im Tutzinger Beringerheim weitreichende Planungen.
100 Jahre alt wird der Regionalverband München/Oberbayern des Arbeiter-Samariter-Bundes im März. Monika Mayer (l.) und Jacqueline Groß erläutern im Tutzinger Beringerheim weitreichende Planungen. © Dagmar Rutt

Es werde der erste Inklusionsbetrieb im Landkreis Starnberg mit Angeboten in dieser Breite sein, sagten die Tutzinger Projektleiterin Monika Mayer und die Leiterin des Fachbereichs Pädagogik, Jacqueline Groß. Nach ihren Angaben sind Projekte der Integration und der Inklusion mit Bildung auf allen Ebenen geplant – generationenübergreifend, von der Kinderbetreuung bis zum Lernen im Alter, mit Tagungsräumen, Übernachtungsmöglichkeiten und Wohngelegenheiten. Den Anfang machen soll im September, zu Beginn des neuen Schul- und Kindergartenjahres, ein Hort im Wald. In einem zweiten Schritt soll in der großen Villa, dem „Beringerheim“, ein Tagungs- und Übernachtungsbetrieb mit 33 Zimmern und fünf Seminarräumen entstehen. Im Erdgeschoss gibt es einen 110 Quadratmeter großen Veranstaltungsraum.

„Wir haben das Ziel, in den nächsten zwei Jahren Leben ins Haus zu bringen“, sagte Monika Mayer. Schließlich sollen weitere Projekte hinzu kommen, so am Fuß des Parks eine Tagespflege, im nördlichen Bereich ein multifunktionaler Ausbildungsraum. Die Angebote sollen auch der Öffentlichkeit, Vereinen und anderen Nutzern zur Verfügung stehen. „Es freut uns sehr, dass wir hier einen der schönsten Orte Bayerns wieder für die Menschen öffnen können“, bekräftigte die Projektleiterin. Das Hort-Angebot soll für Kinder der ersten bis vierten Klasse gelten, zunächst von 11.40 bis 17 Uhr. Die Zeiten könnten bei Bedarf erweitert werden, sagte Groß. Auch Ferienbetreuung könne es geben.

Die Preise würden sich im üblichen Rahmen bewegen. Für die Verpflegung soll zunächst ein Caterer sorgen, später soll dies die Küche des Beringerheims übernehmen. Wegen der Entfernung des Horts vom Ortszentrum soll es eventuell eine Busverbindung geben. Die Initiatoren wollen zunächst einen Bauwagen aufstellen, den ein Leipziger Unternehmen liefert. Dort soll Platz für 20 bis 25 Kinder sein. Etliche Anmeldungen gibt es bereits. Ein zweiter Bauwagen könnte dazu kommen. Auf die Beschaffung bei einer Leipziger Firma angesprochen, versichern die Verantwortlichen, dass sie viel Interesse an Aufträgen für die lokale Wirtschaft haben. Der Personalaufbau für den Hort hat begonnen. Weitere Interessenten können sich melden.

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