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Gefärbte Fischernetze aus Venezuela bilden, zwischen Bäumen gespannt, dreidimensionale Flächen: Das Kunstwerk im Schlosspark Garatshausen musste nach nur zwei Tagen aber wieder abgebaut werden – weil die Naturschutzbehörde informiert wurde.
Garatshausen
Ein Urlauber bringt landestypische Kunst mit. Das allein wäre eine schöne Geschichte. Nicht so schön für Salazar ist aber, dass seine Kunst nicht erwünscht ist. Mehr noch: Die Naturschutzbehörde des Landratsamts sorgte dafür, dass die Netze nach nur zwei Tagen wieder abgehängt werden mussten. Das berichtet Martin Böhm auf Nachfrage des Starnberger Merkur. Salazar ist der Schwager seiner Frau und gerade für Familienfeierlichkeiten in Deutschland. Böhm half ihm beim Aufbauen der Installation im Schlosspark – und bei der Kommunikation mit jenen, die die Sache kritisch sehen.
Senioren befürchteten, dass sich Vögel verheddern
Bewohner des BRK-Seniorenheims befürchteten, dass sich Vögel in den Netzen verfangen können, und informierten die Behörde. Ein Mitarbeiter kam daraufhin vorbei und drängte darauf, dass die Netze abgebaut werden. Das bestätigt Landratsamtssprecherin Barbara Beck: „Gerade in der Dämmerung ist es gefährlich für Vögel und Fledermäuse.“ Im BRK-Wohnheim war am Freitag niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.
Das Abhängen übernahmen Künstler und Helfer selbst. „Wir wollen keinen Unfrieden stiften oder die Bewohner des Heims in zwei Lager spalten. Dann hätte die Aktion ihr Ziel verfehlt“, sagt Böhm. Einigen hätte die Kunst durchaus gefallen. Unaufgeregt schildert der Pöckinger den Vorgang, er sucht nun nach anderen Möglichkeiten für Salazars Installation. In zwei Wochen reise der Venezolaner wieder ab.
Helfer des Künstlers: „Das ist eher eine gefühlte Angst.“
Für begründet halten die beiden die Sorgen der Heimbewohner und der Naturschutzbehörde allerdings nicht. „Das ist eher eine gefühlte Angst. Die Netze hingen drei Monate lang in einem Reservat eines Nationalparks in Venezuela“, sagt Böhm. Und dabei habe sich – bis auf einen Frosch – kein einziges Tier verfangen. Dass keine Gefahr besteht, soll nun ein Zertifikat aus Salazars Heimatland zeigen. Der Künstler will es sich schriftlich geben lassen, dass selbst im Urwald keine Vögel in den Fischernetzen verenden.
Für das nächste Projekt gelte es, sich vorher mit Ornithologen, also Vogel-Experten, abzustimmen, sagt Martin Böhm. Etwas enttäuscht ist er schon. „Es war ja ein Aufwand, die Netze in einem Koffer nach Deutschland zu bringen, einzufärben und aufzuhängen.“ Zudem sei eine Vollmondfeier geplant gewesen, bei der die Netze beleuchtet werden sollten.
Ricardo Salazars Kunst lässt viel Interpretationsspielraum, auf die Einzigartigkeit des Augenblicks verweist sie definitiv. Mit den Fischernetzen lassen sich Flächen bilden, gleichzeitig sind sie durchsichtig – eine „Dualität“, die Martin Böhm sehr reizvoll findet.
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