Auf dem Weg zum erfüllten Pflege-Alltag: BRK-Mitarbeiter sollen selbst mitreden

Eine neue Gesetzesgrundlage soll heuer den Alltag von Pflegekräften in Altenheimen revolutionieren. Beim BRK sollen die Mitarbeiter selbst mitreden, damit Aufgaben künftig klarer nach Qualifikationen verteilt werden. Den Fachkräftemangel wird das neue Projekt aber nicht beseitigen.
Garatshausen – Die Hoffnung des BRK-Kreisverbands hat den sperrigen Namen Pflegepersonalbemessungsverfahren, kurz PeBeM. Dahinter verstecken sich neue bundesweite gesetzliche Grundlagen, die ab 1. Juli gelten. Sie ersetzen die starre Fachkraftquote von 50 Prozent in der stationären Altenpflege. Stattdessen werden Pflegefach-, Assistenz- und Hilfskräfte künftig nach ihrer Qualifikation eingesetzt, was wiederum von den Pflegegraden der jeweiligen Patienten abhängt. Fest steht: Das PeBeM wird die Organisationsstrukturen und die Aufgabenverteilung grundlegend verändern. Wie das geschieht, dabei sollen die Mitarbeiter mitreden können, findet das Rote Kreuz. Deshalb beteiligt es sich an einem Projekt, das von der Rentenlotterie Glücksspirale gefördert wird. Innerhalb von drei Jahren sollen die Abläufe im Pflegeheim Garatshausen von Grund auf hinterfragt werden. Als externes Beratungsinstitut ist die Katholische Akademie in Regensburg mit an Bord.
Die Verantwortlichen stellten den Mitarbeitern und der Öffentlichkeit das Projekt am Mittwochnachmittag in Garatshausen vor. Die Einrichtung war als eine von zehn des BRK in Bayern ausgewählt worden. Profitieren sollen von den Erkenntnissen eines Tages auch das Rotkreuzhaus in Gilching und der Mehrgenerationencampus in Gauting. „Das Ziel ist, dass Pflegekräfte ihren originären Aufgaben wieder besser nachkommen können. Jeder hat die Chance, seine eigene Rolle zu finden, in der er sich gut fühlt und das Beste bringen kann“, erklärte Heimleiterin Katja Schwankhart. Medikamente geben, das Nachtkästchen sauber machen, einen Patienten waschen: Künftig sollen solche Aufgaben klarer verteilt und eventuell kleinere Teams gebildet werden. Und: Pflegekräfte sollen dadurch wieder mehr Wertschätzung erfahren.
Marcus Wicke, Bereichsleiter Pflege und Senioren beim BRK: „Wir brauchen nach wie vor mehr Personal“
Aber was genau sich im Pflegeheim Garatshausen ändert, müssen die Prozessanalysen, Reflexions- und Sensibilisierungsworkshops, Schulungen und Prioritätenpläne zeigen, an denen „Care-Koordinatoren“ und „Promotoren“ beteiligt sind, die erst noch bestimmt werden müssen.
Ein Vertreter des Hausbeirats merkte an, dass das Projekt eine weitere Belastung in Zeiten des Fachkräftemangels sei: „Ich denke nicht, dass Sie das nebenher machen werden.“ Marcus Wicke, Bereichsleiter Pflege und Senioren beim BRK, stimmte ihm in Sachen Mehrfachbelastung zu, sagte aber auch mit Verweis auf die bundesweite Gesetzesgrundlage: „Wir müssen es sowieso machen.“ Nelleke Jakob, die das Projekt von der BRK-Landesgeschäftsstelle aus leitet, schaltete sich ein: „Die Einrichtungen können Teile des Projekts auch an uns abgeben.“ Sie selbst werde in den kommenden Jahren immer wieder mal in Garatshausen sein.
Wicke warb für das Projekt und die Chancen, die darin steckten. Doch er betonte auf Nachfrage des Starnberger Merkur auch: „Wir brauchen nach wie vor mehr Personal.“ Für Dienstplansicherheit sorge das Vorhaben alleine sicher nicht, noch dazu in Zeiten, in denen die Gesellschaft und auch die Pflegekräfte selbst immer älter werden.
2024 beginnt Umsetzungsphase - 2025 folgt die Prüfung der Maßnahmen
Während heuer noch analysiert und geplant werden soll, beginnt 2024 die Umsetzungsphase. Ab 2025 soll dann evaluiert werden, was die Maßnahmen tatsächlich gebracht haben. Eine Botschaft klang am Mittwoch immer wieder durch, bei sämtlichen BRK-Vertretern, die involviert sind: „Alle Mitarbeiter sind wichtig.“ Die Powerpoint-Präsentation ging noch mehr ins Detail: „Wir haben Euch/Sie gut im Blick und geben dabei jedem Mitarbeiter die Chance, sich zu entwickeln, in seinem eigenen Tempo und nach seinem eigenen Bedarf.“ Zum Schluss fiel noch ein Zitat aus der Fachliteratur: „Personal zu bemessen bedeutet nicht nur Rechnen und Formeln anwenden, sondern ganz viel Neujustierung in Haltung, Köpfen und Herzen.“