Ja zu Lagerhalle für Gut Mischenried

Räte bewilligen Projekt erst im zweiten Anlauf, nachdem AELF Privilegierung anerkennt.
Weßling – Carmen Mühlbauer leitet seit 2015 in zweiter Generation die Reitanlage Gut Mischenried. Und die Energiekrise und die Inflation machen vor der studierten Pferdewirtin nicht Halt: Um die Kosten einigermaßen kontrollieren zu können, lag dem Weßlinger Bauausschuss am Dienstag zum zweiten Mal der Antrag für eine Lagerhalle für die Anlage vor. Nach einigem Zögern ging das Projekt mit 6:3 Stimmen durch.
Im Plan eingezeichnet ist eine rund 750 Quadratmeter große Lagerhalle für Heu und Stroh auf dem gut 15 000 Quadratmeter großen Areal im Außenbereich. Prüfende und genehmigende Behörde des privilegierten Vorhabens ist das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF). Nach dem Motto „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“, hatte der Ausschuss vor knapp zwei Jahren das Bauvorhaben abgelehnt und das AELF um eine Stellungnahme gebeten – was das Amt wiederum ablehnte. „Sie können keine Vorabinformationen geben“, zitierte Bürgermeister Michael Sturm ein Schreiben. Somit sei es ratsam, eine Zustimmung nur unter dem Vorbehalt der Privilegierung zu beschließen.
Peter Weiß (FW) reichte das nicht aus. „Wir haben dringenden Bedarf an Wohnraum und gehen damit bewusst nicht in den Außenbereich“, sagte er. „Das ist ein Freizeitbetrieb für Menschen, die gerne auf dem Pferd sitzen“, fuhr er fort und kanzelte den Reiterhof als „Hobbyveranstaltung“ ab. Petra Slawisch (Grüne) war „von der Größe etwas erschlagen, das ist fast doppelt so groß wie die Bestandshalle“. „Wir können die Angemessenheit der Größe nicht beurteilen, deswegen sind wir hier argwöhnisch“, bestätigte Clemens Pollok (Grüne). „Beurteilen können wir das nicht“, stimmte Andreas Lechermann (CSU) ihm zu – dazu sei schließlich das AELF da, dessen Urteil er vertraue.
Carmen Mühlbauer bestätigte im Gespräch mit dem Starnberger Merkur die Vermutung Christian Zollners (FW), dass das Amt manchmal eine beantragte Größe eigenständig nach oben korrigiere. „Wir haben 700 Quadratmeter beantragt und nicht, wie das AELF bei einem Vor-Ort-Termin berechnet hat, 1000 Quadratmeter“, sagte sie. „Wir benötigen pro Jahr rund 1000 Ballen Stroh und Heu“, erklärte die Pferdewirtin, in deren Hof rund 60 Pferde untergestellt sind. In dem 335 Quadratmeter großen Bestand könne sie 450 Ballen lagern, den Rest verteile sie auf Höfe in der Umgebung.
Was aber, wenn die Landwirte die Halle für sich benötigten? Obenauf erhöhten sich die Lagerpreise. „Noch bestellen wir das Heu und Stroh von Landwirten aus der Region“, betonte sie. Wenn sie die Halle nicht bauen könne, müsse sie unter Umständen auf Landwirte im Ausland ausweichen, die auf Bedarf lieferten – auf Kosten der Qualität und der Umwelt. Hinzu komme, dass die Pferde bisher auf klein verpackten Holzspänen gestanden hätten. Wegen der geänderten Düngemittelverordnung könnten diese nicht mehr verwendet werden, „weil der Pferdemist nicht mehr ohne Weiteres auf den Feldern ausgebracht werden darf“. Alternativ habe sie auf teuere Strohpellets umgestellt. Besser sei Stroh, aber dafür brauche sie wiederum das Lager.
Die Kritik an der Pferdehaltung konnte sie nicht nachvollziehen. „Wir tun etwas für die Umwelt“, sagte sie. Die Wiesen würden nicht gemäht und die Blüten seien ein Paradies für Insekten. Auch Kröten laichten im Teich. „Gift benutzen wir auch nicht“, versicherte Carmen Mühlbauer. Am Ende überwog im Ausschuss dann doch das Vertrauen in das AELF, das den Antrag jetzt prüft.
Michèle Kirner