Viele Fragen zu Mobilfunkstandorten

So viele Zuschauer hätten gar nicht in den Pfarrstadel gepasst: Phasenweise verfolgten mehr als 70 Weßlinger am Donnerstag bei einer Online-Bürgerversammlung die Ausführungen über mögliche Mobilfunkstandorte in Weßling. Und sie hatten jede Menge Fragen.
Weßling – Wo soll er hin, der Mast, der die Weßlinger Bevölkerung mit einem guten Netz versorgt? Das war die große Frage bei der Online-Veranstaltung der Gemeinde am Donnerstagabend. Unter dem Motto „Minimale Immissionen, optimale Versorgung“ stellte Gutachter Hans Ulrich den Bürgern die möglichen Standorte vor: der Adelberg in Hochstadt, der Steinebacher Weg und am Weichselbaum (wir berichteten). Die Telekom bleibt weiterhin auf dem Gelände des ehemaligen Gasthofs zur Post. 30 Fragen trudelten über den Chat ein, darunter die einer besorgte Anwohnerin wie Stefanie Bach. „Warum befand Ihr Gutachten in Weichselbaum sehr wohnhausnahe Standorte als Favorit?“ Geplant ist der Mast am Waldrand in Richtung Gilching. „Weiter in den Wald hinein ist ein Problem“, erklärte Bürgermeister Michael Sturm. „Weil der Eigentümer das Grundstück zur Verfügung stellen müsste und die Verbindung schlechter wäre.“ Und die Strahlung im Ort nähme zu, je weiter der Mast wegrücke, verwies Ulrich auf diesbezügliche Berechnungen.
Für das heiße Eisen „Gesundheitsbelastung“ hatte Sturm zwei kompetente Gäste geladen. Stefan Tophofen vom Bundesamt für Strahlenschutz holte weit aus und argumentierte, dass gesundheitliche Risiken nicht nachgewiesen seien. „Der Mobilfunk ist nicht die Wurzel allen Übels“, betonte er. „Es ist ein Zusammenspiel vom Handy mit anderen Geräten.“
Hans Schmidt, Stadtrat und Umweltreferent aus Wolfratshausen, konterte mit einer Krebsstatistik aus den USA, die zu dem Schluss kam: „Die Tumorrate des zentralen Nervensystems steigt mit der Einführung des Mobilfunks.“ Ein Szenario, das wohl auch Eltern beschäftigt, deren Nachwuchs die neue Grundschule in Weßling besuchen wird. Dort ist ein Funkmast zur Versorgung der S-Bahn geplant. Juliana Daum wusste, dass „Sendemasten nicht in der Nähe von Schulen, Kitas oder anderen Einrichtungen gebaut werden dürfen“. Der Abstand müsse mindestens 50 Meter betragen, so Christian Schilling von Vodafone. „Der Mast liegt aber mehr als 200 Meter von der geplanten Grundschule entfernt.“
Gerd Pfister fragte: „Warum werden die Mobilfunkantennen im Argelsrieder Feld und im Gelände des DLR nicht in die Berechnungen mit einbezogen?“ Diese habe er berücksichtigt, versicherte Ulrich und nannte den Standort am Adelberg „eine glückliche Fügung“. Dank der hohen Lage gingen wenig Immissionen davon aus und er habe gleichzeitig eine gute Reichweite. In Zukunft werden Vodafone und Telefónica/O2 von dem Funkmast aus senden, nicht aber die Telekom. Woraufhin Grünen-Gemeinderat Gerhard Hippmann vom Telekomvertreter wissen wollte: „Warum möchten Sie am alten Standort bleiben, obwohl der Standort am Adelberg offenbar besser funktioniert?“ Frank-Peter Käßler beharrte auf die Ortsmitte und machte klar: „Wir sehen momentan keine Veranlassung, das zu verändern.“ Sollte der Vertrag auslaufen, sei ein Umzug nach Hochstadt vorstellbar. Mirko Dier hatte die „optimale Versorgung“ im Blick: „Ich gehe davon aus, dass die genannten Standorte auch eine 5G-Versorgung sicherstellen?“ Die Masten seien auf 5G umrüstbar, bejahte Ulrich. Und die Nachfrage nach Glasfaseranbindungen beantwortete Sturm mit: „Die Gemeinde arbeitet am Ausbau.“
Mit der endgültigen Standortentscheidung befasst sich der Gemeinderat spätestens in der Mai-Sitzung, so Sturm.
Michèle Kirner