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Von James Bond bis zum Flautenschieber

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Von: Hanna von Prittwitz

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Kleine Führung durch die neue Produktionshalle von Torqeedo (v.l.): Staatskanzleichef Dr. Florian Herrmann, Prof. Christian Juckenack vom Flughafeneigentümer Bewo, Weßlings Bürgermeister Michael Sturm und Torqeedos neuer Geschäftsführer Fabian Bez.
Kleine Führung durch die neue Produktionshalle von Torqeedo (v.l.): Staatskanzleichef Dr. Florian Herrmann, Prof. Christian Juckenack vom Flughafeneigentümer Bewo, Weßlings Bürgermeister Michael Sturm und Torqeedos neuer Geschäftsführer Fabian Bez. © Andrea Jaksch

Gegründet von zwei früheren Gardena-Managern in einer Bootshütte in Starnberg, gewachsen in Gilching, angekommen in Oberpfaffenhofen: Das Unternehmen Torqeedo hat diese Woche sein neues Firmengebäude am Sonderflughafen eingeweiht.

Oberpfaffenhofen – Die Anfahrt zum neuen Firmensitz von Torqeedo, einem der weltweit führenden Hersteller von elektrischen Antriebssystemen für Boote, ist schon spektakulär. Denn auf dem Flughafengelände Oberpfaffenhofen gibt es mittlerweile eine Unterführung, die wie beim Flughafen München unter der Startbahn hindurchgeht. Das neue Zuhause von Torqeedo, wenige Meter weiter, ist nicht minder beeindruckend. Vor wenigen Wochen erst ist der nach eigenen Worten „Weltmarkführer für elektrische Außenborder“ in das Gebäude gezogen. Zur Eröffnung am Donnerstag begrüßte Geschäftsführer Fabian Bez auch Dr. Florian Herrmann, Leiter der Staatskanzlei.

Torqeedos Markenzeichen ist der orangefarbene Boots-Propeller. In den neuen Produktionshallen drehen sich gleich mehrere davon in großen Testbecken, auf hohen und langen Regalen stapeln sich Maschinenteile für die insgesamt neun Produktlinien, in einer Werkhalle nebenan tüfteln die Entwickler. 8300 Quadratmeter stehen Torqeedo im neuen Firmengebäude zur Verfügung, dort ist nun alles unter einem Dach vereint. 3700 Quadratmeter machen Büroflächen aus, 1500 braucht die Produktion, 1600 die Logistik. Rund 200 Mitarbeiter arbeiten am neuen Standort. Dabei ist Geschäftsführer Bez im Betrieb sozusagen so neu wie das Gebäude: Er trat seine Stelle erst am 1. Oktober an. Zu seinen ersten Amtshandlungen gehörte die offizielle Eröffnung.

Der neue Firmensitz zeige auch die Verbundenheit des Unternehmens mit dem Standort, sagte er. Die Mobilitätswende sei allgegenwärtig, „wir brauchen nachhaltige Antriebsformen, um die Klimaziele zu erreichen“. Nahezu 200 000 Elektromotoren hat Torqeedo mittlerweile gebaut „und mehr als 250 Patente angemeldet“. Die Nachfrage sei extrem, die Voraussetzungen dafür seien am Standort sehr gut. „Verwaltung, Entwicklung und Produktion sind nun unter einem Dach“, freute sich Bez. E-Motoren für Privatboote auf den Seen sind besonders begehrt, aber Bez möchte auch den Markt für gewerbliche Schiffe erobern. Ein bisschen Sorge war allerdings auch dabei: „Die Strompreise sind ein Thema und gefährden den Fortschritt“, sagte Bez. Elektromobilität auf dem Wasser müsse bezahlbar bleiben.

Als „ein Signal der Zuversicht in dieser Zeit“ bezeichnete Staatskanzleichef Herrmann Bau und Eröffnung des neuen Firmensitzes. Vor 17 Jahren sei die Idee der Gründer noch revolutionär gewesen. Vision und Innovation seien auch auf dem Flughafengelände zu spüren: „Wir dürften sonst nicht im Halbjahresrhythmus hier Gebäude eröffnen.“ Unternehmergeist habe dies vorangetrieben, Investoren hätten Vertrauen gehabt in die Gründer. „At home in Bavaria, succesful in the world“, schloss er und versprach, dass die Staatsregierung beim Ausbau erneuerbarer Energien den Turbo anwerfen werde.

Bis zu 200 Kilowatt Leistung bringen die Elektromotoren von Torqeedo. Die Preise für Motor samt Boot betragen bis zu 85 000 Euro. Der Motor allein ist ab rund 1000 Euro zu haben. Dabei hat es Torqeedo neben Auszeichnungen auch zu einer gewissen Berühmtheit gebracht: Im James-Bond-Film „Spectre“ gleitet Hauptdarsteller Daniel Craig in einem elektrisch betriebenen Boot über das Wasser, auch die Prunkbarkasse des britischen Königshauses ist mithilfe von Torqeedo auf der Themse unterwegs, wie Herrmann zu berichten wusste. Neben den rein batterie-elektrischen Außenbordern vertreibt Torqeedo elektrische Innenborder, Pod-Motoren und serielle Hybridsysteme für große Yachten. Es gibt also nicht nur den Deep-Blue-Außenborder, sondern auch den kleinen Flautenschieber „Travel“ für Segelboote. Seit September 2017 ist Torqeedo ein Tochterunternehmen der Deutz AG. Neben Oberpfaffenhofen gibt es Standorte in Illinois (USA) und Bangkok (Thailand).

In mehr als 100 Ländern werden die Torqeedo-Motoren vertrieben. Wie viele von ihnen auf dem Starnberger See oder dem Ammersee unterwegs sind, das vermochte am Donnerstag niemand zu beziffern. „Aber die orangene Schraube sieht man schon ziemlich oft“, sagte Marketing-Chef Oliver Glück.

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