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Wegen finanzieller Not: Circus Krone öffnet Tier-Farm in Weßling für Besucher

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Von: Tobias Gmach

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Schmuseeinheit: Alexander Lacey mit seinen Tigern Kashmir und Max. Der Raubtier-Dompteur gibt Besuchern Einblicke in das Training mit den Großkatzen. © Andrea Jaksch

Um sich über die Krise zu retten, öffnet der Circus Krone erstmals seine Tier-Farm in Weßling für Besucher. Die können ab dem kommenden Wochenende nicht nur eine Führung über den Gnadenhof buchen – sie bekommen auch eine kleine Raubtier-Show geboten.

Weßling – Im Landkreis Starnberg gibt es ab dem kommenden Wochenende ein neues Ausflugsziel, das vor allem für Familien attraktiv sein dürfte. Als Gnadenhof für altgediente Tiere war das zwölf Hektar große Areal des Circus Krone bei Weßling bislang bekannt. Doch nun öffnet das von der Krise gebeutelte Unternehmen die Farm erstmals für Besucher.

„Die Idee ist aus der Not geboren“, erklärte Frank Keller, Tierschutzbeauftragter des Zirkus, am Montag. Krone hat seit Mitte März keine Einnahmen mehr. Die Zirkus-Tournee musste virusbedingt abgebrochen werden, Konzerte im Münchner Krone-Bau finden nicht statt. Aber die Ausgaben bleiben unverändert, zum Beispiel die 3000 Euro für Tierfutter. Pro Tag.

Am Montagmittag zeigte Keller Reportern, Kamerateams und jeder Menge Fotografen, was die Besucher erwarten wird: unter anderem Pferde, Kamele und Ziegen, eine Führung durch ihre Ställe und an Außengehegen vorbei, Pony-Reiten für Kinder, historische Zirkuswagen und sogar eine kleine Raubtier-Show. Dompteur Alexander Lacey gab Einblicke in das Training mit Tigern und Löwen. Er zeigte, wie er sie zum Männchen-Machen, Springen und Pfotenheben bringt. Und wie er mit ihnen kommuniziert. Seine Lieblingsausdrücke: ein langgezogenes „brav“ mit britischem „r“ und ein „good boy“ als Lob für die Großkatzen, die ihre Übung gemeistert haben.

Interessierte können sich ab sofort online für Führungen anmelden. Laut Keller sind sie vorerst an Wochenenden geplant. Bei größerer Nachfrage, etwa in den Sommerferien, könne man das Angebot aber auch ausweiten. Mit der Gemeinde Weßling und dem Landratsamt hat sich Krone auf ein corona-konformes Vorgehen geeinigt. Keller sprach von einem „exklusiven Kreis“ bei den Führungen: maximal 100 Personen oder 30 Familien.

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Versammelt beim Pressetermin (v.l.): Bürgermeister Michael Sturm, Schauspieler Heino Ferch mit Sohn Gustav und Frau Marie-Jeanette, Zirkus-Geschäftsführerin Jana Mandana Lacey-Krone mit Mann Martin Lacey jr. sowie die Tiertrainer Susan Lacey und Alexander Lacey. © Andrea Jaksch

Sie werden zunächst das große schwarze Tor mit der Aufschrift 1938 passieren. In jenem Jahr kaufte Carl Krone das ehemalige Haflinger-Gestüt. Ein Glücksgriff: So konnte er die Tiere im Zweiten Weltkrieg retten. Denn die Krone-Gebäude in München wurden zerbombt. Bis heute ist das Weßlinger Areal eine Senioren-Residenz für Tiere, die der Zirkus nicht mehr in der Manege einsetzt. Manche von ihnen trainieren trotzdem noch in der sogenannten Probiermanege. „Man kann sie nicht von 100 auf 0 runterfahren“, so Keller.

Die Besucher werden den ältesten tierischen Bewohner kennenlernen: Mahal, ein Palomino-Pferd, Geburtsjahr 1982, das einst aus England importiert wurde. Direkt nebenan spielen zwei junge Zebras, die wohl erst in ein bis zwei Jahren bereit fürs große Publikum sind. Einen Stall weiter leben mehrere etwa 30 Jahre alte Ponys. Ein paar Bierbänke unter großen Bäumen und ein roter Popcorn-Stand machen das Areal besucherfreundlich. Ein großer gelber Waggon, in dem früher Elefanten transportiert wurden, steht gleich am Eingang. Am anderen Ende des Geländes sind historische Gefährte, Werbetafeln und ein Elefantenklavier in einer engen Scheune untergebracht. Das Fernziel: ein geräumiges Circus-Krone-Museum.

Die herumstehenden Zirkuswagen veranschaulichen den Stillstand der Branche. Der Unmut über die ausbleibende finanzielle Hilfe von staatlicher Seite ist spürbar unter den Krone-Verantwortlichen. Zum Beispiel, wenn Keller darauf hinweist, dass der Zirkus ja „nicht subventionswürdig“ und „nicht kulturell anerkannt“ sei. Aber auch im Gespräch mit Martin Lacey jr., dem Mann von Geschäftsführerin Jana Mandana Lacey-Krone. „Wir sind mit unserer Geschichte eine Münchner Institution, bekommen aber, im Gegensatz zu Theatern, keine Unterstützung“, sagt er.

Ein Zirkus-Unterstützer war beim Pressetermin übrigens dabei: Schauspieler Heino Ferch, der mit Familie am Ammersee wohnt. Er sei „seit Ewigkeiten“ mit der Zirkus-Familie befreundet – und ein Fan: „Wir verpassen kein Programm“, betonte er.

Führungen online buchen

Die zweistündigen Führungen über die Krone-Farm (Zahnering 1, Weßling) finden samstags und sonntags, jeweils um 10 und 14 Uhr statt. Einlass ist 30 Minuten vorher. Aber nur für die Besucher, die ihr persönliches Reservierungsformular per E-Mail an wessling@circus-krone.de angefordert haben. Die Buchungsbestätigung muss ausgedruckt und an die Windschutzscheibe des Autos gelegt werden. Erwachsene zahlen 25 Euro, Kinder von drei bis zwölf Jahren 15 Euro.

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