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Viele Amphibien schaffen es nicht

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Für die Akzeptanz-Kontrolle installierte das beauftrage Büro an der Weßlinger Umfahrung im Frühjahr Zäune mit Fangeimern. Jetzt liegen erste Zahlen über das Wanderverhalten der Tiere vor. © Andrea Jaksch

Die Behörde sieht Verbesserungsbedarf, die Naturschützer fühlen sich in ihrer Sorge bestätigt: Das Staatliche Bauamt Weilheim hat erste Zahlen der so genannten Amphibien-Akzeptanz-Kontrolle an der Weßlinger Umfahrung vorgelegt. Fazit: Viele Tiere schaffen es nicht über die Umfahrung.

Weßling – Es ist eine Auflage des Planfeststellungsverfahrens aus dem Jahr 2010, dass für die Amphibienschutzanlage entlang der Weßlinger Ortsumgehung (St 2068) eine zweijährige Akzeptanzkontrolle durchgeführt wird. Erstmals präsentiert das Staatliche Bauamt nun Zahlen. Die Kontrolle ist auch für die Behörde Neuland. „In dem Maße hatten wir das noch nicht“, bestätigt Raphael Zuber vom Bauamt. Die Kosten dafür lägen im „gut sechsstelligen Bereich“. Die Situation dort sei besonders. Die Akzeptanz-Kontrolle hat die Firma GFN Umweltplanung vorgenommen (wir berichteten).

Die Zahlen zeigen: Nur ein Teil der Amphibien kann die Straße überwinden. Dabei sind die Durchwanderquoten unterschiedlich. Kammmolch, Bergmolch und Erdkröte haben bessere Quoten als der Springfrosch, bei dem sie mit 48 Prozent unterdurchschnittlich sind. Die besseren Zahlen beim Kammmolch hängen vermutlich damit zusammen, dass einige Tiere in den Durchlässen oder dem Umfeld überwintern. Insgesamt wanderten 2019 weniger Tiere von Osten nach Westen ins Laichgebiet. Das Bauamt geht aber davon aus, dass einige Tiere nicht erfasst wurden, weil die Firma GFN für die Rückwanderung die Zäune umstellte. „Die Gesamtzahl angewanderter Tiere liegt 2019 daher in Wirklichkeit etwas höher“, so das Bauamt. Erhöht hat sich bei der Anwanderung die Zahl der Springfrösche und der Bergmolche. Bei Erdkröten und Kammmolchen ist sie gesunken. Die meisten Tiere zählten die GFN-Mitarbeiter im nördlichen Zaunabschnitt zwischen Autobahnzufahrt bis zum Taleinschnitt. 202 Springfrösche versahen sie mit nummerierten Ringen. 142 fanden sich auf der anderen Straßenseite wieder. Die Tiere brauchten im Durchschnitt acht Tage. Ein Springfrosch war 39 Tage unterwegs, warum auch immer.

Um an möglichst genaue Zahlen zu kommen, errichteten die Mitarbeiter schon Ende Februar 2019 Zäune mit Fangeimern. Sie leeren die Eimer nach wie vor täglich, registrieren und markieren die Tiere und setzten sie dann über den Fangzaun. Aktuell wandern die Hüpferlinge – zu ihnen liegen noch keine Daten vor, diese werden im Herbst erwartet.

Konkrete Maßnahmen leitet das Staatliche Bauamt aus den Zahlen nicht ab, wohl aber die Erkenntnis, das „bestimmte Optimierungsvorschläge im Hinblick auf ihre Effizienz getestet werden“, wie Zuber es ausdrückt. Die Naturschützer indessen sind nach wie vor alarmiert. „Was gleich auffällt, ist, dass 1000 Springfrösche spurlos verschwunden sind“, sagte gestern Dr. Helene Falk, Geschäftsführerin der Bund-Naturschutz-Kreisgruppe Starnberg. Insgesamt fehlten bei einer Anwanderung von 4948 Amphibien und 3033 duchgewanderten Exemplaren rund 2000 Amphibien. „Da wissen wir nicht, wo sie sind.“ Bei fast allen Tieren seien die Durchgangsquoten zu niedrig, „sie sollten im Durchschnitt bei 75 Prozent liegen“. Positiv bewertete Falk die Zahlen beim Kammmolch. „Darüber freuen wir uns.“

Fraglich findet Falk die Vorgehensweise bei der Akzeptanzkontrolle: „Wir waren sehr erstaunt, dass tagsüber und nicht nachts und abends gearbeitet wurde.“ Es sei EU-Recht, dass die Amphibien geschützt würden. „Wir können es uns nicht erlauben, Tierarten nach Lust und Laune auszurotten.“

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