Alkoholverbot am Wörthsee

Scherben, Müll, Krach bis in die Morgenstunden: Am Wörthsee sind Saufgelage derart eskaliert, dass die Gemeinde nun ein Alkoholverbot erlassen hat. Außerdem soll Sicherheitspersonal den Bereich kontrollieren. Probleme dieser Art gibt es nicht nur am Wörthsee.
Steinebach/Landkreis – Gene Aurigemma ist eigentlich Betreiber des Il Kiosko am Birkenweg in Steinebach. Nach schönen Sommerabenden allerdings ist er vor allem Aufräumer. Gemeinsam mit einem Mitarbeiter sammelt er dann bis 7 Uhr ein, was auf der Wiese neben seinem Kiosk von den Gelagen der Nacht geblieben ist. Das sind jede Menge Müll, Flaschen und Glasscherben. Vor seinen Toiletten findet er Exkremente und anderes Unschönes. Hinter den Anrainern des Sees liegen dann zumeist schlaflose Nächte, denn die Gelage gehen mit lauter Musik und Gegröle einher. Entsprechend war der Druck auf die Gemeinde in den vergangenen Wochen gestiegen. Am Mittwochabend zogen die Gemeinderäte die Reißleine: Am gesamten Uferbereich des Wörthsees in Steinebach sowie dem Moosbichlweg hin zum S-Bahnhof gilt ab sofort ab 22 Uhr ein Alkoholverbot. Er darf weder verzehrt noch mitgeführt werden. Außerdem soll Sicherheitspersonal nachts die Rudelbildung verhindern.
Die Stimmung in der Sitzung war aufgeheizt. Rund zehn Anlieger saßen im Publikum, Bürgermeisterin Christel Muggenthal verbat sich schließlich im Rahmen der Bürgerfragestunde weitere Wortmeldungen. Nächtliche Anrufe bei der Bürgermeisterin und harsche E-Mails haben den Ton zwischen Gemeinde und Anliegern längst verschärft. Ob das Alkoholverbot nun das Mittel der Wahl ist, daran hatten auch einige Räte ihre Zweifel. Dirk Bödicker (WA) appellierte an alle Bürgermeister der Seen, sich zusammenzusetzen und eine gemeinsame Linie zu fahren. „Da hat ein Verdrängungswettbewerb stattgefunden und wir sind die letzten.“ Im Herrschinger Kurpark gibt es längst ein Alkoholverbot, dort wird auch rigide kontrolliert. Sicherheitspersonal ist auch ab nächste Woche rund um den See und S-Bahnbereich in Weßling unterwegs.

„Natürlich gibt es auch Gruppen, die sich anständig verhalten“, bemerkte Thomas Bernhard (FW). „Aber es hat überhand genommen.“ Dabei räumten alle Räte ein, dass die vergangenen Monate für die Jugend besonders schwer gewesen seien. „Der See ist einfach ein Menschenmagnet, da kann man keine Ruhe erwarten. Ich würde mir da mehr Toleranz wünschen“, sagte Jakob Aumiller (CSU) – und erntete bitteres Gelächter aus dem Publikum. Doch Bürgermeisterin Christel Muggenthal sah das ähnlich: „Wenn man dahin zieht, muss man wissen, dass es auch mal laut ist“, sagte sie. Wenn die Jugendlichen allerdings aggressiv, laut und zerstörerisch würden, „dann kann man das den Anwohnern nicht zumuten“. Vertreiben wolle die Jugendlichen niemand. Für Peter Hopmann (WA) war das Alkoholverbot auch eine Sicherheitsmaßnahme: „Da geht es um Alkoholmissbrauch. Das sind ganz junge Leute, die den Alkohol in sich reinkippen.“
Die Anlieger waren nach der Sitzung nur teilweise zufrieden. Im Gespräch mit dem Starnberger Merkur ärgerten sie sich vor allem über die Erwartung, sie müssten als Seeanlieger auch etwas aushalten. „Wir leben seit vielen Jahren dort, aber es war nie so wie jetzt“, sagte eine Bürgerin. Sie habe selbst jugendliche Kinder, die sich abends dort nicht mehr hintrauen würden aus Angst vor den saufenden Horden. Andere beklagten sich über den Müll, der jeden Morgen in ihrem Garten liege. Auch Aurigemma kann sich nicht erinnern, dass es jemals so extrem gewesen ist. „Das liegt schon auch an der Pandemie. Aber wo sollen die Jugendlichen denn hin?“ Er suche regelmäßig das Gespräch mit den Gruppen, die aus Herrsching, Starnberg, Weßling, Gilching und Germering kämen. „Man kann schon mit ihnen reden, und sollte das auch.“

Muggenthal hat am Morgen nach der Sitzung einen in der Gemeinde ansässigen Sicherheitsdienst kontaktiert. Dieser wird ab sofort die Uferbereiche kontrollieren, und zwar auch nachts. „Ich gehe von einer starken Signalwirkung aus“, sagt sie.
In Gauting beendete die Polizei am Mittwochabend eine Feier von rund 70, mehrheitlich angetrunkenen Jugendlichen an der Würm. An ein Alkoholverbot denkt die Gemeinde dort nicht, da das die Feiern in andere Bereiche verlagern würde – und es sowieso zu wenige Treffpunkte für junge Leute gebe. In Teilen Starnbergs gilt bereits ein nächtliches Alkoholverbot, das sich nach Einschätzung der Stadt bewährt hat. Vorfälle gab es nach Angaben der Starnberger Polizei in jüngerer Zeit nicht.