Wogeno entschlossen, aber sorgenvoll

Seit fünf Jahren ist das Wohnbauprojekt am Teilsrain in Steinebach im Gespräch. In der Sitzung am Mittwochabend beschlossen die Gemeinderäte endlich die Aufstellung des Bebauungsplans – wenn es schlecht läuft, zu spät.
Steinebach – Es soll ein Vorzeigeprojekt werden: Auf einer Fläche am Teilsrain in Steinebach sollen mehrere Dutzend genossenschaftliche Wohnungen entstehen. Seit 2017 wird darüber verhandelt. Seitdem gab es einen Architektenwettbewerb, umfangreiche Ausgrabungsarbeiten und einen Bürgerentscheid gegen den mittlerweile im Bau befindlichen Supermarkt nebenan. Nun endlich stellt die Gemeinde einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan auf. Die Wohnbaugenossenschaft Wogeno ist weiter entschlossen, das Projekt zu realisieren. Wogeno-Vorstand Thomas Kremer ließ in der Sitzung am Mittwoch aber auch keinen Zweifel daran, dass es eng wird: „Wir müssen sehen, ob wir das Projekt überhaupt durchziehen können.“
Grund sind die gestiegenen Bau- und Finanzierungskosten. Wie Kremer gestern auf Rückfrage dem Starnberger Merkur berichtete, sei die Genossenschaft ursprünglich von Kosten in Höhe von 16 Millionen Euro für 60 geplanten Wohnungen ausgegangen, bei 2400 Euro Baukosten pro Quadratmeter. Mittlerweile lägen die Baukosten jedoch bei 3500 Euro, entsprechend sei von 27 Millionen Euro auszugehen. Dazu komme ein von eins auf 3,5 Prozent erhöhter Kreditzins.
Die Miete sei dadurch jetzt schon auf 16 Euro pro Quadratmeter gestiegen. Das sei zu hoch für die Mitglieder einer Wohnungsbaugenossenschaft, die andere Prinzipien vertrete. Das Projekt sei mittlerweile „wahnsinnig schwierig“, sagt Kremer. Nicht zuletzt falle dem Projekt auch der durchgeführte Architektenwettbewerb nun auf die Füße: „Wir wollten zwei Jahre weiter sein.“
Architektin Alexandra von Bassewitz vom Büro Hirner und Riehl präsentierte in der Sitzung eine entsprechend abgespeckte Planung. Statt 60 sollen nun 56 Wohnungen entstehen, darunter eine Gästewohnung. Die insgesamt acht Wohnkörper sind ausschließlich dreigeschossig und entstehen komplett in Holzbauweise, auf einen ausgebauten Speicher wird verzichtet. Unter einem Teil der Gebäude ist eine Tiefgarage mit insgesamt 48 Stellplätzen, Kellerabteilen und Fahrradgarage geplant, neun weitere Stellplätze sind oberirdisch angeordnet. Die beiden Innenhöfe sind miteinander verbunden, dazu kommt eine für die Öffentlichkeit zugängliche „grüne Mitte“. Im Rahmen des Wogeno-Konzepts gibt es zudem eine Gemeinschaftsküche, Coworking-Space und auch ein Mobilitätskonzept, das Lastenräder und Carsharing vorsieht.
An den Stellplätzen entzündete sich dennoch wieder eine Debatte, obwohl der Gemeinderat schon längst einen Stellplatzschlüssel festgelegt hat, nachdem pro Wohnung ein Platz vorzusehen ist. Dr. Harald Lossau (FW) schlug vor, die Tiefgarage zu vergrößern. Auch Thomas Ruckdäschel (CSU) sah die Situation kritisch: „Der Stellplatzschlüssel ist völlig unterdimensioniert.“
Dirk Bödicker (WA) bezweifelte, dass die insgesamt sechs geplanten Duplex-Garagen in der Tiefgarage genutzt würden und schlug sogenannte Palettenparkplätze vor, bei denen mittels Schienensystem zusätzliche Stellplätze geschaffen werden. Letztlich beschloss die Mehrheit die Aufstellung des vorhabenbezogenen Bebauungsplans, ohne am Stellplatzschlüssel noch etwas zu ändern – gegen die Stimmen von Lossau und Fraktionskollege Thomas Bernhard.
Wogeno-Chef Kremer war daher am nächsten Tag auch ein bisschen erleichtert. „Ich bin sehr froh, dass der Gemeinderat zu seinem Wort steht, was den Stellplatzschlüssel angeht.“ Das Mobilitätskonzept der Wogeno beinhalte auch eine Abfrage der Bewerber mit Blick auf die Anzahl der Pkw. „Wir können auch Bewerber ablehnen, haben also einen Einfluss darauf.“ Abgesehen davon: „Auch auf dem Land können wir mit dieser Art von Mobilität nicht weitermachen. Doch da träumen noch einige weiter vor sich hin.“ Den Bewerbungen nach gehe er von einem Stellplatzschlüssel von 0,8 aus.
Mit der Quest GmbH, die den Supermarkt baut, sei die Wogeno in Gesprächen über einen Stellplatz für das Carsharing. Die Wohnungen seien bereits zu drei Viertel belegt, weitere Bewerbungen würden derzeit nicht angenommen. Einige Bewerber seien abgesprungen, „aber das ist bei diesen Projekten normal, wir kennen das“. Klar sei jedoch: „Wir sind dabei, das Projekt an jeder Ecke zu optimieren. Jede Auflage, die Kosten verursacht, bringt uns weiter weg von der Realisierung.“
Derzeit rechnet Kremer mit dem Spatenstich im September 2023. Er geht von bis zu 18 Monaten Bauzeit aus. Und er sagt auch ganz ehrlich: „Aus heutiger Sicht würde ich das Projekt nicht mehr anfangen. Die Risiken sind einfach zu hoch derzeit.“