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Arbeiten, die in den Himmel zu führen scheinen

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Kunstwerk trifft auf Künstler: Leonhard Schlögel stellt im Weilheimer Stadtmuseum aus (noch bis 22. Februar). foto: gronau
Kunstwerk trifft auf Künstler: Leonhard Schlögel stellt im Weilheimer Stadtmuseum aus (noch bis 22. Februar). © Gronau

Weilheim - Die Ausstellung mit Skulpturen von Leonhard Schlögel sprengt die  Ausstellungsfläche im Stadtmuseum. Schon draußen befinden sich zwei schlank in den Himmel ragende Marmorstelen.

 Schlögel hat seine Ausstellung auch in den ersten Stock, in die historische Sammlung hinein, erweitert, und vieles, was entweder keinen Platz gefunden hat oder was bisher nur in der Vorstellung des Künstlers existiert, hat er auf Bildtafeln und Videobildern mitgebracht. Man könnte sagen, dass die Entgrenzung ein entscheidendes Motiv dieser Ausstellung ist.

Aber es geht auch um Verwandlung. Die zentrale Arbeit der Ausstellung ist nämlich eine Skulptur aus Marmor, in welcher der Künstler ein Stück Treibholz, so wie er es vorfand, wiedergegeben hat. Größe, Farbe und das Material hat er verändert – aber die von verschiedensten Kräften geformte Gestalt bleibt erkennbar. Auch die Verwandlung und Erweiterung des menschlichen Denkens scheint den Künstler zu faszinieren. So greift er mehrfach das Bild von der Himmelsleiter auf, das eine Verbindung des Menschen mit dem Göttlichen oder mit dem Unendlichen darstellt und das man auch in der Entstehungsgeschichte des Klosters Wessobrunn findet. Der Traum von einer Himmelsleiter sei der Anlass für diese Klostergründung gewesen, heißt es. Schlögel hat dem in seinem Werk „Tassilos Traum“ eine neue Form gegeben: eine Treppe aus Tuffstein, die einem Kopf entspringt. In der Ausstellung ist sie so aufgestellt, dass sie sich direkt vor einer hölzernen Treppe befindet, die allerdings nur bildlich in den Himmel führt. Dass er diese Arbeit mit einer Stele aus Lindenholz verbunden hat, ist auch ein Hinweis dafür, dass Schlögel, der heute in Wessobrunn arbeitet, gerne Material und Geschichte des Ortes in seine Werken einbezieht.

So will er es auch in einem monumentalen Projekt tun, das er in Fotocollagen zeigt: Stelen, aus dem Gestein der jeweiligen Umgebung, sollen im Hochgebirge und an anderen Orten aufgestellt werden. Diese Stelen, von denen einige, kleinere, auch in der Ausstellung zu sehen sind, sind aber nicht nur ästhetische Objekte. Zu einem bestimmten Zeitpunkt sammeln sie die Sonnenstrahlen in kleinen Kanälen. Damit erinnern sie ein an nautische Instrumente oder Sonnenuhren.

Der Kunsthistoriker Andreas Bretting hat sie in seiner Einführung mit jungsteinzeitlichen Megalithen bzw. dem Steinkreis von Stonehenge verglichen. Die Werke Schlögels offenbaren, wie Bretting eindrucksvoll zeigte, immer wieder neue Aspekte, wenn man sich mit ihnen auseinandersetzt. Besonders gelungen ist ihm die Gegenüberstellung seiner Werke mit den historischen Arbeiten im ersten Stock des Stadtmuseums, wie mit seiner Marmorarbeit „golden egg“, die sich neben einem „Christus an der Geißelsäule“ aus dem 17. Jahrhundert befindet. Und welch geschmeidig-elegante Formen der Künstler seinem Material abringt, ist ohnehin faszinierend.

Heribert Riesenhuber

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