1. Startseite
  2. Lokales
  3. Weilheim
  4. Bernried

Corona-Konzept der Rettungszweckverbände: Wird Höhenried zum Hilfskrankenhaus?

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Andreas Baar

Kommentare

null
Die Klinik Höhenried feierte 2017 ihr 50-jähriges Bestehen. © Emanuel Gronau

Angesichts der wachsenden Zahlen an Corona-Patienten steigt der Bedarf an Betreuungsbetten. Die Klinik Höhenried in Bernried soll deshalb auf Wunsch der Rettungszweckverbände ein Hilfskrankenhaus werden.

Landkreis – So schnell ändern sich die Rahmenbedingungen in Corona-Zeiten: Ende März stand die Bernrieder Klinik Höhenried laut Landrätin Andrea Jochner-Weiß (CSU) noch als Betreuungsalternative auf dem Zettel der für das Oberland zuständigen Führungsgruppe Katastrophenschutz (wir berichteten). Jetzt soll die Einrichtung am Starnberger See in den Bereich des Rettungszweckverbands Fürstenfeldbruck eingegliedert werden. Dessen Ärztlicher Leiter Dr. Thomas Weiler hat der Regierung von Oberbayern „ein Konzept für die Reha-Klinik Höhenried als Hilfskrankenhaus“ vorgestellt, teilt das Landratsamt Fürstenfeldbruck mit. Dort stünden im Bedarfsfall über 300 Betten zur Verfügung.

Über 50 Jahre Klinik

Die Reha-Klinik Höhenried ist eine gemeinnützige GmbH der Deutschen Rentenversicherung Bayern Süd. Sie vereint Kardiologie, Orthopädie und Psychosomatik unter einem Dach. 2017 feierte die Einrichtung ihr 50-jähriges Bestehen. Höhenried ist bereits Teil einer landkreisübergreifenden Steuerung von Patienten. Diese wurde von Dr. Martin Dotzer, Ärztlicher Leiter im Oberland-Katastrophenschutz, angeordnet.

Reha-Plätze dringend gesucht

Laut Krankenhaus GmbH könnte die Klinik „ab sofort“ durch die Kliniken in den Landkreisen Starnberg, Fürstenfeldbruck, Dachau und Landsberg belegt werden. Begründung: „In diesen Landkreisen werden dringend Reha-Kapazitäten benötigt, da diese aktuell fehlen.“ Eine Belegung durch den Landkreis Weilheim-Schongau sei damit derzeit nicht möglich, allerdings stünden laut Dotzer ausreichend Reha-Kapazitäten zur Verfügung.

„Enge Absprache“ mit Regierung

Die Entscheidung, die Reha-Klinik den Fürstenfeldbruckern abzugeben, „erfolgte in enger Absprache mit der Regierung von Oberbayern“, so Dotzer auf Nachfrage. Der Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung in den Landkreisen Weilheim-Schongau, Bad Tölz-Wolfratshausen und Garmisch-Partenkirchen „verfügt glücklicherweise über eine hohe Anzahl von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen“, teilt er mit.

Über Tellerrand schauen

Der 57-jährige UKM-Mediziner wurde im März von den drei Landkreisen als Katastrophenmanager bestellt und koordiniert alle Bettenkapazitäten und Patientenströme. Dotzer spricht von einer „guten Versorgungsstruktur“. „Das macht es uns daher möglich, anderen Landkreisen zu helfen.“ Es gehe darum, in der Pandemie die medizinische Versorgung für möglichst viele Menschen sicherzustellen. „Daher sehen wir es als selbstverständlich an, nach Möglichkeit auch über unseren Tellerrand hinaus zu helfen.“

Erste Betten-Bilanz

Dotzer hatte sich nach seinem Amtsantritt einen Überblick verschafft. Ergebnis: In den drei Landkreisen stehen über 4000 Betten für Covid-19-Patienten sowie Notfälle wie Herzinfarkte oder Polytraumen zur Verfügung. Zusätzlich könnten im Notfall 170 beatmungspflichtige Intensivpatienten versorgt werden. Schwerstverletzte werden in der Region weiter von der Unfallklinik Murnau übernommen.

Hilfskrankenhaus in Oberammergau

Auf eigene Hilfskrankenhäuser kann der Zweckverband allerdings nicht verzichten. Laut Dotzer wurde dafür die Waldburg-Zeil-Klinik in Oberammergau organisatorisch an das Klinikum Garmisch angeschlossen. Hier könnten bei Engpässen sowohl Covid-19-Patienten als auch nicht infizierte Personen aufgenommen werden.

Keine reinen Corona-Kliniken

Eines macht der Chefkoordinator allerdings auf Nachfrage deutlich: „Reine Corona-Kliniken sind nicht vorgesehen.“ Die vorhandenen Krankenhäuser seien in der Lage, Patienten bei Bedarf zu isolieren. Das Ziel: Die Notfallversorgung in den drei Landkreisen zu sichern. „Wir wollen vermeiden, dass Kliniken einen Patienten mit Herzinfarkt oder Schwerverletzte nach einem Autounfall abweisen müssten, weil die Betten für Covid-19-Patienten reserviert wären.“

Peißenberg im Bettenkonzept

Auf der Liste des Chefkoordinators steht auch das ehemalige Krankenhaus Peißenberg. Nach 140 Jahren Betrieb war die Einrichtung 2016 von der Krankenhaus GmbH geschlossen worden. Derzeit ist dort ein Fachkrankenhaus für Psychiatrie und Psychotherapie der kbo-Lech-Mangfall-Klinik untergebracht.

Nach eigener Aussage gibt es neben der Institutsambulanz noch eine Tagesklinik mit 20 Plätzen. Aktuell ist das ehemalige Krankenhaus in das Bettenkonzept von Chefkoordinator Dotzer eingebunden, wie dieser der Heimatzeitung bestätigt. Weil aber die Klinik nicht mehr in Betrieb ist, komme sie nicht als Hilfskrankenhaus in Frage. Allerdings könnten Infrastruktur und Gebäude im Bedarfsfall genutzt werden, um andere Kliniken zu entlasten.

Auch interessant

Kommentare