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Penzberg: Gewerkschaft und HAP einigen sich auf 66.000 Euro Spende

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Von: Max Müller

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HAP Penzberg spende jugendhaus don bosco hospizverein
Spendenübergabe: (v.l.) Ehemaliger HAP-Betriebsrat Bayram Yerli, Schwester Angela Kirchensteiner sowie Geschäftsführer Steffen Röger (beide Hospizverein Pfaffenwinkel), ehemaliger HAP-Betriebsratsvorsitzender Thomas Nachtmann, Einrichtungsleiterin Carolin Kirchner (Jugendhaus Don Bosco) und 1. Bevollmächtigter der IG Metall Weilheim Helmut Dinter. © Max Müller

Penzberg – Aus dem Notfalltopf von Hörmann Automotive Penzberg (HAP): 33.000 Euro gehen an das Jugendhaus Don Bosco, 33.000 Euro an den Hospizverein Pfaffenwinkel.

Mitte der 1960er Jahre begann das Unternehmen MAN Omnibusse in Penzberg herzustellen. 1976 zählte das Werk mehr als 1000 Beschäftigte. Anfang der 1980er produzierte man Fahrzeugkomponenten und keine Omnibusse mehr. 2005 wurde das Penzberger Werk ausgegliedert, ab 2008 leitete der Hörmann-Konzern die Geschicke komplett. 2020 schloss das HAP-Werk, die Produktion wurde in die Slowakei ausgelagert.

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Die Mitarbeiter demonstrierten erfolglos gegen die Schließung des Penzberger HAP-Werks. © RS Archiv

Mehr als 700 Mitarbeiter sahen sich plötzlich vor einer schwierigen Aufgabe: Arbeitssuche während der Corona-Zeit. Laut dem ehemaligen HAP-Betriebsrat Bayram Yerli kein leichtes Unterfangen: „Ungefähr 50 Prozent der Mitarbeiter haben jetzt noch keinen Job.“ Dies liegt auch daran, dass die HAP-Kräfte sehr spezifisch geschult und ausgebildet wurden. „Spezialisierte Arbeiter haben es schwer unterzukommen“, ergänzt der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Weilheim Helmut Dinter. Die durchschnittliche HAP-Firmenzugehörigkeit von 16 Jahren und das Durchschnittsalter der Belegschaft von 45 Jahren dürfte auf dem Arbeitsmarkt nicht unbedingt weitergeholfen haben.

Geiger kommt nicht nach Penzberg

Heuer gab es im Mai noch mehr schlechte Nachrichten für die Ex-Mitarbeiter und die Stadt: Der Autozulieferer Geiger Automotive blies seinen Umzug nach Penzberg ab – das Unternehmen wollte seine Produktionsstätten Murnau und Ziemetshausen an der Seeshaupter Straße zusammenlegen. Aber mit dem Vermieter habe man sich nicht über den zusätzlichen Sanierungsbedarf auf dem Areal einigen können, hieß es damals.

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Das Schild hing schon am ehemaligen HAP-Eingang, aber dann wurde es doch nichts mit dem Einzug von Geiger. © Andreas Baar

Streit eskalierte fast

Im Sommer 2020 schloss Hörmann Automotive Penzberg (HAP) seine Tore. Betriebsrat und IG Metall kämpften bis Juni 2021 um 66.000 Euro aus dem Notfalltopf des Sozialplans des Unternehmens.

„Es waren keine schönen Gespräche“, betont der ehemalige HAP-Betriebsratsvorsitzende Thomas Nachtmann (seit Montag ist das Gremium offiziell nicht mehr Amt). Die Rede ist von Verhandlungen mit Hörmann bezüglich 66.000 Euro, die im Rahmen der Betriebsschließung und des 20 Millionen Euro umfassenden Sozialplans in einem Notfalltopf übrig geblieben waren. „Bei der betrieblichen Verteilung der Summe wäre zu viel verloren gegangen“, so Nachtmann mit Blick auf dann fällige Steuerabzüge und buchhalterischen Aufwand. Da auch kein Notfall während den Abfindungszahlungen eintrat und die mehr als 700 Mitarbeiter bereits im Oktober 2020 ausgezahlt wurden, sollte der Notfalltopf anderweitig verwendet werden.

66.000 Euro für wohltätige Zwecke

Der Konzern wollte die Summe einbehalten, doch der Betriebsrat um Nachtmann sowie Bayram Yerli und die IG Metall Weilheim um den 1. Bevollmächtigten Helmut Dinter hatten noch ein Wörtchen mitzureden. „Erst kurz vor der Eskalationsstufe Gericht, stimmte HAP zu“, so Dinter. Die Deadline für den Notfalltopf lief im Juni 2021 ab. Bis zu diesem Zeitpunkt mussten sich Hörmann, der Betriebsrat und die IG Metall auf einen Verwendungszweck einigen.

„Wir sind froh, dass es nach einer schweren Geburt doch noch funktioniert hat“, zeigt sich Nachtmann erfreut. Die Summe in Höhe von 66.000 Euro spendete man nun für wohltätige Zwecke: „Der Betriebsrat hatte den Beschluss gefasst, dass der Hospizverein und das Jugendhaus Don Bosco finanziell unterstützt werden sollen“, berichtet Yerli. Beide sozialen Einrichtungen erhielten jeweils 33.000 Euro aus dem HAP-Notfalltopf.

Schnappatmung bei Spendensumme

„Bei der Summe hab ich erstmal Schnappatmung bekommen“, lachte die Einrichtungsleiterin des Penzberger Jugendhauses Don Bosco. Carolin Kirchner hatte bei „einer größeren Spende“ mit 2000 Euro gerechnet – mit Sicherheit aber nicht mit 33.000 Euro. Das Geld soll für Renovierungsarbeiten verwendet werden: „Die Wohngruppen müssen dringend modernisiert werden. Es muss heller, kindgerechter werden und auch die Teppiche müssen ausgetauscht werden.“

Bei der Summe hab ich erstmal Schnappatmung bekommen.

Carolin Kirchner (Einrichtungsleiterin Jugendhaus)

Jugendhaus: Projekte und Infos

Das Penzberger Jugendhaus Don Bosco ist eine heilpädagogische Einrichtung der stationären Kinder- und Jugendhilfe, die 1969 nach Steigenberg zog. Dort gibt es vier Kinder- und zwei Jugendwohngruppen mit sieben bis neun Plätzen – darunter auch eine Außenwohngruppe. Seit April 2020 leitet die Sozialpädagogin Carolin Kirchner die Einrichtung. Träger des Jugendhauses ist der gemeinnützige Verein Kinder- und Jugendhilfe Penzberg. 45 Männer und Frauen aus der Penzberger Umgebung sind Mitglieder im Trägerverein.

Corona traf das Jugendhaus schwer. Der Trägerverein sucht neue Mitglieder und benötigt dringend Spenden. In Zukunft stehen noch Arbeiten am Schwimmbad sowie umfangreiche Renovierungsarbeiten auf dem Projektplan. Vor allem die Wohngruppen müssen modernisiert und kindgerechter gestaltet werden. Wer spenden will, kann dies auf der Internetseite des Jugendhauses unter www.jhdb.net/de (Sparkasse Oberland, IBAN: DE31 70351030 0000 3035 86 oder Hypo Vereinsbank, IBAN: DE 86 70025175 4260 1123 20).

Die 66.000 Euro aus dem HAP-Notfalltopf gehen zu 50 Prozent an das Jugendhaus, die andere Hälfte bekommt der Hospizverein Pfaffenwinkel. Auch Steffen Röger, Geschäftsführer des Hospizvereins, zeigte sich erfreut über die Spende: „So eine Summe ist nicht alltäglich. Das Geld kommt zu 100 Prozent bei den Leuten an, die wir betreuen.“

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