Hohenpeißenberger Bürgermeister Thomas Dorsch: „Das Korsett wird einfach enger“

Erst kam die Corona-Pandemie und als diese gerade ein wenig abflaute, folgte der Ukraine-Krieg: Die vergangenen Jahre waren fraglos Krisenjahre. Wie hat sich das auf die Gemeinde Hohenpeißenberg ausgewirkt und wie sind die Aussichten auf das kommenden Jahr 2023? Wir haben mit Bürgermeister Thomas Dorsch darüber gesprochen.
Wie blicken Sie auf die vergangenen drei Jahre zurück?
Wir befinden uns in Krisenzeiten und die sind für alle schwierig. Das betrifft den privaten Bereich und den der Kommune. Erst war es die Corona-Pandemie, dann der Ukraine-Krieg. Das hat sich natürlich auf die finanzielle Situation unserer Gemeinde ausgewirkt – wobei wir bislang immer noch ganz gut dastehen. Und auch auf viele andere Bereiche.
Worauf zum Beispiel?
Zum Beispiel hat sich die Stimmung in der Gesellschaft meiner Meinung nach verändert. Der Umgangston ist rauer geworden. Das bekommen meine Mitarbeiter und ich oft direkt zu spüren. Es gibt nach meiner Beobachtung immer mehr hysterische Menschen. Wobei es bei uns im Dorf immer noch gut läuft. Die, die gutwillig sind, sind in der Überzahl. Gemeinschaftsprobleme werden von den meisten immer noch als Herausforderungen gesehen, die gemeinsam gelöst werden müssen.
Gab es konkrete Projekte, deren Umsetzung durch die Krise erschwert wurde?
Auf jeden Fall trifft das auf den Umbau der Sparkasse zum Kindergarten zu. Damit sind wir voll in diese schwierige Situation reingerutscht. Ständig sind die Preise im Baugewerbe gestiegen. Immer wieder mussten wir einzelne Gewerke mehrmals ausschreiben, weil es entweder keine Angebote gab oder solche, die zu teuer waren. Es war mit diesem Projekt die allerblödeste Situation, in die wir reinkommen konnten. Aber jetzt sind wir auf einem guten Weg und das Ende der Umbauten ist langsam in Sicht. Anfang des kommenden Jahres werden wir die Kosten präsentieren. Wir hoffen, dass wir im Frühjahr eröffnen können und dass die Kinder und ihre Betreuerinnen sich im neuen Gebäude wohlfühlen.
Hat sich der Umbau des alten Sparkassengebäudes in Ihren Augen gelohnt?
Wir haben viel Geld und viel Arbeit investiert, um dieses Projekt umzusetzen. Natürlich wäre es einfacher gewesen, das alte Gebäude abzureißen und ein neues zu bauen. Das halte ich aber nicht für nachhaltig. Wir haben uns bemüht, auch für den Übergang eine gute Situation zu schaffen und auch da Geld investiert. Es ist wichtig, diese Infrastruktur zu schaffen für die Familien im Ort. Der eigentliche Schatz aber ist das Personal. Diejenigen, die die Kinder betreuen, sind das A und O. Und darauf haben wir keinen Einfluss, weil das die Sache der Träger ist. Ich bin dankbar für jeden und jede, die in diesem Bereich im Ort arbeitet.
Wie schaut es mit dem Anschluss an die Kläranlage Peißenberg aus?
Das hat bislang insgesamt sehr gut geklappt. Alle Parameter haben für den Zusammenschluss gesprochen, die geografischen und technischen Voraussetzungen lassen diesen Schritt auch zu. Alles hat bisher super hingehauen. Der Vertrag ist unterschrieben und eine mögliche Trasse ist gefunden. Jetzt hoffen wir, dass wir uns mit den Grundstückseigentümern verständigen können.
Was meinen Sie, sind die Herausforderungen des kommenden Jahres?
Die Fertigstellung des Kinderhauses und natürlich der Anschluss an die Kläranlage Peißenberg werden uns noch weiter beschäftigen. Dann wird es um die Zukunft des Ladens mit Imbiss, Café und Eisdiele im Schächen gehen. Wir werden uns damit beschäftigen müssen, wie es mit dem Hetten weitergeht und dann gibt es ja auch noch die Pflichtaufgaben.
Was meinen Sie, wird sich die finanzielle Situation weiter zuspitzen?
Es wird sicher sehr schwierig werden, einen Haushalt aufzustellen. Wir haben die ganzen gestiegenen Kosten und das Korsett wird einfach enger. Wir werden nicht drumrum kommen zu überlegen, ob wir die Hebesätze für Grund- und Gewerbesteuer anheben. Im Landkreis haben wir mit die niedrigsten Hebesätze. Es könnte auch Druck vom Landkreis geben, dass wir erhöhen sollen. Die Hebesätze zu erhöhen, das will keiner in solchen Krisenzeiten. Wenn wir es anders hinkriegen können, ist es natürlich gut. Wir konnten es lange durchhalten, nicht zu erhöhen, aber diesmal kann es kritisch sein.
Sehen Sie die Pläne für die neue Ortsmitte durch die angespanntere finanzielle Lage in Gefahr?
Wir werden sehen, wie es sich entwickelt. Jetzt läuft erstmal der Ideenwettbewerb, der gefördert ist. Wir schauen, was dabei rauskommt und ob sich das als bezahlbar und gewünscht erweist. Die neue Ortsmitte ist ein freiwilliges Projekt und bei solchen Projekten muss besonders in Zeiten, in denen es finanziell enger ist, gut abgeglichen werden, ob sie von den Bürgern gewünscht sind.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ich hoffe, dass die ganze Situation besser wird. Mit dem Krieg wünsche ich mir, dass es eine Lösung gibt. Für unseren Ort hoffe ich, dass wir in den kommenden Jahren unsere offenen Baustellen schließen können. Und ich wünsche mir, dass die Leute im Dorf weiter gut miteinander umgehen.