1. Startseite
  2. Lokales
  3. Weilheim
  4. Peißenberg

Das sagt der Peißenberger Bürgermeister Frank Zellner über eine erneute Kandidatur

Erstellt:

Von: Bernhard Jepsen

Kommentare

Frank Zellner will wieder kandidieren. gronau (a)
Frank Zellner will wieder kandidieren. gronau (a) © EMANUEL GRONAU

HALBZEITBILANZ der neuen Bürgermeister: Heute Frank Zellner aus Peißenberg

Peißenberg – Am 1. Mai war Halbzeit: Seit drei Jahren sind die Bürgermeister nun im Amt, drei weitere Jahre liegen vor ihnen. Wir wollten von den 2020 erstmals ins Amt gewählten Rathauschefs wissen, wie sie sich eingelebt haben, welche Erfahrungen sie gemacht haben, was sich privat geändert hat. Heute: Frank Zellner (Peißenberg).

Wie sieht ihre persönliche Zwischenbilanz nach drei Jahren im -Amt aus?

Die Arbeit macht mir nach wie vor sehr viel Spaß. Es war und ist eine schöne Zeit. Ich bin stolz darauf, dass wir mit Peißenberg gut durch die Corona-Pandemie und die Energiekrise gekommen sind. Als Kind der Wohlstandsgeneration habe ich mir nicht ernsthaft vorstellen können, über die Möglichkeit von Energieausfällen diskutieren zu müssen. Das war eine Herausforderung, mit der ich nicht gerechnet hatte. Aber ich will mich nicht beschweren. Man darf vor den Aufgaben nicht davonlaufen. Intern im Rathaus war gerade während Corona wahnsinnig viel an Abstimmung notwendig. Wir haben da sehr gut zusammengehalten.

Ist die Bürde des Amtes zu spüren?

„Bürde“ ist ein zu starkes Wort. Ich spüre Verantwortung. Aber ich habe im Rathaus, im Bauhof und bei den Gemeindewerken ein gutes Team im Rücken – auch im Marktrat. Dort wird zwar auch kontrovers diskutiert, aber es verfolgen alle das Ziel, den Ort voranzubringen.

Können Sie noch als „Privatmann“ durch Peißenberg gehen oder ist man als Bürgermeister 24/7 im Amt?

Da hat sich schon etwas verändert. Man wird erkannt und angesprochen. Das ist tatsächlich 24/7, gehört aber zu diesem Beruf dazu. Meine Kinder haben es auch schon beobachtet. Wenn wir zum Eisessen gehen, dann sagen sie: „Papa, bitte nicht so viel ratschen“. Was ich jetzt total genieße, ist, dass ich zum ersten Mal in meiner Berufslaufbahn am Ort arbeiten darf. Ein schöner Fixpunkt ist das tägliche Mittagessen daheim mit meiner Familie. Dadurch sind die vielen Abendtermine für mich auch nicht mehr so einschränkend.

Was ist das Reizvolle am Amt des Bürgermeisters?

Seinen Heimatort gestalten zu können – und zwar in all seinen Facetten. Man braucht als Bürgermeister einen guten Überblick. Da hilft mir meine juristische Ausbildung, in der man lernt, sich schnell in Themen einzuarbeiten. Es geht natürlich aber auch darum, mit den Menschen umgehen zu können.

Wie würden sie denn ihren Führungsstil beschreiben?

Sicher als kooperativ. Ich will einen guten Austausch. Ich sitze nicht im Rathaus in meinem Büro und treffe Entscheidungen, ohne dass ich die Meinung der jeweils zuständigen Mitarbeiter gehört habe.

Was war bislang das schönste Erlebnis in ihrer Amtszeit?

Ich freue mich immer darüber, wenn Projekte nicht nur begonnen, sondern auch abgeschlossen werden können – so wie jetzt die Erweiterung der Josef-Zerhoch-Grundschule. Das war ein sehr schönes Fest. Auch wenn es nicht das ganz große Thema ist: Freuen tut mich auch, dass die Oldtimertreffen der Gasoline-Gang am Tiefstollen inzwischen ohne gerichtliche Prozesse ablaufen können. Wir haben uns mit Veranstalter und Anwohner verständigt. Ich bin stolz darauf, dass das Fest jetzt ohne den Beigeschmack des Streits stattfinden kann.

Was wird denn in den nächsten Jahren kommunalpolitisch die größte Herausforderung sein?

Ganz sicher unsere Finanzsituation. Zum Teil sind wir da aber von Entwicklungen abhängig, die wir nicht beeinflussen können. Aufgabe wird es sein, bei den Bauprojekten wie die Erweiterung des Feuerwehrhauses und den Hochwasserschutzausbauten weiterzukommen. Eine weitere Herausforderung wird zudem, den ab 2026 geltenden Anspruch der Ganztagsbetreuung zu erfüllen – sowohl baulich und personell als auch bezüglich der Trägerschaft. Wichtig sind mir auch die Themen „Wohnen für Einheimische“ und „Gewerbliche Entwicklung“.

Noch mal zur Finanzlage. Im Gemeinderat soll sich ja eine Arbeitsgruppe mit möglichen Einsparpotenzialen beschäftigen.

Es ist wichtig, dass dieser Prozess strukturiert abläuft. Die Kämmerei wird sich mit den Fachreferenten des Marktrats zusammensetzen und einen Vorschlag erarbeiten. Im Herbst können wir dann erste Weichenstellungen vornehmen.

Wie sieht die Zukunft der Rigi-Rutsch’n aus?

Ich möchte, dass in Peißenberg immer ein Familienbad angeboten wird. Ohne eine solche Einrichtung kann ich mir den Ort nicht vorstellen. Aber natürlich müssen wir Überlegungen anstellen, wie es weitergeht. Alles andere wäre naiv. Ein Szenario könnte auch ein Neubau an einem anderen Standort sein. Wir müssen offen denken und dürfen nicht in zu stark eingefahrenen Mustern verharren. Ob es so kommt, ist alles andere als ausgemacht. Es ist eine Überlegung – mehr nicht.

Haben Sie nicht Sorge, dass die Kommunalwahl 2026 eine seriöse Debatte um die Rigi-Rutsch’n verhindern könnte?

Wir können die Debatte nicht vom Wahltermin abhängig machen. Wir brauchen einen überlegten Prozess. In den drei Jahren als Bürgermeister habe ich gelernt, dass Veränderungen gut erklärt werden müssen. Bei der Rigi-Rutsch’n geht es jetzt darum, dass die Gemeindewerke verschiedene Szenarien aufzeigen. Es muss geklärt werden, was gewisse Entscheidungen auslösen würden. Ansonsten schafft man Verunsicherung – und das wollen wir nicht.

Noch mal zur Kommunalwahl: Werden Sie 2026 wieder antreten und wenn ja, in welcher Rolle?

(lächelt) Ich werde 2026 wieder antreten – als Bürgermeister. Landratskandidat ist für mich kein Thema.

Auch interessant

Kommentare