67 Absolventen an der Mittelschule in Peißenberg

Kein Händeschütteln, keine Musik, keine Schülersprecherrede, keine Tanzeinlagen und keine Tiefstollenhalle: Die Corona-Pandemie sorgte heuer an der Josef-Zerhoch-Mittelschule für eine abgespeckte, hygieneschutzkonforme Entlassfeier. In der Glückauf-Turnhalle bekamen 67 Absolventen ihre Abschlusszeugnisse – aufgeteilt in drei Schichten.
Peißenberg – Wer Gaby Zeitler kennt, der weiß: Die Verbindungslehrerin pflegt einen engen Kontakt zu den Schülern. Sie fiebert bei den Prüfungen mit. Und wenn bei den Abschlussfeiern die Zeugnisse überreicht werden, dann gibt es für gewöhnlich jede Menge Umarmungen. Doch die fielen heuer aufgrund der Corona-Krise aus. „Ich finde das ganz schrecklich. Schon bei den Prüfungen war es schwierig, die Schüler richtig zu supporten“, bedauerte Zeitler.
Eine komplette Absage der Abschlussfeier kam für die Mittelschule trotz der Pandemie jedoch nicht in Frage: „Es ist ein Tag, der für die Schüler nicht wiederkommt. Deshalb wollten wir wenigstens in kleinem Rahmen etwas machen“, erklärte Zeitler. Und so wurden die Abschlussklassen (die 9. Regelklasse und zwei M-Klassen) verteilt auf drei Schichten zu einer, wie es Klassleiter Sebastian Jocham formulierte, „Corona-Zeugnisübergabe“ in die Glückauf-Turnhalle gebeten.

Trotz der schwierigen Begleitumstände mit der pandemiebedingten Homeschooling-Phase blieben die Leistungen, wie es hieß, „im Rahmen“. Laut Jocham hätten manche Schüler zu Hause „sogar mehr gemacht“: „In der Schule kann man aufpassen oder auch sechs Stunden auf Durchzug schalten.“
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Rektorin Susanne Coldwell verwies in ihrer Rede auf die gute Zusammenarbeit zwischen Lehrern, Schülern und Eltern in der Lockdownzeit: „Schule kann nur funktionieren, wenn alle an einem Strang ziehen.“ In Anlehnung an den „Pink Floyd“-Klassiker sagte Coldwell: „Wir ,teachers‘ haben euch ,kids‘ nicht ,alone‘ gelassen.“ Und positiver Nebeneffekt der vorübergehenden Schließung sei es gewesen, dass die Schüler die Josef-Zerhoch-Schule vermisst hätten. Coldwell appellierte an die Abschlussschüler, auf ihrem weiteren Lebensweg Verantwortung zu übernehmen und sich stets selbstkritisch zu hinterfragen. Statt die Schuld bei anderen zu suchen, sei es geboten, eigene Problemlösungen zu präsentieren: „Ich wünsche euch eine tolle Zukunft – und lasst euch nicht unterkriegen!“, rief Coldwell ihren – ehemaligen – Schützlingen zu.
Bei den jeweils knapp 45 Minuten dauernden Zeugnisvergaben mit dabei war auch Bürgermeister Frank Zellner. Der Abschluss an der Mittelschule sei ein „Sprungbrett ins Leben“, ließ der Rathauschef die Absolventen wissen: „Seien Sie mutig und begeistert – und seien Sie neugierig auf Neues!“
Der regionale Arbeitsmarkt biete genügend Ausbildungsplätze: „Sie werden gebraucht“, so Zellner, der im Hinblick auf Corona noch einen Ratschlag parat hatte: „Feiern Sie – aber vielleicht nicht ganz so wild!“ Wie es an der Mittelschule nach den Sommerferien weitergeht, ist übrigens noch ungewiss. Die Lehrerschaft stellt sich aktuell auf drei Szenarien ein: normaler Regelschulbetrieb, zeitversetzter Schichtbetrieb und Homeschooling.
Was das Kollegium laut Rektorin Coldwell ärgert, ist der mangelnde Informationsfluss von den politischen Entscheidungsträgern und zuständigen Behörden: „Wir erfahren oft nur aus der Zeitung oder per E-Mail, wie es weitergeht. Da fehlt es an Wertschätzung für uns Lehrer.“
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