Abkürzung für Autofahrer jetzt passé

Eine Fahrradstraße auf dem Begleitweg nördlich der Staatsstraße 2058 zwischen Oderding und Peißenberg: Das wäre der Wunsch des ADFC-Kreisverbands gewesen. Doch die Fahrradstraße wird es nach Rücksprache mit den Behörden und Gemeinden nicht geben. „Kooperieren statt separieren“, so lautet hingegen das Motto.
Peißenberg/Oderding – Vielen Autofahrern dürfte es gar nicht bekannt gewesen sein: Aber den sogenannten Angebotsweg gleich neben der Staatstraße zwischen dem Ortsende des Pollinger Ortsteils „Oderding“ („Huber-Cars“) und dem Ortseingang von Peißenberg („Dehner“-Parkplatz) durften bis Ende März sämtliche Kraftfahrzeuglenker ungehindert nutzen. Eine Beschränkung für den Autoverkehr gab es nicht.
Selbst in den Rathäusern der Gemeinden Polling und Peißenberg war das lange Zeit nicht bekannt: „Das haben wir übersehen“, räumt Pollings Bürgermeister Martin Pape ein: „Erst als auf einem Abschnitt der Staatstraße der Flüsterasphalt aufgetragen wurde und die Straße gesperrt war, ist es uns aufgefallen.“ Den Begleitweg nahmen viele Autolenker als Abkürzung. Konflikte mit Radfahrern und Fußgängern waren da vorprogrammiert. „Es sind viele Beschwerden an uns herangetragen worden, auch hat es bereits einen schweren Unfall gegeben“, berichtet Dieter Schleiermacher vom Kreis-Vorstandsteam des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC). Der Interessensverband hat deshalb „im Rahmen der Erstellung einer alltagstauglichen Radverkehrsverbindung“ einen Antrag auf Einrichtung einer Fahrradstraße gestellt. Auf selbiger sollten neben der Zielgruppe nur landwirtschaftliche Fahrzeuge und Mofas verkehren. Die rechtliche Folge wäre gewesen, dass zum Beispiel Radfahrer nebeneinander hätten fahren dürfen. Auch wäre die maximale Höchstgeschwindigkeit auf 30 km/h beschränkt gewesen. Vor allem die beiden Kommunen Peißenberg und Polling reagierten auf den ADFC-Vorstoß nicht sonderlich begeistert. Martin Pape führt unter anderem die Flurbereinigung als Einwand an. In dem Verfahren hätten die Landwirte die Fläche für den Begleitweg abgetreten. Sie nun in der Wegenutzung zu beschränken, wäre nicht fair: „Es soll ein Miteinander und kein Gegeneinander geben“, so Pape. Sein Credo: „Kooperieren statt separieren.“
Dennoch wollten die Kommunen nicht untätig bleiben. Gemeinsam mit dem Landratsamt, der Polizei und dem Staatlichen Bauamt wurde eine Alternativlösung erarbeitet. Demnach einigte man sich bezüglich des Begleitwegs auf eine Verbotsbeschilderung für Kraftwagen mit Zusatzzeichen „Land- und forstwirtschaftlicher Verkehr frei“ sowie auf eine Tonnagenbegrenzung (3,5 Tonnen). Eine Zufahrt zum Oderdinger Maislabyrinth und Blumenfeld bleibt weiterhin gewährleistet.
Anfang des Monats wurden die neuen Schilder angebracht
Ziel ist es, den Verbindungsweg für Fußgänger, Radler, Rollerfahrer sowie für den land- und forstwirtschaftlichen Verkehr gleichberechtigt offen zu halten. Die Beschilderung wurde entlang der Route Anfang April installiert. Für Peißenbergs Bürgermeister Frank Zellner eine optimale Lösung: „Autos haben auf dem Weg nichts zu suchen.“ Das Motto unter der erlaubten Nutzergruppe solle lauten: „Rücksicht und Kommunikation macht Wege frei.“
Dieter Schleiermacher spricht von einer „Kompromisslösung“, mit der der ADFC leben könne: „Ich bin erst mal zufrieden.“ Im Gegensatz zu Martin Pape glaubt der ADFC-Funktionär allerdings, „dass das Optimale für den Radverkehr ist, wenn man ihn separiert“. Dass ein paar hundert Meter weiter nördlich am Oderdinger Moosgraben entlang Richtung Lausangerweg (Peißenberg) ebenfalls eine asphaltierte Radwegeverbindung existiert, lässt Schleiermacher als Gegenargument nicht gelten: „Es geht mir um eine schnelle, alltagstaugliche Radwegeverbindung zwischen Weilheim und Peißenberg.“
Auch die soziale Sicherheit spiele eine Rolle. Deshalb sei es ratsam, in Teilbereichen des Begleitwegs an der Staatsstraße solarbetriebene Leuchten aufzustellen. Martin Pape indes bevorzugt die Moosgraben-Route: „Die Nähe zur Staatstraße ist mir persönlich unangenehm. Wenn ich mit der Familie nach Peißenberg radle, dann fahre ich immer hintenrum.“
Weitere ADFC-Vorschläge
Der Kreisverband des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs hat noch weitere Anträge im Köcher. Einer betrifft erneut die Schaffung einer alltagstauglichen Radwegeverbindung zwischen Weilheim und Peißenberg. Demnach sollte nach Meinung des ADFC von der neuen Radwegebrücke an der Ammer bei Oderding eine Route neben der Staatsstraße bis zum westlichen Ortsende Oderdings („Huber-Cars“) führen. Auch über diesen Antrag ist die Gemeinde Polling nicht gerade begeistert. „Es ist doch gesünder“, meint Rathaus-Geschäftsstellenleiter Walter Hildebrandt, „wenn ich durch Oderding radle und nicht an einer Staatsstraße fahre, wo 25 000 Autos am Tag Abgase produzieren.“ Dieter Schleiermacher vom ADFC hält dagegen, dass schnelle, alltagstaugliche Radwegeverbindungen Pendler eher zum Umstieg vom Auto auf das Rad bewegen würden. Die Flächenversiegelung von zusätzlichen Radwegen sieht er nicht als Problem: „Was ist mit der Versiegelung bei Parkplätzen, bei der Berufsschule in Weilheim, beim „Medele“-Neubau oder bei der Waldorfschule? Da steht die Fläche für Radwege in keinem Verhältnis.“
Ein weiterer Antrag des ADFC: der Ausbau der Radwegeverbindung von Polling Richtung Oberhausen und Huglfing. Konkret geht es um den noch nicht asphaltierten Abschnitt an der Bahnlinie entlang. Laut Pollings Bürgermeister Martin Pape finden bereits Gespräche mit dem Staatlichen Bauamt und der Deutschen Bahn statt. jep