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Bahn-Tickets in der rot-weißen Kabine

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Von: Wolfgang Schörner

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Erster Test: Im neuen „Videoreisezentrum“ am Penzberger Bahnhof drücken Bürgermeistern Elke Zehetner, Bahn-Vertreter Wolfgang Jakob und dritter Bürgermeister Ludwig Schmuck den grünen Knopf. © Schörner

Seit über einer Woche gibt es am Penzberger Bahnhof keinen Schalter mehr für den Fahrkartenverkauf. Als Ersatz hat die Bahn dort jetzt ein „Video-Reisezentrum“ eröffnet. Es ist einer von insgesamt 23 derartigen Video-Schaltern in ganz Bayern.

Mit dem neuen „Video-Reisezentrum“ geht ein Wunsch von Josef Herzog und dem Seniorenbeirat in Erfüllung. Denn seit einer Woche gibt es am Penzberger Bahnhof keinen Fahrdienstleiter mehr, der Reisenden am Schalter Fahrkarten verkaufen könnte. Die Bahn hat ihn im Zuge der Modernisierung der Stellwerktechnik auf der Strecke abgezogen. Bereits vor Monaten schlug Seniorenbeiratsmitglied Herzog vor, sich deshalb bei der Bahn um ein „Video-Reisezentrum“ zu bemühen – in Peißenberg hatte er ein solches schon mal gesehen. In Penzberg gibt es zwar weiterhin die normalen Fahrkartenautomaten. Doch die sind laut Herzog, der selbst Fahrkarten-Kurse für Senioren veranstaltet hatte, viel zu kompliziert.

Am Montagabend weihten nun Deutsche Bahn und Stadt Penzberg das neue „Video-Reisezentrum“ ein. Das rot-weiße Häuschen steht am Bahnsteig ein paar Meter neben dem Penzberger Bahnhofsgebäude. „Wir wollen ihnen einen Service bieten, den sie vom alten Fahrkartenschalter gewohnt sind“, sagte Wolfgang Jakob, Vertriebsleiter für Südbayern bei der Deutschen Bahn. Es genüge, auf den grünen Knopf zu drücken, schon meldet sich eine Service-Mitarbeiterin.

Als „historischen Einschnitt“ bezeichnete Bürgermeisterin Elke Zehetner den Abzug des Fahrdienstleiters vor einer Woche aus Penzberg. Damit habe das Bahnhofsgebäude – es gehört der Stadt – die Funktion eines Bahnhofs verloren. „Es ist kein Bahnhof mehr, sondern einfach ein Haus“, sagte Zehetner. „Wir sind froh, dass wir das Video-Reisezentrum jetzt haben“, fügte sie an, um gleich danach mit dem Bahn-Vertreter das „Reisezentrum“ zu testen.

Per Knopfdruck wird der Reisende mit einer Service-Mitarbeiterin in Kempten verbunden. Diese erscheint auf einem Bildschirm und berät über mögliche Reiseverbindungen, Preise und Angebote. Beraterin und Kunde sind dabei über eine Webkamera, Mikrofone und Lautsprecher verbunden. Der Kunde kann laut Bahn zudem auf einem zweiten Bildschirm die Arbeitsschritte der Beraterin oder des Beraters verfolgen. Gezahlt wird bar, mit EC- oder Kreditkarte. Die Bahn-Mitarbeiterin druckt daraufhin die Fahrkarte per Datenleitung im „Video-Reisezentrum“ aus.

Derartige Video-Reisezentren gibt es laut Bahn erst seit dem Jahr 2013. Begonnen habe es mit einem Pilotprojekt: Damals wurden an der Schwarzwaldbahn fünf Videozentren installiert. Mittlerweile betreibt die Deutsche Bahn eigenen Angaben nach 48 derartige „Video-Reisezentren“ in acht Bundesländern. Davon entfallen 23 auf Bayern, darunter auch in Schongau und Peiting. Die Video-Reiseberater befinden sich laut Bahn für Nordbayern in Schweinfurt und für Südbayern in Kempten. In Kempten seien vier Mitarbeiter für die Beratung eingesetzt. Sie bedienen auch das benachbarte Baden-Württemberg. Die Bahn kündigte an, bis Ende des Jahres bundesweit noch 34 neue Standorte mit Video-Funktion zu eröffnen. Seit 2013 sei der Video-Verkauf bereits über 410 000 Mal genutzt worden.

Wolfgang Schörner

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