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Penzberger Firma entwickelt Corona-Schnelltest: „Bedeutende Reaktion auf Pandemie“

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Von: Klaus Mergel

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Die Pharmafirma Roche in Penzberg hat einen neuen Schnelltest zur Erkennung einer Corona-Infektion entwickelt (Symbolbild). © dpa / Daniel Bockwoldt

Die Pharmafirma Roche in Penzberg hat einen neuen Schnelltest zur Erkennung einer Corona-Infektion entwickelt und auf den Markt gebracht. Seit dieser Woche ist er auch in Deutschland verfügbar.

Penzberg – Gute Nachrichten aus dem Oberland: Der Pharmakonzern Roche schafft mit einem neuen Schnelltest einen Vorsprung bei der Eindämmung der Corona-Pandemie. Der Test braucht laut Roche etwa dreieinhalb Stunden. Dies bezieht sich auf die reine Testdauer, ohne die Logistik der Probe vom Hausarzt ins Labor und ohne die Datenübermittlung zurück zum Hausarzt. „Wir gehen aktuell von einer sehr hohen Zuverlässigkeit des Tests aus“, sagt Johannes Ritter, Leiter Kommunikation bei Roche Penzberg.

Das Problem derzeit: Alle Labore in Deutschland sind überlastet, denn die Auswertung der Proben dauert bisher bis zu 24 Stunden. Daher sind Tests gefragt, die ein schnelles Ergebnis bringen, um die Laborkräfte zu entlasten. Gleichzeitig schafft ein Schnelltest Zeitgewinn: Denn erst bei einem positiven Ergebnis kann eine infizierte Person unter Quarantäne gestellt werden – wodurch andere geschützt werden.

Coronavirus: „Der Test ist kein Schnelltest, den ...“

Bei Roche macht man von vorneherein klar: „Der Test ist kein Schnelltest, den Patienten selbst durchführen können, genauso wenig beim Hausarzt. Es ist ein Test zum ausschließlichen Einsatz im Labor“, sagt Ritter. Und auch wenn der Test „eine bedeutende Reaktion auf die Covid-19-Pandemie“ darstelle, bremst Pressesprecher Ritter die Euphorie: „Aufgrund weiter zunehmender Infektionen und Verdachtsfälle wird die Nachfrage nach Tests, zusätzlichen Geräten und weiteren Verbrauchsmaterialien das Angebot heute und in absehbarer Zukunft übersteigen.“ Bei Roche empfiehlt man daher dringend, nur Menschen mit entsprechenden Symptomen zu testen.

Der neue Test wird in den USA für den weltweiten Markt hergestellt. Seit 13. März ist er durch die US-Behörde FDA und damit auch für Europa zugelassen. Seit dieser Woche ist er auch in Deutschland verfügbar. Die biologischen und chemischen Einsatzstoffe, die dafür nötig sind – dazu gehören Reagenzien, Enzyme oder Puffer –, werden am Standort in Penzberg (Kreis Weilheim-Schongau) hergestellt. Laut Ritter überprüft man ständig die Lagerbestände und erhöht gleichzeitig die Produktion, um sicherzustellen, dass die Lieferkette stabil bleibt. „Aber aufgrund der sehr hohen Nachfrage nach Reagenzien und Verbrauchsmaterialien kann die Versorgungssituation kurzfristig in einigen Fällen schwierig sein.“

Coronavirus: Gerätesysteme werten Test vollautomatisch aus

Für den Roche-Test wird bei Menschen mit Infektionsverdacht ein Abstrich an Nase oder im Rachenraum genommen. Dann wird mit den beiden Gerätesystemen Cobas 6800 und Cobas 8800 die Probe vollautomatisch ausgewertet. Dabei handelt es sich um große Laborgeräte, die nur durch geschultes Personal bedient werden können. Laut Roche können damit künftig in kurzer Zeit eine große Menge Tests gleichzeitig durchgeführt werden. „Das Cobas-6800-System liefert innerhalb von acht Stunden 384 Ergebnisse, beim Übernacht-Lauf in 24 Stunden 1440 Ergebnisse. Mit dem Cobas-8800-System sind es in acht Stunden sogar 1056 Ergebnisse, beim Übernacht-Lauf 1824 Ergebnisse“, sagt Ritter. Allerdings: Derzeit gibt es in Deutschland nur etwa 120 dieser Geräte. Bei Roche geht man davon aus, dass an vielen Standorten – in Labors und Krankenhäusern – je nach Testverfügbarkeit noch weitere hinzukommen werden.

Roche vertreibt noch einen weiteren Covid-19-Test auf PCR-Basis (Polymerase-Kettenreaktion), der von dem Berliner Forschungsunternehmen Tib Molbiol entwickelt wurde. Dieser Test ist mit Hilfe eines weiteren Roche-Systemgeräts, dem Lightcycler 480, möglich. Alle Systemreagenzien für diesen Test werden ebenfalls in Penzberg hergestellt. Jedoch ist auch dies kein Schnelltest, den Patienten selbst durchführen können, so Ritter. Im Bereich der Impfstoffentwicklung ist Roche nicht aktiv.

Coronavirus: Viele Roche-Arbeiter im Homeoffice

Im Werk in Penzberg ist derzeit die Arbeitslage – wie in vielen anderen Unternehmen – enorm heruntergeschraubt. Von den sonst 6400 Mitarbeitern befinden sich nur etwa 1500 auf dem Werksgelände. Wer nicht persönlich präsent sein muss, arbeitet im Homeoffice. Die Mitarbeiter, die in der Produktion und in der Forschung am Standort tätig sind, verhalten sich nach den strengen Hygiene- und Sicherheitsregeln. Alle Casinos sind geschlossen, die Shuttlebusse eingestellt, Meetings finden nur noch virtuell statt. „Wir tragen Sorge dafür, dass das Infektionsrisiko unserer Mitarbeiter so weit wie möglich reduziert ist“, betont Ritter.

Das Coronavirus breitet sich in den USA immer mehr aus. Donald Trump erklärte jetzt, warum es dort mehr bestätigte Fälle als in jedem anderen Land gibt. In Bayern hat das Virus bei der Anzahl der Todesfälle eine Schallmauer durchbrochen.

Roche hat angekündigt, im Mai einen Antikörpertest auf das Coronavirus auf den Markt zu bringen. Entwickelt wurde er am Biotchechnologiestandort Penzberg.

Über ein „Danke“ in Zeiten von Corona freuen sich wohl viele Mitarbeiter in systemrelevanten Berufen. In Weilheim haben sie nun besondere Botschaften erhalten.

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