Container statt Neubau: Verärgerung am Gymnasium ist groß - „ein Armutszeugnis“

Im Penzberger Gymnasium sorgt es für große Verärgerung, dass der Landkreis in den nächsten Jahren keinen Erweiterungsbau errichten wird, obwohl die Schule ab 2025 einen zusätzlichen Jahrgang hat. Schüler sollen dann in Container-Klassenzimmern unterrichtet werden. Beim Elternbeirat spricht man von einem „Armutszeugnis“.
Penzberg – Diese Woche diskutierten der Kreis- und der Finanzausschuss des Landkreises über den Kreishaushalt. Das Ergebnis: Die Lage ist dramatisch, insbesondere wegen des Krankenhaus-Defizits. Kreiskämmerer Norbert Merk erklärte, dass Investitionen gestrichen werden müssten. Ein Opfer ist der Erweiterungsbau für das Penzberger Gymnasium, der mit zehn Millionen Euro veranschlagt war. Er wurde aus dem Finanzplan bis 2026 gestrichen. Stattdessen sollen Container-Klassenzimmer aufgestellt werden, hieß es. Rechnet man Planung und Bauzeit ein, kommt ein Erweiterungsbau nicht vor 2028.
Drohendes Platzproblem ist schon seit Jahren bekannt
Dass das Penzberger Gymnasium auf ein Platzproblem zusteuert, ist schon seit Jahren bekannt. Im September 2025 wird – wie überall in Bayern – der erste G9-Jahrgang (nach Wiedereinführung des neunstufigen Gymnasiums) in die 13. Klasse vorrücken. Das heißt: Die Schule hat dann einen zusätzlichen Jahrgang, der irgendwo unterrichtet werden muss. Schon 2017 warnte der damalige Leiter Bernhard Kerscher vor der drohenden Platznot. Als Standort für den Erweiterungsbau war in der Vergangenheit immer wieder das benachbarte städtische Gelände der ehemaligen Molkerei im Gespräch.
Container „können keine dauerhafte Lösung sein“
Verärgert äußerte sich am Mittwoch Gymasiumsdirektor Matthias Langensteiner. Ab September 2025, sagte er auf Anfrage, „brauchen wir eine Reihe von Klassenzimmern, die wir jetzt nicht haben“. Momentan komme man zurecht. „Wir haben aber kein einziges freies Klassenzimmer.“ Langensteiner hatte selbst, seit er im September 2020 Schulleiter wurde, den Kontakt zu den Verantwortlichen des Landkreises gesucht, um auf die Notwendigkeit eines Erweiterungsbaus hinzuweisen. „Aber es ist nichts passiert.“ Hinzu komme, dass das Penzberger Gymnasium, womöglich als einziges in Bayern, nicht einmal eine Aula hat, die mit dem Erweiterungsbau ebenfalls entstehen sollte. Als Standort sehe er das ehemalige Molkereigelände als „einzig sinnvolle und dauerhafte Lösung“. Die Container, fügte er an, „können jedenfalls keine dauerhafte Lösung sein“.
Kritik an Landkreis: „Schulstandort Penzberg hat das Nachsehen“
Ihn ärgere, so Langensteiner, dass die Berufsschule in Weilheim als „Prunkbau“ entstanden sei und die Erweiterung der Peißenberger Realschule vorgezogen werde, obwohl sie keinen zusätzlichen Jahrgang erhält. „Wir sind die Dummen.“ Zugespitzt gesagt, so Langensteiner, „hat der Schulstandort Penzberg das Nachsehen, damit das Schongauer Krankenhaus erhalten bleibt“.
Befragt nach der Container-Lösung sagte der Gymnasiumsdirektor, dass es natürlich vernünftige Container-Klassenzimmer gebe. Man werde damit auf alle Fälle zurechtkommen. Die Frage sei aber, wo sie aufgestellt werden sollen – seiner Ansicht nach am besten auf dem Molkereigelände. „Ich habe schon die Erwartung, dass sich Landkreis und Stadt schnell über den Kauf des Grundstücks einigen und dort ein provisorischer Containerstandort errichtet wird. Auf dem jetzigen Schulgelände besteht keine Möglichkeit.“
Elternbeirat spricht von „Armutszeugnis“
Verärgerung herrscht auch beim Elternbeirat. Als „katastrophal“ bezeichnete Vorsitzender Mark Hartmann auf Nachfrage die vorläufige Streichung des Erweiterungsbaus . Es sei „ein Armutszeugnis“. Der Elternbeirat habe dem Landkreis schon vor vielen Jahren – noch zu Zeiten von Margit Mintzel und Bernhard Kerscher als Schulleiter – Vorschläge unterbreitet, darunter einen Neubau auf dem Molkereigelände. Damals habe der Landkreis den Neubau aus Kostengründen abgelehnt und sich für einen Umbau im Bestand entschieden. „Die kurzfristige Denke rächt sich jetzt.“ Hätte man damals die Pläne für einen Neubau weiterverfolgt, wäre er jetzt im Bau und die Kosten wären geringer gewesen.
Landkreis hat zumindest Geld für Grunderwerb reserviert
Enttäuscht zeigte sich gestern auch Bürgermeister und Kreistagsmitglied Stefan Korpan (CSU). Wenn gestrichen wird, sollten alle gleich behandelt werden, sagte er auf Nachfrage. Wieso werde beim Gymnasium gestrichen, aber die Altenstädter Förderschule im Finanzplan gelassen. Korpan weist aber auch darauf hin, dass im Landkreis-Haushalt 2023 vier Millionen Euro für einen Grunderwerb belassen wurden – also für ein Grundstück, das der Landkreis für eine Gymnasiumserweiterung kauft. Laut Korpan erhielt die Stadt Ende 2022 eine offizielle Anfrage des Landkreises, was im Stadtrat nicht öffentlich schon andiskutiert worden sei. Man stelle nun Gutachten und Unterlagen zusammen, wie üblich bei Grundstücksangelegenheiten. Er gibt auch zu bedenken, dass es dort noch Mieter gibt. Außerdem müsse man sich auch finanziell einigen. Die Sache, so Korpan, „ist am Laufen“.