Penzbergs Bürgermeister Stefan Korpan über Humor, Herausforderungen und Selfies: „Man muss auch mal lustig sein dürfen“

Am 1. Mai war Halbzeit: Seit drei Jahren sind die Bürgermeister nun im Amt, drei weitere Jahre liegen noch vor ihnen. Wir wollten von den 2020 erstmals ins Amt gewählten Rathauschefs wissen, wie sie sich eingelebt haben, welche Erfahrungen sie gemacht haben, was sich privat geändert hat. Heute: Stefan Korpan (Penzberg).
Herr Korpan, Sie haben offenbar ihren Humor durch die ersten drei Amtsjahre gerettet. Mal ein flotter Spruch über die Fahrkünste von Männern und Frauen, dann ein Besuch bei der Polizei in Langon, wo Sie sich Handschellen anlegen ließen. Andere Politiker werden mit der Zeit immer vorsichtiger. Sie bisher nicht. Oder kommt das noch?
Ich bin ein Mensch, der gern lacht und einen Spaß macht. Das ist meine Art. Man muss auch mal lustig sein dürfen, weil es so viel Ernstes im Leben gibt, so viele schlechte Nachrichten. Im privaten Bereich bin ich noch spontaner. Aber im Beruf – so war das auch bei der Polizei – muss man ernsthafter sein. Und als Bürgermeister muss man natürlich aufpassen, weil jedes Wort auf die Waagschale gelegt werden kann.
Im Rückblick auf die erste Halbzeit: Wie hat das Amt Ihren Alltag verändert?
Es war schon eine Umstellung. Im Grunde könnte ich den ganzen Tag und die ganze Woche Termine wahrnehmen. Als ich ins Amt gewählt wurde, hat mir Altbürgermeister Hans Mummert geraten, ganz gezielt bestimmte Zeiten freizuhalten und Platz für Privates zu schaffen.
Was sagt Ihre Familie?
Man kann beides schon miteinander vereinbaren. Aber man muss das Private richtig planen. Die wenige Zeit genießt man allerdings auch bewusster.
Begegnen Ihnen die Menschen anders, seit Sie Bürgermeister sind?
Im Freundeskreis ist es wie bisher. Als ich gewählt wurde, habe ich gesagt, dass ich nicht Bürgermeister einer Partei bin, sondern Bürgermeister von Penzberg, also von allen Bürgern und Bürgerinnen. Ich versuche, das fair und nach bestem Wissen und Gewissen zu machen. Ich möchte kein klassischer Politiker sein. Natürlich werde ich zum Beispiel beim Einkaufen öfter mal mit dem Titel „Herr Bürgermeister“ angesprochen. Aber das ist nichts Schlimmes. Jedenfalls kann ich nicht mehr wie früher unauffällig durch Penzberg gehen.
Wollte schon mal jemand ein Selfie mit Ihnen?
Es werden natürlich Fotos gemacht, bei Einweihungen, bei Vereinen oder Eröffnungen für den privaten Gebrauch. Und ich habe tatsächlich schon mal ein Autogramm gegeben, auf ein Foto. Das war ein Sammler, der nicht aus Penzberg war. Er hat Bürgermeister-Autogramme gesammelt.
Zur Politik: Penzberg hat hohe Steuereinnahmen, aber auch viele Baustellen, die Sie geerbt haben. Was verbuchen Sie als Erfolg der ersten drei Jahre?
Es war ein etwas schwieriger Start. Zum einen, weil ich ja inmitten der Corona-Pandemie angetreten bin, und zum anderen, weil direkt anschließend der Krieg in der Ukraine ausbrach mit all seinen Konsequenzen für uns alle. Zudem gibt es viele große Projekte, die schon vor meiner Zeit aufs Gleis gesetzt wurden. Das ist die eine Sache. Die andere Sache ist, den Zug am Laufen zu halten und sicher in den Bahnhof zu bringen. Das ist eine Aufgabe, die mit sehr vielen Gesprächen und Verhandlungen verbunden ist, wie bei der Turnhalle am Josef-Boos-Platz. Der Erfolg liegt darin, dass diese Projekte eben im Fluss bleiben, wie das Wohnbauprojekt an der Birkenstraße, das Kinderhaus an der Nonnenwaldstraße, der Kindergarten am Daserweg und das Familienbad. Ein anderer Punkt ist der Klima- und Umweltschutz. Wir haben eine eigene Abteilung installiert, um der Bedeutung des Themas gerecht zu werden. Genauso ist es mit der Stelle des Ehrenamts- und Vereinsförderers – sie ist zwar gerade nicht besetzt, sie bleibt aber bestehen. Das Anstoßen des Flächennutzungsplans ist zudem eine wegweisende Aufgabe für die Zukunft. Und nicht zu vergessen natürlich die erfolgreiche Bewerbung zur Landesgartenschau 2028, die für Penzberg eine große Aufgabe, aber auch ein großer Gewinn sein wird.
Drei Jahre liegen in dieser Amtszeit noch vor Ihnen. Was sollte unbedingt noch geschafft werden?
Die Herausforderung ist, wie gesagt, dass wir viele große Projekte gleichzeitig haben. Die werden wir beenden. Das Ziel muss in Zukunft sein, sich auf ein, zwei Projekte zu konzentrieren, um den Haushalt nicht zu sehr zu strapazieren. Eine wichtige Aufgabe ist, den Haushalt solide aufzustellen und Rücklagen zu bilden. Ein großes Projekt wird in den nächsten Jahren die Landesgartenschau sein. Da verspreche ich mir viel für die Infrastruktur, zum Beispiel neue Rad- und Fußwege und eine neue Aufenthaltsqualität. Eine andere Aufgabe wird das Bahnhofsumfeld sein. Zusätzlich würden mir eine paar kleinere Projekte am Herzen liegen, das kann zum Beispiel ein Spielplatz sein oder generell die Aufwertung der Berghalde als Freizeit- und Erholungsgebiet. Gleichzeitig müssen wir die Pflichtaufgaben erfüllen. Da geht es zum Beispiel um Kindergärten und Schulen – die Frage ist nur, ob man in Zukunft so großzügig baut wie in der Vergangenheit oder nach dem Standard, der vorgeschrieben ist. Wir wollen auch die Vereine weiter unterstützen. Es kann aber sein, dass es da Einschnitte gibt, weil die finanziellen Grenzen, nicht nur in Penzberg, erreicht sind.
Apropos Familienbad: Haben Sie sich schon etwas überlegt für die Einweihung im Herbst?
(lacht) Das werden wir sehen. Ich könnte mir vorstellen, dass ich nass werde.
Bis zur nächsten Wahl sind es noch drei Jahre: Könnten Sie sich weitere sechs Jahre vorstellen?
Ja, das kann ich mir vorstellen. Ich bin hier geboren, ich bin hier aufgewachsen. Meine Familie und meine Freunde sind hier. Penzberg ist ein Teil von mir. Es macht mir Spaß, für die Stadt zu arbeiten. Man kann es natürlich nicht allen recht machen. Aber ich würde mich gern weiter für Penzberg einsetzen.