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„Notreparatur“ der Christkönig-Orgel - Funken könnten Brand auslösen

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Von: Wolfgang Schörner

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Die kleinen Orgelpfeifen auf der Empore, darunter sitzt die Elektrik, im Bild mit Orgelbauer Daniel Nagelmüller.
Die kleinen Orgelpfeifen befinden sich auf der Empore, darunter sitzt die Elektrik, im Bild mit Orgelbauer Daniel Nagelmüller. © Wolfgang Schörner

Orgelbauer arbeiten derzeit in der Penzberger Christkönigskirche. Die schwer lädierte Orgel erhält „eine Notreparatur, damit sie die Zeit bis zu einer umfassenden Restaurierung überlebt“, so Kirchenpflegerin Margareta Drexel. Denn es droht sogar Brandgefahr. Der Kirche stehen noch weitere Baustellen bevor – der Zeitplan wankt allerdings.

Penzberg – Die Arbeiten an der Orgel sind eine von mehreren Sanierungsetappen in der katholischen Christkönigskirche. Bereits verstärkt wurde, wie berichtet, vor einem Monat der Dachstuhl, um künftig höhere Schneelasten auszuhalten. Folgen werden noch Elektrik- und Innenrenovierung. Eigentlich hätte die Orgel schon vor einem Jahr saniert werden sollen. Die Firma hatte damals aber keine Zeit. Spielen konnte Organist Wolfgang Appel trotzdem, auch jetzt noch, aber nur auf einem Teil der Pfeifen. „Er hat so schön gespielt, dass die Leute gar nicht gemerkt haben, dass die Orgel nicht funktioniert“, sagt Kirchenpflegerin Margareta Drexel,

2300 Ledermembrane werden ausgetauscht

Nun wird jedoch an der über 60 Jahre alten Orgel gearbeitet. Vor Ort ist seit einigen Tagen die Firma Kaps aus Eichenau bei München, darunter Simon Fischer. Er tauscht die etwa 40 Jahre alten Ledermembrane aus. Sie sind zum Teil so beschädigt, dass die Luft auf der Seite hinausbläst, die Ventilkapsel nicht mehr hebt und die Orgelpfeife keinen Wind mehr erhält. So erklärt es Matthias Kaps, Juniorchef der Firma. Die Orgel klinge verstimmt oder es entstehe gar kein Ton mehr. Alle 2300 Membrane werden ausgetauscht. Ein Teil wird vor Ort erledigt, ein Teil in der Werkstatt. Bis Ostern soll alles fertig sein.

Es geht nicht nur um schönen Klang, sondern auch um Sicherheit

Bei der Reparatur geht es aber nicht nur um einen schönen Klang, sondern auch um die Sicherheit. Zwischen Tasten und Pfeifen ist Elektronik geschaltet. Bei hoher Spannung können Funken entstehen, was einen Brand auslösen kann. Orgelbauer Kaps zeigt dies anhand der kleinen Orgelpfeifen am Rand der Empore, die normalerweise unter einer Abdeckung verborgen sind. Unter den Pfeifen sitzt die Elektronik. Dort befinden sich Strom-Sammelschienen, die zu einem Trafo führen. Bislang habe es für alle Schienen nur eine Sicherung gegeben, erklärt er. Bei einem Kurzschluss hätte der Draht zu glühen begonnen, bevor die Sicherheit herausgeflogen wäre. Es hätte zu einem Brand kommen können, so Kaps. Nun werden zehn Sicherungen eingebaut. Bei einem Kurzschluss fliege die Sicherung gleich heraus.

Kirchenpflegerin spricht von „Notreparatur“

Bei den Arbeiten an der Orgel gehe es um eine „Notreparatur“, wie Kirchenpflegerin Margareta Drexel erklärt. Die eigentliche Orgelrestaurierung – die letzte war Anfang der Neunzigerjahre – könne man sich momentan nicht leisten, sagt sie. Außerdem müsse zuerst der Innenraum der Kirche gereinigt und renoviert werden. Weil dabei viel Staub entsteht, macht es keinen Sinn, die Orgel jetzt schon zu renovieren. Aber es sei ein Wunsch, dies nach der Gesamtrenovierung zu tun, so die Kirchenpflegerin.

Zeitplan für weitere Renovierungsschritte wackelt

Wann das sein wird, ist offen. Denn der Zeitplan wackelt. Noch im Februar hatte Drexel gehofft, dass die nächste Etappe, die dringend nötige Erneuerung der uralten Elektrik, im April beginnen kann. Bei der Ausschreibung sei jedoch kein Angebot eingegangen, erzählt sie. Die Kirchenpflegerin hofft nun, dass der nächste Versuch klappt und die Arbeiten noch heuer über die Bühne gehen können.

Teure Innenrenovierung kann doch nicht heuer beginnen

Für die Innenrenovierung bedeutet das eine weitere Verzögerung. Sie glaube nicht mehr, dass man damit heuer noch beginnen könne, sagt Drexel. Weil diese Etappe „gut eine halbe Million Euro“ kosten wird, müsse man den Innenraum wohl auch in Abschnitten renovieren, angefangen beim Chorraum.

Für die Pfarrgemeinde Christkönig ist dies alles finanziell ein riesiger Brocken. Die Dachstuhl-Verstärkung hat rund 120 000 Euro gekostet – immerhin deutlich weniger als anfangs gedacht. Die aktuellen Arbeiten an der Orgel schlagen wohl mit 40 000 Euro zu Buche. Die Elektrik könnte circa 300 000 Euro teuer werden. Bis zu dieser Etappe kann die Pfarrgemeinde die Arbeiten laut Drexel durch Spenden und die 40 000-Euro-Zusage der Stadt aufbringen. Für die Innenrenovierung, die die Pfarrgemeinde zu 100 Prozent selbst tragen muss, ist die Finanzierung aber noch offen. Drexel: „Wir witzeln schon, wer zu ,Wer wird Millionär?’ geht.“

Dirigent kritisiert Pfarrei: Streit wegen unbeheizter Kirche

Penzberg – Dirigent Günther Pfannkuch kritisiert, dass die Penzberger Christkönigskirche nicht mehr beheizt wird und deshalb das eigentlich für die Kirche angedachte Konzert (Michael Haydns Requiem c-moll am 26. März, 19 Uhr) mit etwa 90 Mitwirkende in der Stadthalle stattfinden muss. Dort sei die Bühne leider sehr beengt, erklärte er. Folgen hat das auch für den Saal, da das Orchester vor die Bühne platziert werden müsse. Pfannkuch erklärte in einer Mitteilung, dass seit 1991 79 Ländliche Konzerte in der Kirche stattfanden, die meisten zur Passions- und Adventszeit, in der man auf Temperierung angewiesen sei. Er spricht davon, dass die Kirche „trotz intensivster Bemühungen“ der Stadt, die die Heizkosten übernehmen würde, des Vereins und der Mitwirkende nicht mehr beheizt würde. Die Eiseskälte sei für Musiker und Zuhörer nicht tragbar, so Pfannkuch. Eine Flötistin habe beim Weihnachtsoratorium bei vier Stunden Generalprobe, eineinhalb Stunden Anspielprobe und eineindreiviertel Stunden Konzert eine Lungenentzündung bekommen.

Die Pfarrei Christkönig hatte, wie berichtet, Anfang Dezember mitgeteilt, dass ihre Kirchen wegen der enorm hohen Energiekosten unbeheizt bleiben. Diese Entscheidung verteidigt Kirchenpflegerin Margareta Drexel. Man werde das auch im nächsten Winter so machen, weil Energie dann voraussichtlich genauso knapp und teuer sei, erklärte sie auf Nachfrage.

Zu Pfannkuchs Kritik sagte sie, dass auch die Basilika in Benediktbeuern, die Wieskirche und die Starnberger Kirche unbeheizt seien, aber dort Konzerte stattfänden. Ebenso verwies sie darauf, dass man kein Konzertveranstalter, sondern eine Kirche sei. Bedauerlich, so Drexel, sei natürlich, wenn jemand krank geworden sei, diesen Schuh wolle sie sich aber nicht anziehen. Man werde von dem Weg, der auch nicht allen Kirchenbesuchern gefalle, jetzt nicht abweichen.
Die Kirchenpflegerin erklärte auch, dass es schlecht für die Orgel sei, wenn mal eben hochgeheizt wird. „Orgeln mögen keine Temperaturschwankungen.“ Drexel bestätigte, dass es vor Weihnachten einen Anruf bei der Pfarrei gab, in dem die Stadt anbot, die Heizkosten zu übernehmen. Man habe aber klargestellt, dass man in Erklärungsnöte käme, wenn man eine Ausnahme für ein Konzert machen würde.

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