Am 11.11. um 11.11 Uhr ist es wieder soweit: Die Faschingszeit beginnt. In Penzberg soll es heuer eine ganz besondere Saison werden, denn das Organisationskomitee (OK) Penzberger Fasching feiert sein 50-jähriges Bestehen. Doch die närrische Zeit in Penzberg ist viel älter.
Penzberg – „Seit 1882 gibt es den Fasching in Penzberg“, weiß Joachim Fey. Er ist Mitglied des OK Penzberger Fasching und derzeit damit beschäftigt, aus alten Unterlagen, Dokumenten und Fotos eine Chronik des Vereins zu erstellen.
Alles war unorganisiert
Die Initiative, Fasching zu feiern, sagt Fey, sei ursprünglich vom Handwerkerverein ausgegangen. Das könne man in dessen Chronik nachlesen. Faschingsumzüge habe es seit den 1930er Jahren gegeben, so Fey. Das belegten historische Fotografien. „Aber richtig angefangen hat es in den 1950er Jahren.“
Ab da bis Ende der 1960er Jahre habe es in Penzberg die verschiedensten Faschingsveranstaltungen gegeben, die von den verschiedensten Vereinen oder der Stadt organisiert worden seien. „Aber es war alles unorganisiert.“
Bis 1969 – dem Jahr des Stadtjubiläums. Damals, so Fey, habe eine Gruppe Penzberger beschlossen, einen Faschingsverein zu gründen. Federführend dabei waren laut Fey unter anderem der ehemalige Bürgermeister Kurt Wessner, Franz Wagner (der auch der erste Faschingsprinz werden sollte) sowie Benedikt Ertl, der laut Fey unter anderem Stadtrats-Mitglied war.
In den Anfangsjahren noch eine Narrenkappe auf dem Kopf
Alle zusammen stellten sie mit einigen weiteren Mitstreitern in der Saison 1969/70 den ersten organisierten Penzberger Fasching auf die Beine. Damit hatte das OK Penzberger Fasching – seit den 1990er Jahren ein eingetragener Verein – seine Arbeit aufgenommen. Die ersten Bälle seien im Hotel Olympia gefeiert worden. „Es war von Anfang an ein toller Erfolg. Es lief sehr gut. Die Leute hatten ja nichts anderes“, so Fey.
Doch während Elferrat und Vorstandschaft des OK heutzutage mit Melone auf dem Kopf herumlaufen, trug man in den Anfangsjahren noch eine Narrenkappe und rief „Helau“ statt „Lasst‘s net aus!“ Erst 1971 sei auf Ertls Anregung der Ausruf „Lasst‘s net aus!“ eingeführt worden.
Und in der Saison 72/73 sei dann die Narrenkappe per Abstimmung zugunsten der heutigen Melone abgeschafft worden. Auch der ebenfalls vorgeschlagene Zylinder habe sich nicht gegen die halbrunde Kopfbedeckung durchsetzen können. Die Melone symbolisiert in ihren Farben rot und schwarz übrigens keineswegs die Sitze-Verteilung im Stadtrat, wie Fey bemerkt. „Schwarz und rot sind die Stadtfarben von Penzberg. Das ist überliefert.“
Penzberger Fasching zwei Mal ausgefallen
Den ersten Faschingsorden habe das OK in der Saison 71/72 verliehen. „Der war aus Leder handgemacht, weil man kein Geld hatte, einen Orden zu kaufen“, so Fey. Große Zwischenfälle oder Unfälle habe es in all den fünf Jahrzehnten OK keine gegeben, versichert Fey. Allerdings sei der Penzberger Fasching zwei Mal ausgefallen: einmal wegen des Golfkriegs.
Und das zweite Mal in der Saison 72/73. Damals sollen die Penzberger angeblich auf ihren Fasching „verzichtet“ haben – zugunsten der Weilheimer. Denn der Penzberger Fasching soll dem Weilheimer Treiben „das Wasser abgegraben haben“ – aber das seien nur Gerüchte, betont Fey. Und bedankt hätten sich die Weilheimer dafür auch nie.
Wegen seines Jubiläums wird das OK in dieser Saison sein Programm etwas erweitern, wie die Vorstandschaft bei einem Pressetermin informierte. Unter anderem sei eine Foto- und Gewänderausstellung in Penzberger Geschäften sowie ein „Jubiläumsball“ geplant.
Anders als in den vergangenen Jahren werde der Fasching auch wieder ein Motto haben. Es lautet: „Manege frei!“. Außerdem werde die Kindergarde ihr 25-jähriges Jubiläum und die Teenie-Garde ihr 20-jähriges Bestehen feiern.
VON FRANZISKA SELIGER
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