Zwei ganz besondere Athleten

620 Athleten haben bei den Special Olympics Bayern (Soby) in Bad Tölz in der vergangenen Woche ihr Bestes gegeben. Mit dabei waren auch die Eiskunstläuferin Frauke Klos und der Kletterer Ralph Merz. Beide arbeiten bei Roche in Penzberg.
Penzberg – Frauke Klos strahlt, greift nach der großen Silbermedaille, die an einem grünen Band um ihren Hals hängt, und hält sie hoch. „Ich bin sehr stolz, dass ich es geschafft habe“, sagt die 44-Jährige, die als Eiskunstläuferin an den Soby-Winterspielen in Bad Tölz teilgenommen hat und in der Einzelkür den zweiten Platz belegte.
Insgesamt waren es rund 620 Athleten mit geistiger Behinderung, die an den vier Wettkampftagen in zehn Disziplinen antraten; unter anderem im Langlauf, im Stockschießen oder Slalom. Oder eben im Eiskunstlauf.
Konkurrenz kam aus Österreich oder Lettland
Wenn Klos an die Winterspiele zurückdenkt, erinnert sie sich vor allem daran, wie wahnsinnig aufgeregt sie vor ihrer Kür gewesen sei. Aber dann seien ihr gegen die Konkurrenz unter anderem aus Österreich oder Lettland sogar kleinere Sprünge und Pirouetten geglückt, erzählt sie. Sport, betont die Geretsriederin, sei schon immer wichtig für sie gewesen, denn: „Ich bin motorisch eingeschränkt.“ Sportliche Aktivität sei darum für sie wichtig, um ihre Motorik zu trainieren. Zuerst, erzählt Klos, die bei der Penzberger Firma Roche in der Außenarbeitsgruppe der Oberland-Werkstätten arbeitet, habe sie mit Schlittschuhlaufen begonnen. Doch als sie Eiskunstläuferinnen beim Training zugeschaut habe, habe sie sich gedacht: „Das könnte ich doch auch mal probieren.“
Trainiert wird ein- bis zweimal pro Woche
Gesagt, getan. Mittlerweile steht Klos seit rund zehn Jahren regelmäßig auf dem Eis. Ein- bis zweimal pro Woche trainiere sie im Geretsrieder Eisstadion, berichtet sie. Die Spiele in Bad Tölz seien nicht ihr erster Wettkampf gewesen. „Ich war schon bei den nationalen Winterspielen 2020 in Berchtesgaden dabei.“ Auch da habe sie eine Medaille gewonnen. Und am Geretsrieder Firmenlauf nehme sie auch regelmäßig teil. „Davon habe ich mindestens schon zehn Medaillen.“

„Dass man sich beweisen kann“: Das gefalle ihr an Wettkämpfen immer am besten, sagt Klos. Besonders schön bei den Tölzer Winterspielen sei für sie gewesen, dass ihre Mutter eigens aus Schleswig-Holstein angereist sei, um sie anzufeuern. Wobei ihr die Winterspiele in Berchtesgaden 2020 besser gefallen hätten, denn: „Da waren mehr Fernsehkameras dabei.“ Von den Soby-Spielen von Bad Tölz sei dagegen kaum etwas im Fernsehen übertragen worden, kritisiert sie.
Mit dabei bei den Wettkämpfen war auch Ralph Merz, der als Soby-Botschaftern sogar die olympische Fahne tragen durfte. Wie Klos arbeitet er bei der Penzberger Firma Roche in der Außenarbeitsgruppe der Oberland-Werkstätten, und ist im Pharmakonzern in der hauseigenen Radlwerkstatt tätig. Das heißt: Er sorgt dafür, dass an den rund 300 Werk-Fahrrädern Bremsen, Lichter und Co. funktionieren.
Klettern ist toll, denn: „Da ist man immer oben.“
In seiner Freizeit ist der 26-jährige Geretsrieder ein leidenschaftlicher Kletterer. Was ihm an diesem Sport gefällt? „Das man immer oben ist.“ Allzu lange klettere er zwar noch nicht, erzählt Merz. Von Bad Tölz kehrte er trotzdem souverän mit zwei Goldmedaillen nach Hause zurück. Die Stimmung bei den Spielen sei gut gewesen, erinnert sich Merz, für den es nicht der erste Wettkampf dieser Art war, wie er sagt. „Daran teil zu nehmen, ist immer geil.“
Natürlich freut man sich auch bei Roche in Penzberg über die sportliche Leistung der beiden Mitarbeiter. „Sie sind schon stolz. Der Sport macht etwas mit ihrem Selbstbewusstsein“, sagt Ramona Bales, die Gruppenleiterin der Außenarbeitsgruppe der Oberland-Werkstätten. Seit 14 Jahren gebe es bereits diese Kooperation zwischen Roche und den Oberland Werkstätten, sagt Simone Hausladen, die Pressesprecherin des Unternehmens, das bei den Tölzer Winterspielen „Top-Sponsor“ gewesen sei. Etwa 30 Menschen mit geistiger Behinderung arbeiteten im Rahmen dieser Zusammenarbeit im Konzern; Frauke Klos etwa in Kantine und Caféteria. In ihrer Freizeit aber trainiert Klos schon für ihren nächsten Wettkampf. Im März stehe einer in Ingolstadt an. „Darauf freue ich mich schon.“ Außerdem habe sie sich für die nächsten nationalen Winterspiele qualifiziert, die 2024 in Thüringen stattfinden.