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„Winning blw“: Automobilzulieferer hat mit Umzug nach Penzberg begonnen

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Von: Wolfgang Schörner

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Die Pforte eines Fabrikgeländes.
Der Name „Winning blw“ steht schon seit einigen Monaten an der Pforte des ehemaligen HAP-Werks in Penzberg: Jetzt hat der Einzug begonnen. © Schörner

Das Unternehmen „Winning blw“ wird in diesem Jahr auf das ehemalige HAP-Gelände in Penzberg ziehen. Der Umzug soll nach und nach erfolgen. Der Automobilzulieferer will sein gesamtes Münchner Werk nach Penzberg verlagern. 300 bis 400 Menschen sollen an dem neuen Standort arbeiten.

Penzberg – Bereits seit vergangenem Frühjahr hängt eine Tafel mit dem Namen „Winning blw“ an der Pforte des Werkgeländes, auf dem MAN einst Omnibusse fertigte und HAP bis vor drei Jahren Teile für Fahrzeuge herstellte. Zuvor, im Dezember 2021, hatte Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) verkündet, dass es mit „Winning blw“ einen Nachfolger für HAP gibt – „zu 99,9 Prozent sicher“, wie er damals sagte. Auf dem Gelände tat sich aber wenig. Nun jedoch hat der Einzug des neuen Mieters begonnen.

Münchner Standort soll komplett verlagert werden

In diesem Jahr will das Unternehmen „Winning blw“ seinen Münchner Standort am Frankfurter Ring komplett nach Penzberg an die Seeshaupter Straße verlagern. Das teilte Sieghard Hall nun auf Nachfrage mit. Er ist Werkleiter in München und wird das neue Werk in Penzberg leiten. Der Umzug werde nach und nach erfolgen und soll Ende 2023 abgeschlossen sein. „Wir wissen, dass das sportlich ist“, so der Werkleiter. Auf dem Penzberger Gelände steht bereits eine komplett neue Anlage für die Wärmebehandlung von Bauteilen. Für eine zweite Anlage laufen die Vorbereitungen. Sie soll im Laufe des März oder April hochgefahren werden. Insgesamt investiert „Winning blw“ laut Hall einen „deutlich zweistelligen Millionen-Betrag“ in seinen künftigen Penzberger Standort. Arbeiten sollen ihm zufolge dort 300 bis 400 Mitarbeiter, genauso viele wie in München.

Das Unternehmen, das das rund zehn Hektar große Gelände von der Hörmann-Gruppe gemietet hat, wird die vorhandene Haupthalle mit ihren 18 000 Quadratmetern sowie die Nebenhallen nutzen. „Wir werden das auch brauchen“, sagt der Werkleiter über den Platzbedarf. Außerdem benötige man auch Potenzial, um noch zu wachsen. Das HAP-Gelände biete da gute Voraussetzungen, erklärt er. Diese Möglichkeit bot das Gelände in München nicht mehr – deshalb der Umzug.

Zwei Hände halten ein Werkzeugteil.
Solche Teile stellt das Unternehmen „Winning blw“ her: Vorgelegerad mit Schiebemuffe für die Lkw-Achse. © Winning blw

Allerdings sucht das Unternehmen neue Mitarbeiter, zum Beispiel Zerspannungstechniker, Elektroniker, Industriemechaniker und für den Verwaltungsbereich, da einige Münchner Mitarbeiter nicht mitkommen. „Winning blw“ kündigt auch an, selbst auszubilden, wenn der Umzug beendet ist.

Umzug ist eine logistische Herausforderung

Beim Wechsel von München nach Penzberg handelt es sich um eine logistische Herausforderung. Denn die Produktion soll in der Zeit weiterlaufen. Zum Teil werde im Vorlauf gefertigt, um die Lieferfähigkeit aufrecht zu erhalten, erklärt der Werkleiter. Wichtig ist das insbesondere bei Teilen, die nur sein Unternehmen liefert.

Das Unternehmen, das zur „Winning“-Gruppe gehört, ist ein Automobilzulieferer, spezialisiert auf Komponenten für den Antriebsstrang von Pkw und Lastwagen. Man stelle alles an Zahnrädern zwischen Motor und Rad her, veranschaulicht dies der technische Leiter Jens Pospischil. Produziert werden zum Beispiel Schalträder, Differentialkegelräder und Schiebemuffen. Zu den Kunden gehören ihm zufolge Daimler Truck, MAN, Scania, Iveco und Volvo, bei den Pkw zum Beispiel VW und Seat. In Penzberg werde der Schwerpunkt auf den Nutzfahrzeugen, also Lkw, und dem Agrarbereich, also landwirtschaftlichen Fahrzeugen, liegen. Der Wandel vom Verbrennermotor zum Elektro-Antrieb bereitet dem Unternehmen laut Werkleiter Hall dabei kein Problem. Denn die Bauteile befänden sich alle hinter dem Motor.

Unternehmen mit über 100-jähriger Geschichte

Die Abkürzung „blw“ im Namen des Unternehmens weist übrigens auf dessen 101-jährige Geschichte hin. Die Buchstaben stehen für „Bayerisches Leichtmetallwerk“. Es wurde Ende 1922 in München-Pasing gegründet. 1986 stellte das mittelständische Unternehmen die weltweit erste Präzisionsschmiedepresse vor. 1989 wurde es von Thyssen übernommen. 2008 erwarb die indische Sona-Grupe die drei deutschen Werke in München, Remscheid und Wanheim sowie das US-Werk in Selma. 2021 kauften die Investmentgruppe „Winning Group“ und „EP Industries“ das Präzisionsschmiede-Unternehmen „Sona blw Germany“. Die Abkürzung „blw“ blieb in all den Jahrzehnten erhalten, egal wer Eigentümer war.

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