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Zwischen Existenzangst und positiver Energie: Penzbergs Geschäftswelt sucht gemeinsame Wege durch die Krise

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Von: Wolfgang Schörner

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Penzberger Innenstadt. © Wolfgang Schörner

Es sind schwere Zeiten für die Geschäftswelt. Den Einzelhändlern, die ohnehin schon unter Amazon und Co. leiden, setzte in den vergangenen Monaten auch noch die Corona-Krise stark zu. Und die Sorge vor der Zukunft bleibt. Penzberger Einzelhändler, Gastronomen und Dienstleister trafen sich nun, um über gemeinsame Wege aus der Krise zu sprechen.

Penzberg – Unterschiedliche Erfahrungen haben die Penzberger Geschäftsleute gemacht, als sie zuerst ihre Läden schließen mussten und dann unter Auflagen wieder öffnen durften. Da ist bei manchen zum Beispiel Existenzangst und nun die Sorge vor einer zweiten Coronavirus-Welle samt nochmaliger Schließung. „Dann wäre alles kaputt“, so eine Einzelhändlerin. Oder die Erfahrung, dass bei Kunden weiter Unsicherheit herrscht. Als unzureichend wurden manche Vorgaben empfunden: etwa, ob Kinder mitgerechnet werden, wenn nur eine begrenzte Kundenzahl ins Geschäft darf – das Landratsamt entschied letztlich, dass Kinder unter sechs Jahren nicht mitzählen. Kritik gibt es auch an der „spontanen Entscheidung“, die Mehrwertsteuer zu senken, da dies kurzfristig schwer umzusetzen ist und zu einer Erwartungshaltung bei den Kunden führt.

Umfrage: Knapp die Hälfte sehen eher große bis sehr große Existenzbedrohung

Solche Sorgen und Nöte hatten Einzelhändler, Gastronomen und Dienstleister am Dienstagabend auf eine Pinnwand geschrieben – ein Überblick über ihre Erfahrungen. Die Geschäftsleute waren auf Einladung von Stadt und „Pro Innenstadt“-Verein in die Stadthalle gekommen – das Landratsamt hatte 30 Teilnehmer erlaubt. Wirtschaftsförderin Monique van Eijk legte dort auch das Ergebnis einer Umfrage von Ende April vor, an der 67 Penzberger Gewerbetreibende teilgenommen hatten. Fast alle verzeichneten oder erwarteten demnach Auftragsrückgänge. Knapp die Hälfte sah eine „eher große“ bis „sehr große“ Existenzbedrohung. Ebenso viele hatten Kurzarbeit angemeldet. Über 50 Prozent meldeten, dass ihr Vermieter ihnen nicht entgegengekommen sei. Und mehr als die Hälfte hatten Soforthilfe beantragt, wobei es bis zur Auszahlung drei Tage bis sechs Wochen dauerte.

Geschäftswelt: Treue und Solidarität der Kunden als Mutmacher

Auf der Pinnwand notiert die Geschäftsleute aber auch viele positive Erfahrungen. Zum Beispiel, dass es eine Soforthilfe gab, auch Kurzarbeitergeld oder verständnisvolle Vermieter. Wovon am häufigsten berichtet wurde, war aber die Treue und Solidarität von Kunden, die Gutscheine kauften, Mut machten, den Lieferservice nutzten, im Laden online bestellten oder freudig auf die Wiederöffnung reagierten. Auf dieser Kundentreue, so Monika Uhl von „Pro Innenstadt“, könne man aufbauen. „Eine positive Energie“, wie Tatjana Patermann sagte.

Penzberger Geschäftsleute suchen gemeinsame Wege durch die Krise

Ziel des Abends war vor allem, gemeinsam Wege durch die Krise zu finden, auch mit Blick auf eine mögliche zweite Corona-Welle. Ein Ergebnis der Abstimmung unter den Anwesenden: Es soll eine Aktion „Penzberg sagt Danke“ geben, als Reaktion auf die Kundentreue. Den Vorschlag hatte Ralf Gerard gemacht. Es gehe darum, die Loyalität lebendig zu halten, sagte Uhl. Wie die Aktion konkret aussieht, das will Wirtschaftsförderin van Eijk nun mit den Einzelhändlern besprechen. Das gilt auch für ihren Vorschlag, eine Kampagne mit dem Arbeitstitel „#buylocal“ zu starten. Sie soll das Bewusstsein stärken, lokal einzukaufen.

Penzberger Online-Schaufenster soll weiterentwickelt werden

Ein drittes Projekt, das in der Runde Zustimmung fand, betrifft das Online-Schaufenster „Unser Penzberg“, das Ende März, kurz nach dem „Lockdown“, auf der städtischen Internetseite startete. Es bietet eine Übersicht über Leistungen, Öffnungszeiten, Lieferdienste und Online-Shops der Penzberger Geschäftswelt. Es soll weiterentwickelt werden, so van Eijk. Dazu gab es bereits staatlich finanzierte Beratungen. Wichtig sei, sagte sie, dass die Geschäftswelt möglichst vollständig dabei ist und die Informationen immer aktuell sind, was eine Mitwirkung der Geschäfte voraussetzt. Solche Schaufenster gibt es auch in anderen Städten, zum Teil sogar mit einem gemeinsamen Online-Shop.

„Kümmerer“ für Stadtmarketing und Leerstände in Penzberg

Monika Uhl sagte in der Runde auch, dass die Innenstadt einen „Kümmerer“ braucht: für Stadtmarketing und leer stehende Läden. Was ihr zufolge aber weder die Wirtschaftsförderin noch „Pro Innenstadt“ zusätzlich leisten können. Sie ergriff am Dienstag die Gelegenheit, Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) um einen Termin zu bitten. Zuvor hatte Korpan erklärt, es gebe Pläne, die städtische Wirtschaftsförderung zu einer Vollzeitstelle zu machen. Als wichtig bezeichnete er es, dass „der Draht zwischen Verwaltung und Einzelhandel funktioniert“. Ähnlich hatte es eingangs Vize-Bürgermeister Markus Bocksberger (Penzberg miteinander) formuliert, der von einem „Neuanfang für die Zusammenarbeit“ sprach.

Forderung nach mehr Parkplätzen in der Innenstadt

In diesem Sinne richtete Dieter Conrad eine weitere Bitte an die neue Stadtspitze: „Wir brauchen ein vernünftiges Verkehrskonzept.“ Es gebe viel zu wenig Parkplätze, sagte er. Vorschläge, etwa zu einem Parkhaus, seien in der Vergangenheit in der Schublade gelandet. Kunden aus anderen Orten müssten sicher sein, dass sie einen Parkplatz finden. Sein Appell: „Wir müssen das Verkehrsthema miteinander angehen.“

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