Mehr Roche, mehr Wohnungen, mehr Betriebe: Verkehr nimmt in Penzberg bis 2035 deutlich zu

Durch die Erweiterung des Roche-Werkgeländes werden auf Penzbergs Straßen täglich rund 1100 Kraftfahrzeuge mehr unterwegs sein. Aber auch ohne die Roche-Erweiterung wird der Verkehr deutlich zunehmen. Eine Prognose hat jetzt Gutachter Harald Spath vorgestellt. Der Zuwachs wird zusätzlichen Lärmschutz nötig machen.
Penzberg – Noch gibt es die Erweiterung des Roche-Werkgeländes im Norden um 14,2 Hektar auf rund 60 Hektar nur auf dem Papier. Momentan läuft das Bebauungsplanverfahren. In diesem Zuge erläuterte am Dienstagabend Gutachter Harald Spath vom Münchner Büro „Gevas“ detailliert seine Verkehrsprognose, die er bereits im April kurz vorgestellt hatte. Es sei ein „zusätzlicher Informationsbaustein“, sagte Stadtbaumeister Justus Klement.
Auch ohne Roche-Erweiterung nimmt der Verkehr deutlich zu
Gutachter Spath stellte zunächst eine Prognose vor, wie sich in Penzberg der Verkehr bis zum Jahr 2035 ohne eine Roche-Werkerweiterung entwickelt. Schon so kam er auf eine Verkehrszunahme von 6300 Kraftfahrzeugen pro Tag auf Penzbergs Straßen. In seine Berechnung flossen zusätzliche Wohnbebauungen (plus 4000 Kfz), die Erweiterung des Industrieparks Nonnenwald auf städtischen Flächen (plus 1200 Kfz) und eine Nachverdichtung im bestehenden Roche-Werk (plus 1100 Kfz) ein.
Werkerweiterung führt laut Gutachter zu zusätzlich 1100 Kraftfahrzeugen pro Tag
Die Erweiterung des Roche-Werkgeländes wird laut Spath bis 2035 zu einer Verkehrszunahme um weitere 1100 Kraftfahrzeuge am Tag führen. Insgesamt beträgt der Verkehrszuwachs damit nach seiner Prognose rund 7400 Kraftfahrzeuge am Tag. Demnach würden auf der Nonnenwaldstraße zu den heute täglich um die 5000 bis 6000 Autos noch rund 1500 hinzukommen. Auf der Seeshaupter Straße, wo täglich rund 14 000 Kraftfahrzeuge unterwegs sind, würde es ein Plus von etwa 1200 geben. Für Wölfl rechnet Spath mit 600 bis 700 Autos mehr am Tag (momentan um die 4000).
Gutachter geht von über 1000 neuen Mitarbeiter durch die Werkerweiterung aus
Seinen Prognosen hat Spath mehrere Annahmen zugrunde gelegt. So geht er davon aus, dass der Anteil der Roche-Mitarbeiter mit Wohnsitz in Penzberg bei etwa 27 Prozent liegt, bei gleichbleibender oder abnehmender Tendenz. Die auswärtigen Mitarbeiter, so Spath, würden vier Hauptachsen von und zum Werkgelände nehmen: zu knapp 42 Prozent über die Seeshaupter Straße zur Autobahn, knapp 17 Prozent über die Bichler Straße, etwa sechs Prozent über Reindl und rund drei Prozent über die Sindelsdorfer Straße. Ebenso nahm er an, dass die Roche-Werkerweiterung 1057 zusätzliche Mitarbeiter zur Folge hat. Eine Zahl, die vom Unternehmen ermittelt worden sei, so Spath.
Prognose gilt nur, wenn Roche seine Mobilitätsstrategie ausbaut
Seiner Prognose legte der Gutachter ebenso die Annahme zugrunde, dass Roche, wie angekündigt, seine Mobilitätsstrategie ausbaut, um privaten Kfz-Verkehr zu verringern, etwa durch ein stärkeres Bus-Angebot, mehr Shuttle-Services, Jobtickets, Radangebote und Homeoffice. Spath erklärte, dass das Unternehmen selbst eine Anwesenheitsquote von 60 Prozent im Werk anstrebt. Ohne Mobilitäts- und Homeoffice-Strategie würde ihm zufolge die Verkehrszunahme noch einmal höher ausfallen.
Einen Ausbau von Verkehrsknotenpunkten sieht Spath wegen der prognostizierten Kfz-Zunahme nicht für zwingend. Sinnvoll wäre dies ihm zufolge aber bei der Kreuzung von Nonnenwaldstraße, Wölfl und Kastnerhofstraße. Als Möglichkeiten nannte er eine abknickende Vorfahrt und einen Kreisel.
Mehr Verkehr, mehr Lärm: Schallgutachten sieht Anspruch auf Lärmschutz
Mehr Verkehr führt auch zu mehr Lärm. Dem hatte sich Johann Storr vom Augsburger Büro „Bekon“ gewidmet, der am Dienstag ebenfalls im Ausschuss referierte. In seinem Schallgutachten, das auf der städtischen Internetseite zu finden ist, listet er „Gebäude mit möglichem Anspruch auf Schallschutz“ auf, weil dort durch den Verkehrszuwachs die Werte überschritten werden. Die Gebäude liegen vor allem an Bahnhofstraße, Bichler Straße, Grube, Karlstraße, Nonnenwaldstraße, Reindl, Seeshaupter Straße, Sindelsdorfer Straße, Waxensteinstraße und Wölfl. Als mögliche Maßnahmen nennt Storr lärmarmen Farbbahnbelag, Tempolimits, Lärmschutzwände und -fenster. Am Rande der Sitzung hieß es, dass die Stadt dafür sorgen müsste, die Finanzierung aber über einen städtebaulichen Vertrag mit Roche zu regeln wäre.