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Roche-Erweiterung um 19 Fußballfelder: Gutachter beleuchten Folgen - für Verkehr, Wald und Gelbbauchunke

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Von: Wolfgang Schörner

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Erweiterung: Die rote Fläche zeigt die „Sondergebietsfläche“ von rund 14 Hektar, um die das Penzberger Roche-Werk im Norden vergrößert werden soll. Der Bebauungsplan „Biotechnologiezentrum Nonnenwald Nord“, der momentan in Arbeit ist, umfasst darüber hinaus weitere 10,6 Hektar, die dem „naturschutzfachlichen Ausgleich“ dienen sollen.
Erweiterung: Die rote Fläche zeigt die „Sondergebietsfläche“ von rund 14 Hektar, um die das Penzberger Roche-Werk im Norden vergrößert werden soll. Der Bebauungsplan „Biotechnologiezentrum Nonnenwald Nord“, der momentan in Arbeit ist, umfasst darüber hinaus weitere 10,6 Hektar, die dem „naturschutzfachlichen Ausgleich“ dienen sollen. © Bodenbender/Roche/Grafik: bo

Zu einer Erweiterung des Roche-Werkgeländes im Norden des Penzberger Biotechnologiezentrums haben mehrere Gutachter nun ihre Stellungnahmen vorgestellt. Darin geht es zum Beispiel um Biotope, um Fledermäuse und Zauneidechsen, um Autoverkehr und Lärm. Es ist der erste Schritt in dem Bebauungsplanverfahren.

Penzberg – Massiv erweitern will das Unternehmen Roche sein Werkgelände im Norden. Im Dezember 2020 entschied der Stadtrat gegen die Stimmen der Grünen, ein Bebauungsplanverfahren zu starten. Gutachter legten diese Woche im Stadtrat ihre Stellungnahmen zu Ausgleichsflächen und Artenschutz, Verkehr und Lärm vor. Peter Haberecht von „B3 Architekten“ aus Penzberg gab zudem einen Überblick über den Vorentwurf des Bebauungsplans.

Sondergebietsfläche für Werkerweiterung beträgt nun 14,2 Hektar

Nach den neuesten Zahlen beträgt die „Sondergebietsfläche“ für die Erweiterung des Werkgeländes 14,2 Hektar. Das entspricht etwa 19 Fußballfeldern. Das Werkgelände würde so von 46 auf 60 Hektar wachsen. Der Geltungsbereich des Bebauungsplans umfasst weitere 10,6 Hektar, die bis zu den nördlich und östlich gelegenen Forstwegen reichen. Diese Flächen können laut Stadt „für den naturschutzfachlichen Ausgleich und eventuell den Waldausgleich herangezogen werden“. Architekt Haberecht sagte, dass nach dem Vorentwurf die Gebäude samt Aufbauten maximal 38 Meter hoch, am Rand 29 Meter hoch sein dürfen (das höchste Bauwerk bei Roche, ein Lagergebäude, hat 44 Meter). Die Grundflächenzahl im Erweiterungsgelände betrage maximal 0,8 – was fast eine komplette Versiegelung ermöglicht. Bei den Gebäuden sind laut Haberecht begrünte Flachdächer vorgesehen. Mindestens 25 Prozent der Dächer ohne technische Anlagen sollen für Solarenergie genutzt werden.

Landschaftsplanerin Monika Bissinger sagte, dass 13 Hektar Wald mit Funktion für den lokalen Immissionsschutz verloren gehen. Ausgeglichen werden sollen sie ihr zufolge zur Hälfte durch einen ökologischen Waldumbau im Geltungsbereich und zur Hälfte durch Ersatzaufforstungen in den Landkreisen Weilheim-Schongau und Bad Tölz-Wolfratshausen.

Wirksamer Ausgleich für Zauneidechsen und Gelbbauchunken nötig

Die spezielle Artenschutz-Untersuchung stellte Monika Hess vom Münchner Büro „H2“ vor. „Keine Tatbestände“ gebe es für Flora, Biber, Haselmaus, Tagfalter, Brutvögel, Fledermäuse und Bachmuschel. Zur Erklärung sagte sie, dies heiße nicht, dass die Tiere nicht vorkommen. Zum Beispiel würden Zwergfledermäuse, angezogen vom Licht, in Werknähe jagen. Dies würden sie aber auch am neuen Randbereich tun. Für drei Arten müssen laut Hess jedoch „Maßnahmen ergriffen werden“: Nötig sei ein wirksamer und naher Ausgleich für Zauneidechsen. Betroffen sind ihr zufolge ebenso Gelbbauchunken und Laubfrösche. Auch für sie gebe es schon konkrete Flächen.

Verkehrsaufkommen im Nonnenwald steigt

Eine Verkehrsuntersuchung präsentierte Harald Spath vom Münchner Büro „Gevas“. 2021, also im ersten Corona- und Homeoffice-Jahr, waren ihm zufolge täglich rund 10.000 Kraftfahrzeuge in „Nonnenwald Nord unterwegs – davon jeweils die Hälfte über die Dr.-Gotthilf-Näher-Straße und über die Nonnenwaldstraße. Laut Prognose werden im Jahr 2035 im gesamten Stadtgebiet täglich rund 6300 Fahrzeuge mehr unterwegs sein – durch zusätzliche Wohnbebauung (plus 4000), durch die Roche-Erweiterung (plus 1200) und durch Nachverdichtung auf dem bestehenden Roche-Gelände (plus 1100), wobei die beiden letzten Zuwächse im Nonnenwald auftreten. Um einige 1000 Kfz höher fällt die Prognose aus, wenn es kein Homeoffice und keine Mobilitätsstrategie gibt sowie die Zahl der Roche-Mitarbeiter zusätzlich um bis zu 2000 steigt. Spath empfahl, je nach Zunahme, den Kreisverkehr an der Seeshaupter Straße zweispurig auszubauen oder die Stelle per Ampel zu regeln sowie den Knotenpunkt von Nonnenwaldstraße, Wölfl und Nonnenwald zur abknickenden Vorfahrt umzubauen – ein Vorschlag, den die BfP-Fraktion schon vor Jahren gemacht hat.

Die schalltechnische Untersuchung erläuterte Johann Storr vom Augsburger Büro „Bekon“. Demnach sei beim Gewerbelärm ein „ausreichendes Lärmemissionspotential“ vorhanden und beim planbedingten Verkehrslärm „keine unzumutbaren Lärmimmissionen“ zu erwarten. Zur Luftreinhaltung hieß es, die Werte würden als zumutbar angesehen.

Stadtrat stimmt Bebauungsplan-Vorentwurf zu - auch die Grünen

Eine große Diskussion folgte im Stadtrat nicht. Für die Grünen, die noch im Dezember 2020 vor massiven Folgen gewarnt und eine Verkleinerung auf vier Hektar gefordert hatten, sagte Kerstin Engel, sie danke Roche für das umfangreiche Material. Sie sei nun sehr gespannt auf die Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange. Nachfragen hatte sie zu Grünflächen, Sumpfwald, Amphibien und der Mops-Fledermaus. Am Ende billigte der Stadtrat einstimmig den Vorentwurf. Er wird nun öffentlich ausgelegt, die Stellungnahmen von Behörden und anderen Träger öffentlicher Belange werden eingeholt.

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